Lokalsport Bunte Zeitreise durch den Düsseldorfer Sport

Düsseldorf · Der Sportjournalist Bertram Job präsentiert mit "Turniere, Titel und Triumphe" im Droste-Verlag ein starkes Stück Stadtgeschichte.

Bertram Job ist ein Mann des Wortes. Das hat der Düsseldorfer Sportjournalist in ungezählten Artikeln für verschiedene Medien unter Beweis gestellt, vor allem aber in viel beachteten Büchern. Das Box-Lexikon des früheren Weltmeisters Henry Maske gehört ebenso dazu wie die Geschichte der Toten Hosen ("Bis zum bitteren Ende") oder die Erfahrungsberichte von Polizei-Kommissaren und Versicherungsfahndern, für die Job gekonnt die Feder führte.

Umso beachtlicher jedoch, dass der 55-Jährige bei seiner neuesten Publikation nicht der Versuchung erliegt, zu viel Gewicht auf die Worte - mit denen er nach wie vor bestens umzugehen versteht - zu legen. Im Buch "Turniere, Titel und Triumphe. Sport in Düsseldorf", soeben im Droste-Verlag erschienen, lässt Bertram Job in erster Linie Bilder sprechen. Und die erzählen auf jeder der 304 Seiten schlichtweg grandiose Geschichten.

Das beginnt schon auf der ersten Doppelseite, die das faszinierende Foto eines japanischen Sumo-Ringers samt eines traditionell gewandeten Kampfrichters zeigt - eine Reminiszenz an das Turnier der weltbesten Sumo-Ringer, das im Juni 1992 im Eisstadion an der Brehmstraße stattfand. Und das setzt sich fort über das ganzseitig dargebrachte, legendäre Bild des frustrierten Torhüters Sepp Maier, der die Anzeigetafel des Rheinstadions - die Fortunas 7:1-Triumph über den großen FC Bayern im Dezember 1978 dokumentiert - gar nicht anschauen will.

Verantwortlich für diese teils farbigen, teils schwarz-weißen Abbildungen der Düsseldorfer Sportgeschichte ist überwiegend der traditionsreiche Pressebilderdienst Horstmüller, dessen Fotos seit Jahrzehnten auch regelmäßig im Sportteil der Rheinischen Post zu sehen sind. Job erfüllt diese Dokumente mit Leben, durch die persönliche Auswahl und seine pointierten und augenzwinkernden Texte.

Dabei offenbart der Autor großes Hintergrundwissen über den Sport in der Landeshauptstadt. So wie auf den 23 Seiten, die sich mit Fortunas Fußballern befassen. Job ist sich darüber im Klaren, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, 119 Jahre Vereinsgeschichte umfassend abzubilden. Also trifft er auch hier eine ganz persönliche Auswahl, beherrscht die Kunst des Weglassens. Er beschreibt die großen Titel und Endspiele von Köln 1933 bis Gelsenkirchen 1980, schlägt aber auch die Brücke zum aktuellen Cheftrainer Oliver Reck und dessen Spielmacher Michael Liendl. Natürlich ein gewagtes Spiel, da "Turniere, Titel und Triumphe" an diesen Stellen schon in wenigen Monaten überholt sein könnte - aber es bildet auch einen Anreiz für junge Konsumenten. Einfach köstlich, wie Job Fortunas Legende Andreas "Lumpi" Lambertz beschreibt: "eine Art Moses mit hängenden Stutzen, der die Fortunen aus dem finsteren Tal der Oberliga allmählich nach oben führt".

Die Leser erfahren eine Menge über Pferdesport, Tischtennis, Handball, Rollhockey, Tennis, Football, Eishockey und mehr. Und natürlich über Boxen, das Terrain, auf dem sich der Autor (der früher die Pressearbeit für Henry Maske und Axel Schulz machte) erkennbar am wohlsten fühlt. Vielfalt ist eine der großen Stärken des Buchs, gerät aber nicht zum Selbstzweck. Job nimmt die mögliche Kritik in Kauf, nicht jeden Verein, nicht jede Sportart gewürdigt zu haben. So hätte sich gerade Jobs eigene Generation der heute um die Fünfzigjährigen ein wenig mehr vom ersten Leichtathletik-Weltcup 1977 gewünscht, der damals - ein Jahr nach dem afrikanischen und drei Jahre vor dem westlichen Boykott der Olympischen Spiele - die Sportfans elektrisierte. Und womöglich hätte er sich dafür die Seiten über das Mehrkampfmeeting in Ratingen sparen können, denn die Dumeklemmerstadt kann auch Job nicht nach Düsseldorf eingemeinden. Das aber sind vernachlässigbare Kritikpunkte an einem Band, den man nicht mehr so schnell aus der Hand legt, wenn man sich einmal auf ihn eingelassen hat.

Bertram Job, "Turniere, Titel und Triumphe. Sport in Düsseldorf", Droste-Verlag Düsseldorf, 304 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 39,95 Euro, ISBN 978-3-7700-1518-4

(RP)
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