Rollhockey Arzt auf Rollen

Rollhockey-Spieler Andre Beckmann hat eindeutige Ziele in seinem Leben. Für sein Medizinstudium und seinen Sport.

 Andre Beckmann vom TuS Nord im Spiel der Rollhockey-Bundesliga gegen den RSC Cronenberg.

Andre Beckmann vom TuS Nord im Spiel der Rollhockey-Bundesliga gegen den RSC Cronenberg.

Foto: RP/HORSTMUELLER GmbH

„Mit der Nummer 90: Doktor André Beckmann!“ Noch ist es nicht ganz so weit, dass die Besucher in der Rollsporthalle an der Eckener Straße bei der Bekanntgabe der Mannschaftsaufstellung des TuS Nord diese Durchsage hören. Aber der großgewachsene Akteur der Bundesliga-Teams, der selbst nicht mehr genau weiß, wann er zum ersten Mal im grünen Trikot des Unterrather Vereins auf Rollschuhen gestanden hat („ich denke, es war mit sechs Jahren“) ist auf dem besten Weg, ein promovierter Mediziner zu werden. Das allein ist sicherlich nicht so bemerkenswert. Aber wenn man sich Beckmanns Weg zum demnächst fälligen Eid des Hippokrates anschaut, muss man doch „Alle Achtung“ sagen.

Nicht ungewöhnlich war zunächst, dass Beckmann nach seinem Abitur am Humboldt-Gymnasium nicht so richtig wusste, was er weiter machen sollte. „Da kamen mir die sechs Monate Zivildienst, die ich anstatt Bundeswehr machen konnte, gerade recht“, sagt er erinnernd. Aus der Absicht, erst einmal nur Zeit zu gewinnen, sollte dann viel mehr werden.“

„Ich war als Zivildienstleistender im Evangelischen Krankenhaus auf der Pflegestation und habe dort mein Interesse an der Medizin entdeckt. Ich wusste, dass ich bei einem Noten-Durchschnitt von 2,6 auf dem Abiturzeugnis wahrscheinlich lange auf eine Zusage für einen Studienplatz von der Zentralen Vergabestelle müsste. Aber mein Wunsch, Arzt zu werden, ging mir nicht mehr aus dem Kopf, und ich bewarb mich für das Fach Medizin“, erzählt Beckmann.

Die zu erwartende lange Zeitdauer bis zum Studienbeginn wollte er unbedingt sinnvoll im Hinblick auf meinen Berufswunsch hinter sich bringen. „Ich ließ mich, während immer wieder Absagen von der ZVS zum Studium kamen, drei Jahre lang zum Krankenpfleger ausbilden. Danach arbeitete ich ebenso lang auf der Unfall-Station“, beschreibt er seine nächsten Jahre, in denen er während seiner Ausbildung auf den verschieden Stationen vielfältige Erlebnisse mit Kranken hatte. Dazu zählt der mittlerweile 29-jährige Beckmann den Einblick in die Möglichkeiten, die die Anästhesie in der Medizin bietet. „Aber auch die acht Wochen im Hospiz des EVK haben mir viel gegeben, zum Beispiel das völlig andere Arbeiten als auf anderen oft hektischen Stationen. Im Hospiz widmet man sich bewusst mit ganz viel Zeit den Menschen dort auf ihrem letzten Weg“, berichtet er. Die Erfahrung dort, dass auch in diesem Stadium eine weitgehende Schmerzausschaltung möglich ist und den Sterbenden ein hohes Maß an Ruhe gibt, könnte seinen Berufswunsch, später als Anästhesist zu arbeiten, geprägt haben.

Bevor er überhaupt Gedanken an eine Facharzt-Ausbildung hatte, kam erst einmal im August 2017 Post von der ZVS und die Zusage zum Medizin-Studium an der Universität Düsseldorf – sieben Jahre nach seiner ersten Bewerbung. “Das war schon eine gewaltige Umstellung für mich nach den Jahren mit der Arbeit im Krankenhaus wieder auf die Schulbank zurück“, gesteht er. Aber auch dies ist ihm, der jetzt im sechsten Semester ist, gelungen. Dass er, der neben dem Studium immer noch in mehreren Nächten in der Woche als Pfleger im EVK aushilft, sein geliebtes Rollhockey einschränken musste, ist ihm jedoch nicht leicht gefallen.

Aber auch dort hat der zielstrebige Beckmann ein festes Ziel vor Augen. „Ich habe jetzt Semesterferien und wieder Zeit für den Sport. Ich versuche, meinen Trainingsrückstand aufzuholen und dann mit dem TuS endlich den Meistertitel zu holen. Ich bin tatsächlich in den über 20 Jahren, in denen ich Rollhockey spiele, viele Male Zweiter oder Dritter geworden. Jetzt will ich endlich einmal Erster werden“, sagt der Spieler mit der Nummer 90.

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