Start in der Kreisliga Wie zwei Youtube-Stars den Düsseldorfer Sport aufmischen wollen

Düsseldorf · Die beiden Youtuber „Holzi“ und „Spidey“ betreiben einen sehr erfolgreichen Kanal und gründeten die dritte Mannschaft von Turu. Sie wollen den Amateursport aufmischen.

Die Gründer der Youtube-Mannschaft: Lars „Holzi“ Holzschneider (l.) und Lucas „Spidey“ Kutting.

Die Gründer der Youtube-Mannschaft: Lars „Holzi“ Holzschneider (l.) und Lucas „Spidey“ Kutting.

Foto: RP/Benefoto

Die Sportanlage an der Feuerbachstraße in Oberbilk hat für manchen Fußballfan in Deutschland eine herausragende Bedeutung. Und das nicht, weil dort vielleicht Weltstars trainieren oder spielen, oder weil dort einmal eine historische, unvergessene Fußballschlacht geschlagen wurde. Das Interesse der Anhänger gilt allein der dritten Mannschaft von Turu 80, die in der Kreisliga C unterwegs ist. Das besondere Merkmal der Mannschaft: Sie wurde von den Youtubern Lars „Holzi“ Holzschneider und Lucas „Spidey“ Kutting gegründet.

Die beiden Düsseldorfer haben dem Team durch ihre Videos auf ihrem Kanal „Brotatos“ eine solche Popularität verschafft, dass sie mittlerweile vor zahlreichen Zuschauern kicken – zumindest virtuell. Mit ihren Spielzusammenfassungen erreichen sie teilweise bis über eine Millionen Aufrufe. Aber nicht nur virtuell, auch zu den Spielen kommen viele Fans, nehmen dafür sogar weite Fahrten in Kauf und reisen beispielsweise aus Hamburg, München oder Berlin an.

„Holzi“ und „Spidey“ kennen sich seit gemeinsamen Tagen im Kindergarten, bauten am Goethe-Gymnasium an der Lindemannstraße ihr Abitur. Die beiden Freunde studierten später zwar in verschiedenen Städten (“Spidey“ in Köln Filmschnitt, „Holzi“ in Düsseldorf Sport-, Medien- und Eventmanagement), aus den Augen verloren sie sich jedoch nie. 2014 gründeten sie schließlich ihren Youtube-Kanal. Sie befassten sich zunächst nicht mit Sport, hatten aber trotzdem schnell 700.000 Follower. Erst 2016 konzentrierten sie sich in ihren Videos immer mehr auf Fußball. Weil aber alle Ideen für verrückte Challenges im Netz schon vielfach umgesetzt worden waren, entschlossen sie sich, eine Fußballmannschaft zu gründen. „Dieses Projekt war nur der nächste logische Schritt“, sagt „Holzi“. Sie klopften bei Turu 80 an und fanden beim Oberbilker Klub eine sportliche Heimat.

In ihrer ersten Saison in der Kreisliga C wurden sie vom Coronavirus ausgebremst, in der zweiten erreichten sie einen Mittelfeldplatz. Für die aktuell laufende dritte Spielzeit als Turu III haben sie sich den Aufstieg zum Ziel gesetzt – und sind bislang auf einem guten Weg. Als Dritter der Quali-Runde haben sie sich für die Aufstiegsrunde qualifiziert, in der sie ab Februar spielen.

Aber um den Erfolg alleine geht es nicht. „Klar, wir gehen natürlich in jedes Spiel, um zu gewinnen. Und unsere Fans wollen ja möglichst auch immer einen Sieg von uns sehen. Aber für uns gibt es neben den sportlichen Ergebnissen auch andere Aspekte. Für uns ist es die Feier des Amateurfußballs.“

Die beiden 27-Jährigen lassen jede ihrer Partien filmen, schneiden die besten Szenen zusammen, kommentieren den Zusammenschnitt und veröffentlichen ihn am darauffolgenden Sonntag. Sie machen ihre Partien zu spektakulären Ereignissen, die auf den Bildschirmen von Anhängern auf der ganzen Welt zu sehen sind. Sie reisen auch schon mal per Schulbus oder Limousine zu Auswärtsspielen, beim Derby gegen Oberbilk hatten sie Cheerleader dabei.

Sie freuen sich über die Zustimmung, die sie erfahren. Oft heißt es etwa: So wie sie das machen würden, sei es echter Fußball. „Wir sehen uns als Kontrast zum Profifußball, wo es vor allem um Geld, Sponsoren und Politik geht, und der eigentliche Kern des Sports vergessen wird“, sagt „Holzi“. „Für uns ist Fußball Emotion, wo Menschen zusammenkommen, ganz unabhängig von Nationalität und Gesellschaftsschicht. In der Kreisliga gibt es keinen VAR, bei uns kann man nach Toren ausrasten und muss nicht minutenlang auf eine Entscheidung warten, ob der Treffer zählt.“ Sie seien Teil einer Gegenbewegung, in der es um den Fußball an sich gehe – egal welche Sprache die Spieler sprechen. „Fußball ist unsere Sprache.“

Stolz sind die Turu-III-Spieler darauf, dass ihr Team keine Söldnertruppe ist, wie sie sagen. Es bestehe ausschließlich aus Freunden und Freundesfreunden. „So gibt es einen besonders großen Zusammenhalt. Und wir können mehr oder weniger machen, was wir wollen“, sagt Lars Holzschneider. „Wir sind 20 bis 25 Leute, die Hälfte davon hat zuvor nie in einem Verein gespielt.“ Die Mannschaft berät ihre Aufstellung gemeinsam mit Mario Zelic. Der frühere Keeper von Alemannia Aachen fungiert als Coach. „Bei uns kommt der Erfolg, weil wir kämpfen, mit Herz und Leidenschaft dabei sind. Das ist Fußball.“ Darauf basiert ihr Erfolg, darum werden ihre Videos Millionen Mal aufgerufen und erzielen Reichweiten, die anderen Youtubern Tränen in die Augen treibt.

Für die beiden hauptberuflichen Youtuber sind die hohen Zahlen an der Tagesordnung. Sie haben einen der erfolgreichsten Fußball-Youtube-Kanäle in Deutschland. Wohin sie ihr Weg führe? „Keine Ahnung“, sagen sie und zucken mit den Schultern. „Vielleicht als Projekt einen ganzen Verein gründen oder übernehmen, statt nur eine Mannschaft?“ Aber das würde sich irgendwann von selbst ergeben. „Das ist alles fließend. Wir sind in der Lage, Trends zu setzen“, sagen sie. „Aber letztendlich entscheidet die Community und nicht wir. Wir machen ja schließlich auch Videos für die Community und nicht für uns.“

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