Lokalsport Bach vor Einigung mit der NHL

Düsseldorf · Wenn in einem Jahr die Olympischen Winterspiele beginnen, wird die NHL wohl doch wieder pausieren und die besten Eishockey-Spieler der Welt entsenden. Lange sah dies anders aus, bis IOC-Präsident Bach noch Zugeständnisse machte.

Die Olympischen Winterspiele werden ihre vielleicht größte Attraktion nun wohl doch nicht verlieren. Wie schon bei den vergangenen fünf Winterspielen sollen auch in einem Jahr im südkoreanischen Pyeongchang und 2022 in Peking wieder die Millionäre aus der weltbesten Liga NHL für ein Eishockey-Spektakel sorgen. Dafür soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur IOC-Präsident Thomas Bach in Form von finanziellen Zusagen an die NHL gesorgt haben.

"Präsident Bach versteht, dass der Wettkampf der Besten im Männer-Eishockey eine wichtige Stütze der Spiele ist. Er hat daher klar gemacht, dass er die NHL-Teilnahme 2018, 2022 und an den danach folgenden Spielen voll unterstützt", sagte der Präsident des Weltverbandes IIHF, René Fasel, nach dem jüngsten Treffen mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und der NHL.

"Wir hatten ein fruchtbares und gutes Treffen. Wir hoffen jetzt noch mehr, dass die NHL und der Weltverband eine Lösung finden, damit die Spieler ihren Olympischen Traum wahrwerden lassen können", sagte Bach. Die Zuversicht ist so groß, dass nach der Runde in New York keine Deadline mehr gesetzt wurde, bis zu der eine Entscheidung vorliegen müsse. Aktuell verhandelt nur noch die NHL mit der Spielergewerkschaft NHLPA über eine erneute Saisonpause 2018. Eine Einigung binnen der kommenden vier Wochen wird allein deshalb erwartet, weil der Spielplan für 2017/2018 ausgearbeitet werden muss.

Unter IIHF-Präsident Fasel hatte die NHL seit 1998 stets für die Winterspiele ihre Saison unterbrochen und dadurch für olympische Highlights gesorgt. Diesmal stand die erneute Teilnahme von Superstars wie Kanadas Sidney Crosby, Russlands Alexander Owetschkin oder auch Deutschlands Leon Draisaitl länger als sonst auf der Kippe. Wie immer ging es ums Geld. Bislang hatte sich das IOC offenbar geweigert, wie in der Vergangenheit erneut Geld an die NHL für die Saisonunterbrechung zu bezahlen.

Zwar hatte die IIHF bereits versichert, den NHL-Teambesitzern zehn Millionen Dollar für Versicherungs- und Transportkosten für die hoch dotierten Stars zu bezahlen. Allerdings hätte das zu geringeren Abführungen an die nationalen Verbände und damit im Endeffekt zu geringeren Fördermitteln geführt. Dies wollte die NHL, die Jahr für Jahr die weltweit besten Talente rekrutiert, auch nicht.

Bachs Erscheinen in New York und seine Zugeständnisse - unter anderem, das Geld nun doch zu bezahlen - gaben in dem diesmal besonders zähen Ringen den Ausschlag. Nach der Zusage hat die NHL nun kein Argument mehr, den großen Wunsch von IOC, IIHF und der Spieler zu verweigern, auch wenn der Markt in Südkorea für Eishockey und die NHL als verschwindend gering angesehen wird.

Problematisch bei der abschließenden Klärung zwischen der Liga und der NHLPA ist allerdings, dass es um Macht geht. Die Vereinbarung beider Parteien ("collective bargaining agreement"), die letztendlich den Verdienst der Spieler regelt, läuft zwischen den Spielen 2018 in Pyeongchang und 2022 in Peking aus. Die NHLPA verhandelt für gewöhnlich knallhart zugunsten der Profis, was in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer mal wieder zu monatelangen Pausen im Spielbetrieb ("lockout") und 2004/2005 sogar zum Ausfall einer ganzen Saison geführt hatte. Diesmal jedoch dürfte die NHLPA viel Druck von den Spielern bekommen, nicht zu hart zu verhandeln. Denn die Millionäre wollen unbedingt zu Olympia.

Russlands Superstar Owetschkin von den Washington Capitals etwa hatte bereits angekündigt, auch ohne offizielle Einigung für sein Land in Südkorea spielen zu wollen. Team-Eigner Ted Leonsis hatte dem aus Furcht, seinen besten Spieler ganz verlieren zu können, zugestimmt.

Kanadas zweimaliger Olympiasieger Jonatan Toews (Chicago Blackhawks) ergänzte zudem: "Wenn ich nächstes Jahr Eishockey bei Olympia gucke, und es sind nicht die besten Spieler vertreten, würde ich mich so fühlen, als würden wir unsere Sportart falsch darstellen."

Auch aus deutscher Sicht wäre die Einigung ein Erfolg. Im vergangenen Jahr sorgte das nominell wahrscheinlich beste Nationalteam der Geschichte mit insgesamt sieben NHL-Profis für die Qualifikation für Pyeongchang. Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl (Pittsburgh Penguins) schoss das entscheidende Tor. Auch nächstes Jahr könnte Bundestrainer Marco Sturm wieder sein bestes Team schicken.

Das Eishockeyspiel zwischen den Kölner Haien und der DEG war beim Druck dieser Ausgabe noch nicht beendet.

(dpa)
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