Leichtathletik Der Überflieger

Bo Kanda Lita Baehre möchte der beste Stabhochspringer der Welt werden. Groß geworden ist er beim ART.

 Bo Kanda Lita Baehre bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Katar im vergangenen Jahr.

Bo Kanda Lita Baehre bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Katar im vergangenen Jahr.

Foto: dpa/Oliver Weiken

Für die jungen Leichtathleten des ART Düsseldorf ist Bo Kanda Lita Baehre ein Idol. Dem coolen Stabhochspringer mit den wilden Haaren und den Tattoos eifern sie nach. Heute leitet der 20-Jährige eine Trainingsstunde mit den Jungen und Mädchen seines früheren Klubs. Die Kinder begegnen ihm voller Ehrfurcht. Vor wenigen Jahren trug er noch ihr Trikot, war einer von ihnen, bis er 2016 vom ART zum TSV Bayer Leverkusen wechselte, damit den Weg von Rath in die Arenen der Welt fand und ins internationale Rampenlicht trat. Ihm ist das gelungen, von dem die Kinder träumen.

Lita Baehre gilt als Ausnahmetalent im Stabhochsprung, als der neue Stern am deutschen Springerhimmel. Beim Training mit den Kindern ist Lita Baehre, der die C-Trainer-Lizenz besitzt, ganz in seinem Element, bricht durch seine lockere Art schnell das Eis. Er weiß ganz genau um die Gefühle der Jungen und Mädchen. „Ich sehe mich selbst hier noch als Jugendlicher herumhüpfen, so als wäre es gestern gewesen“, sagt Bo lächelnd. Die Übungsstunde macht ihn glücklich. „Ich zeige gerne, dass es Sinn macht, Sport zu betreiben“, sagt er – und beantwortet geduldig alle Fragen. Zum Beispiel die nach seinem Namen. „Bo ist skandinavischen Ursprungs, meine Mutter fand ihn so schön“, sagt er. „Sie ist Deutsche und heißt mit Nachnamen Baehre. Kanda und Lita kommen von meinem Vater, der aus dem Kongo stammt.“

Bo wuchs in Flingern auf, besuchte die Montessori-Grundschule in Flingern, wechselte später auf das Lessing-Sportgymnasium an der Ellerstraße. Auffallend sind seine mentale Stärke und Einstellung, sein Siegeswille. „Sport habe ich noch nie nur so zum Spaß betrieben. Mein Ehrgeiz sorgt dafür, dass ich immer den Leistungsgedanken mit mir herumtrage, dass ich immer besser werden und gewinnen will.“ Das war so, als er beim ART (mit Erfolg) Basketball spielte und 2012 beim ART mit der Leichtathletik begann. Vier Jahre später gewann er mit der U20 den deutschen Meistertitel in der 4-mal-100-Meter-Staffel. „Ich brauche diese Motivation. Die treibt mich an, hält die Spannung.“

Wie alle Jugendliche wurde er zunächst breit gefächert ausgebildet, ehe er zum Stabhochsprung kam. Nur ein halbes Jahr nach seinem ersten Kontakt mit dem Stab absolvierte er seinen ersten Wettbewerb, übersprang 2,40 Meter und war Feuer und Flamme für die Disziplin. „Die Vielseitigkeit ist so faszinierend, man benötigt Kraft, Schnelligkeit, Athletik, Körpergefühl, koordinative  und turnerische Fähigkeiten.“ Gerne denkt er an seine Zeit beim ART und seinen ersten Stabhochsprungtrainer Jochen Grundmann zurück.

Mit 18 Jahren verließ Bo sein Elternhaus in Pempelfort, in dem seine Mutter mit seinem älteren Bruder lebt (Vater und eine dreijährige Schwester leben in London). Er zog nach Leverkusen in eine WG mit Para-Sprinter Tom-Sengua Malutedi, um dem Bayer-Trainingsplatz näher zu sein, konsequenter üben zu können. Im vergangenen Jahr machte er an einem Leverkusener Berufskolleg mit den Leistungskursen Sport und Biologie Abitur. 2018 wurde der Höhenflieger zu Deutschlands „Jugend-Leichtathlet des Jahres“ gewählt. Er hatte bis dahin – angefangen 2014 mit dem Sieg bei der U16-DM bis zu den Männern – zehn deutsche Meistertitel und drei internationale Medaillen gewonnen (davon jeweils zwei in der U23 und bei den Erwachsenen). In der U 20 sprang er mit einer Bestleistung von 5,60 Metern in einer anderen Liga als seine nationale Konkurrenz, verbesserte sich im vergangenen Jahr um zehn Zentimeter auf 5,72 Meter.

Unter Trainerin Christine Adams hat er sich konsequent weiterentwickelt. Seine beste internationale Platzierung erzielte er im Oktober 2019 mit Rang vier und einem Sprung über 5,70 Meter bei der Leichtathletik-WM in Doha. Den Weg möchte er fortsetzen. Mit seinem Siegeswillen strebt er nach noch viel mehr. „Ich möchte der Beste der Welt werden“, sagt er. Sechsmal die Woche trainiert er jeweils zweieinhalb Stunden, um seinen aktuellen elften Platz im World-Ranking zu verbessern und irgendwann den deutschen Rekord knacken, den Björn Otto 2012 auf 6,02 Meter geschraubt hat. „Das traue ich mir zu“, sagt er. „Ich muss dafür Erfahrung sammeln und meine Technik perfektionieren und verbessern.“

Die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele steht bei ihm derzeit im Fokus, dafür lässt er gerade sein BWL-Studium in Köln ruhen. Auf dem Weg nach Tokio macht er im Februar auch Halt beim PSD-Bank-Meeting in seiner Heimatstadt. „Ich freue mich auf Düsseldorf. In meiner Heimatstadt vor meinen Freunden zu starten, ist etwas ganz Besonderes.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort