Feldhockey „Ich will Spaß haben, aber auch Erfolg“

Düsseldorf · Die 329-fache Hockey-Nationalspielerin Janne Müller-Wieland schließt sich dem DSD an. Zu den Partien wird die 36-Jährige aus ihrer Wahlheimat London anreisen.

 Spielt jetzt für den DSD: Die ehemalige Hockey-Nationalspielerin Janne Müller-Wieland.

Spielt jetzt für den DSD: Die ehemalige Hockey-Nationalspielerin Janne Müller-Wieland.

Foto: imago images/Horstmüller/HORSTMUELLER GmbH via www.imago-images.de

Mit Janne Müller-Wieland spielt künftig eine Hockey-Legende für die Damen des DSD. Wie der Deal mit der ehemaligen Spielführerin der Nationalmannschaft zustande kam und wie die 36-Jährige ihre sportliche Zukunft an der Altenbergstraße sieht, schildert sie im Gespräch mit unserer Redaktion.

Frau Müller-Wieland, warum wechseln Sie vom UHC Hamburg ausgerechnet nach Düsseldorf? Warum der DSD? In Ihrer Wahlheimt England wird doch auch gutes Hockey gespielt.

Janne Müller-Wieland Ich habe Düsseldorf aus meiner Studienzeit in sehr guter Erinnerung. Mit dem UHC Hamburg habe ich außerdem 2009 meinen ersten Meistertitel auf der Anlage des DSD gewonnen. Entscheidend ist aber, dass mit Silja Drewitz eine meiner besten Freundinnen beim DSD spielt. Als ich vor Kurzem mein letztes Spiel für die Nationalmannschaft bestritten hatte, waren viele Freundinnen da, mit denen ich früher schon zusammen gespielt hatte, darunter auch Silja. Dabei kam uns der Gedanke: Es wäre doch witzig, wenn wir beide noch einmal zusammen spielen würden. Zudem hatte ich vor rund einem Jahr DSD-Trainer Lars Rossner kennengelernt. Wir unterhielten uns über das, was sportlich möglich wäre – und Lars blieb hartnäckig (lacht). Das hat die ganze Sache noch einmal forciert.

Sie leben und wohnen mit ihrer Familie im Großraum London, Sie haben dort Ihren Job. Wie bringen Sie das mit dem DSD zusammen?

Müller-Wieland Zu den Spielen werde ich an den Wochenenden aus meiner Wahlheimat London nach Düsseldorf reisen, mit der Mannschaft werde ich in der Woche aber nur selten trainieren können. Der Aufwand ist leider zu groß.

Das hört sich ein wenig nach Rückzug an...

Müller-Wieland ...soll aber nicht heißen, dass ich mich auf die Couch zurückziehe. Ich spiele immer noch gerne Hockey, bin fit und freue mich darauf, wieder Teil eines Teams zu sein und gemeinsam etwas zu entwickeln. Ich bin gespannt, wie das Niveau in der Zweiten Liga ist und was wir mit der Mannschaft erreichen können. Ich will Spaß haben, aber auch Erfolg. Ehrgeizig bin ich immer noch.

Da kommt jetzt die große Janne Müller-Wieland, ein Superstar im deutschen Hockey, zum DSD. Die Erwartungen dürften nicht gerade gering sein.

Müller-Wieland So habe ich das noch gar nicht gesehen. Im Vordergrund steht für mich, meine eigene Leistung abzurufen und zu helfen, dass die Mannschaft ihr Potenzial abrufen kann. Ich kenne mich: Sobald ich da bin, ist das meine Mannschaft, da bin ich eine von vielen im Team, freue mich aber natürlich sehr, wenn ich mit meiner Erfahrung zum sportlichen Erfolg beitragen kann.

Nicht nur wegen ihrer 329 Länderspiele, viele davon als Spielführerin, sind Sie als Führungskraft aber prädestiniert. Als Beraterin widmen Sie sich mit ihrer Firma Unthink Führungsthemen, früher etwa im Auftrag von Bayern München. Auf einer Hockey-Seite ist zu lesen: „Sie ist eine Frohnatur. Betritt die Hockeyspielerin einen Raum, füllt sie diesen allein mit ihrer positiven Ausstrahlung.“ Das schreit doch geradezu nach Führungsaufgaben.

Müller-Wieland Natürlich habe ich viele Erfahrungen gesammelt und mache mir auch meine Gedanken, was man besser oder anders machen könnte. Wenn meine Meinung gefragt sein sollte und ich helfen kann, werde ich mich natürlich äußern. Das gilt vor allem, aber nicht nur, für die jungen, ambitionierten Spielerinnen. Ich komme aber jetzt nicht großspurig daher und erzähle allen, wie es zu machen ist. Da bin ich nicht der Typ für. Ich bin zunächst einmal ein nettes Ad-on – hoffe ich. Warum sollte man auch etwas ändern, wenn die Strukturen gut sind? Ich komme jetzt erst einmal beim DSD an, alles andere ergibt sich.

Rein sportlich betrachtet: Von welchen Stärken der „Neuen“ wird die Mannschaft besonders profitieren?

Müller-Wieland Ich habe in den vergangenen Jahren immer in der Innenverteidigung gespielt. Dort hat man das Spiel vor sich, man kann das Spiel ziemlich steuern und im Spielaufbau einleiten. Was häufig unterschätzt wird: Das Steuern gilt auch für das Spiel ohne Ball. Wichtig ist, zu verstehen, dass jede Spielerin mitgenommen wird und zu erkennen, wann welche Spielerin wie unterstützt werden muss. Da müssen wir ausprobieren, was passt und was nicht. Unter dem Strich geht es darum, aus allen etwas mehr herauszuholen.

Wie halten Sie sich fit, wenn nicht im gemeinsamen Training beim DSD?

Müller-Wieland Ich spiele – wenn ich eine Partnerin oder einen Partner finde – gerne Squash. Ich trainiere oft bei einer Herrenhockey-Mannschaft in Oxford mit. Die spielen in der Zweiten Liga, was mir physisch natürlich alles abverlangt, während ich technisch gut mithalten kann. Zudem halte ich mich mit Laufen, Bergsprints, Workouts zu Hause und im Kraftraum in Form.

Hockey ist Ihre Leidenschaft, haben Sie einmal gesagt, aber auch, dass der Sport nicht alles ist und Sie sich auch über andere Dinge definieren. Woran denken Sie da vor allem?

Müller-Wieland Ich bin die Sportlerin Janne, ich bin aber auch der Mensch Janne mit vielen anderen Facetten. Ich bin in der glücklichen Lage, seit drei Jahren ein eigenes Beratungsunternehmen zu leiten, ich bin Mutter, Ehefrau, Schwester und Freundin. Wichtig ist mir, mit mir selbst im Reinen zu sein, meine Stärken zu genießen und Schwächen und Fehler zu akzeptieren. Gerade was das Scheitern und die damit verbundenen Lernprozesse angeht, habe ich dem Hockey viel zu verdanken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort