Judo Als Düsseldorf eine Judo-Hochburg war

Post hatte die besten Kämpfer in seinen Reihen. Mit Wolfgang Hoffmann und Alfred Meier sind gerade zwei gestorben. Hartmut Riedrich erinnert sich.

 Hartmut Riedrich im Jahr 1969. Im August wird er 80.

Hartmut Riedrich im Jahr 1969. Im August wird er 80.

Foto: HORSTMüLLER GmbH

(mjo) Im August feiert Hartmut Riedrich seinen 80. Geburtstag. Der im Stadtteil Lierenfeld geborene Riedrich ist einer der erfolgreichsten Judokämpfer der Landeshauptstadt, dessen Name aber den Jüngeren vielleicht kein Begriff sein wird. Es ist nämlich schon eine Weile her, dass Düsseldorf eine Hochburg dieser japanischen Kampfsportart war. Zentrum war damals die im Jahre 1955 gegründete Judo-Abteilung des Post SV, deren Athleten der Männer-Mannschaft, die ursprünglich aus einer Selbstverteidigungsgruppe für Geldbriefträger stammte, in den 60er-Jahren bis zum Beginn der 70er-Jahre Meisterschaften auf nationaler und internationaler Ebene in Serie holte.

„Es war eine schöne Zeit. Wir hatten eine tolle Mannschaft mit einer vorbildlichen Kameradschaft“, schwärmt Riedrich noch heute. Auf die Erinnerung an die glanzvollen Erfolge damals fällt allerdings gerade ein Schatten, denn zwei seiner ehemaligen Mannschaftskameraden vom Post SV sind kurz hintereinander verstorben: Wolfgang Hoffmann, Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio und späterer Bundestrainer, und Alfred Meier. Der wohl berühmteste Düsseldorfer Judo-Athlet war zweifacher Europameister im Schwergewicht.

 Vom 2.05 Meter großen und über 120 Kilogramm schweren Meier weiß Riedrich zu erzählen, dass dieser als damals unbezahlter Sportler als Taxifahrer arbeitete und wegen seines hünenhaften Aussehens keinen Ärger fürchten musste. Auch über Meiers EM-Titel 1965 in Madrid hat er Einiges zu berichten: „Alfred musste in der ersten Runde gegen den als unschlagbar geltenden Holländer Anton Geesink antreten und verlor prompt nach 30 Sekunden. Der Olympiasieger von 1964 verletzte sich aber dabei und konnte nicht mehr antreten. Weil alle anderen Klassekämpfer aus Furcht vor Geesink gar nicht erst gemeldet hatten, konnte Alfred weitermachen und gewann gegen die nicht so guten Gegner mühelos in den nächsten Runden und so den EM-Titel.“

Beim Stichwort Olympia muss Riedrich unweigerlich an das mit Sicherheit traurigste Ereignis in seiner Laufbahn zurückdenken. „Bei den Olympischen Spielen 1972 in München stand ich im Kader Deutschlands. Am 5. September geschah das schreckliche Attentat auf die israelischen Sportler im Olympiadorf.

Der Träger des rot-weißen Gürtels ging mit 15 Jahren zum ersten Mal zum Training des Post SV. Auch die Bemerkung, „ich sei zu steif zum Judo“, habe ihn nicht von dem Sport abhalten können. Mich begeisterte allein schon das Geräusch, mit dem die Kämpfer auf die Matten geworfen wurden. Also wurde ich für 1.20 Mark Monatsbeitrag Mitglied in der Judo-Abteilung des Post SV. Zwei Jahre später.gewann ich bereits die Bronzemedaille bei der deutschen Jugend-Meisterschaft“, so Riedrich. Die große Liebe zum Judo führte ihn nach dem Ende seines Maschinenbau-Studiums nach Japan. Dort trainierte er nicht nur bei den Judo-Meistern, sondern lernte auch die Sprache. „Damit kann ich heute mit 79 Jahren noch imponieren, wenn ich als Zuschauer bei Turnieren Gäste aus Fernost in deren Heimatsprache begrüße.

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