Lokalsport Borussia hat eine Hand an europäischer Krone

Düsseldorf · Die Tischtennis-Profis gewinnen das erste Champions-League-Finalspiel gegen Orenburg mit 3:2. Timo Boll agiert überragend.

 Die Faust geballt: Kristian Karlsson verlor zunächst gegen Jun Mizutani, entschied die Partie dann aber durch das 3:0 gegen Dimitrij Ovtcharov.

Die Faust geballt: Kristian Karlsson verlor zunächst gegen Jun Mizutani, entschied die Partie dann aber durch das 3:0 gegen Dimitrij Ovtcharov.

Foto: Horstmüller

Während der Ballwechsel war es mucksmäuschenstill im ausverkauften Arag Center Court. Keiner der 1100 Besucher in der Tischtennis-Halle gab auch nur einen Ton von sich. Man hätte die einzelnen Tropfen des ergiebigen Mai-Regens zählen können. Aber nur kurzzeitig, denn immer wieder brandete ohrenbetäubender Jubel auf, wenn ein Borusse im Champions League-Finalhinspiel gegen den TTC Fakel Gazprom Oenburg (Russland) einen Ballwechsel gewonnen hatte. Und Timo Boll (Weltrangliste 3), Kristian Karlsson (WR 18) und Anton Källberg (WR 83) gaben den Fans öfter Grund, ihrer Freude Ausdruck zu verleihen. Am Ende gab es einen 3:2-Erfolg gegen die Weltklassetruppe aus der russischen Stadt am Ural. Und da wurde es dann noch mal richtig laut. "Wir haben eine Chance, die Champions League zu gewinnen, die Tür steht offen" sagte Borussia Manager Andreas Preuß. "Aber es ist noch ein weiter Weg." Und damit meinte Preus nicht die knapp 5000 Kilometer lange Reise zum Final-Rückspiel am kommenden Freitag in Orenburg.

Beim Türöffner gegen Orenburg avancierte Timo Boll mal wieder zum Helden. Sein fortgeschrittenes Alter von 37 Jahre merkte man dem Linkshänder nicht an. Mit seiner Erfahrung kennt er jeden Zentimeter der Platte und jeden Winkel. Seine Gedankenschnelligkeit, die feine Technik und sein unglaubliches Reaktionsvermögen setzt sein Körper noch immer in Windeseile um. Jugendlich frisch bezwang Boll vergleichsweise locker die Nummer zwei der Weltrangliste, Dimitrij Ovtcharov, und die Nummer 13, Jun Mizutani. Die Standing Ovations nach seinem zweiten Sieg hatte sich der Routinier mehr als verdient. "Was Timo gezeigt hat, war überragend", sagte der Präsident der International Tabletennis Federation Thomas Weikert. Wieder einmal waren zwei Boll-Siege die Basis für Borussias Gesamterfolg. "Das war ein Riesenspiel. Irgendwann denkt man, es geht nicht und dann kommen Timo und Kristian und liefern solche Spiele ab", sagte Borussia-Chefcoach Danny Heister.

So richtig konnten die Russen nur einmal überraschen. Als Fakel-Coach Vladimir Endolov den angeschlagenen Ex-Borussen Ovtcharov direkt ins allererste Duell gegen Boll schickte. Schon seit Monaten macht Dimas Hüfte arge Probleme. So viel, dass er bei der Team-WM in der vergangenen Woche das Halbfinale und Finale des deutschen Teams sausen ließ. So kam es zwischen den beiden Team-Vizeweltmeistern Boll und Ovtcharov zu einer Partie für Tischtennis-Feingeister. Nicht die brutal-schnellen Angriffsbälle bestimmten das Spiel, sondern taktische Finessen. Ein Spielstil wie gemalt für den Boll. Der Düsseldorfer hatte von Anfang an die Kontrolle im Match. Dima hingegen fehlten Rhythmus, Druck, Dynamik und Genauigkeit. Die Folge: Boll brachte seine Borussia mit 1:0 in Führung.

Deutlich mehr Geschwindigkeit brachten Karlsson und Mizutani an den Tisch. In einer hochklassigen und spannenden Partie, die eigentlich keinen Unterlegenen verdient hatte, setzte sich Mizutani in fünf Sätzen durch. Dabei konnte Karlsson einen eigenen Machball in Durchgang fünf nicht nutzen.

Im Duell der Generationen, Kälberg ist 20, Samsonov (WR 24) schon 42 Jahre alt, triumphierte eindrucksvoll die Erfahrung. Källbergs Spiel war zu fehlerbehaftet.

Die Wende brachte dann Boll mit einer Weltklasseleistung gegen Mizutani - und Karlsson machte mit einem deutlichen Sieg über den sichtlich gehemmten Ovtcharov den Deckel drauf.

(RP)
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