Tischtennis Borussia spielt in der Tonhalle

Der Tischtennis-Bundesligist erhielt für den ungewöhnlichen Saisonauftakt gegen den 1. FC Saarbrücken am 28. August eine Ausnahmegenehmigung. Vor dem Spiel soll das Orchester die Nationalhymne von Haydn spielen.

 Die Tonhalle wird zum Tischtennis-Austragungsort.

Die Tonhalle wird zum Tischtennis-Austragungsort.

Foto: Gabriel

Wer mehr als 25 Jahre auf allerhöchstem Niveau im bundesdeutschen und internationalen Tischtennissport arbeitete, wer dabei Deutsche Meisterschaften, Pokalsiege und Champions League-Triumphe feiern konnte, dem kann man nichts Neues mehr über seine Sportart beibringen. Denkt man, ist aber falsch, wie der Borussia-Manager Andreas Preuß unumwunden zugab. "Heute habe ich etwas Neues über Tischtennis gelernt", meint der 48-Jährige.

Doch es war kein Trainer oder Sportwissenschaftler, der "Mister Borussia" Nachhilfeunterricht gab, sondern der Intendant der Tonhalle, Michael Becker. "Tischtennis ist eine filigrane Sportart. Es ist ein rhythmisches Spiel. Wenn es läuft, hat es ein bestimmtes Metrum. Ist es unterbrochen, hat ein Spieler den Punkt gemacht", erläutert Becker. So wundert es nicht, dass die Borussen zum Auftakt der Deutschen Tischtennis Liga-Saison 2010/11 (28. August) in der Tonhalle gegen den 1.FC Saarbrücken spielen werden.

Um die Sporthallenqualitäten des Konzerthauses zu demonstrieren, spielten Becker und Preuß ein paar Ballwechsel auf der wohl teuersten "Tischtennisplatte" der Welt. Der zweckentfremdete Konzertflügel kostet 180 000 Euro. "Natürlich müssen wir in der Tonhalle ein bisschen umbauen, aber wir werden hier ein Bundesligaspiel durchführen können. Dafür haben wir auch bereits die Ausnahmegenehmigung der Liga", erläutert Preuß.

Gedanken, Tischtennis an ungewöhnlichen Orten zu präsentieren, gehört zu Preuß' Dauerrepertoire. "Bei einem Tonhallen-Besuch kam mir die Idee, es müsste auch hier gehen. Als ich nachfragte, stieß ich auf offene Ohren", so der Manager. Und als die Stadt auch noch besondere Mietkonditionen zusagte, war Tischtennis in der Tonhalle perfekt. "Die Tonhalle ist ein offenes Haus und kein geschlossener Tempel, in dem man nur Dinge erleben kann, die man vorher schon verstanden hat. Aber die Kombination Fußball und Tonhalle konnte ich mir nicht vorstellen. Tischtennis ist jedoch Handarbeit und deshalb auch nah an der Musik", sagt der Intendant.

Er hatte als Kind selbst öfter mal den Schläger in der Hand. "Ich habe ein gutes Verhältnis zum Tischtennis. Ich habe mir dabei nie weh getan", meint Becker lächelnd. Zwar sind zum "Zelluloidballspektakel" noch Orchesterferien, aber dennoch tut die Tonhalle einiges, um das ungewöhnliche Event zum Erfolg zu verhelfen. "Wir sind mit Streichern, Bläsern und Schlagzeugern vor Ort. So spielen wir beispielsweise die deutsche Nationalhymne in der Originalversion von Joseph Haydn. Da werden sich einige wundern", verspricht Becker.

Und so kommen die "Kulturbanausen" in der Borussia-Truppe auch mal zum Kulturgenuss in der Tonhalle.

(RP)
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