Fußball Abel: Ein Düsseldorfer daheim in Liechtenstein

Beim VfL Bochum hält Jochen Abel immer noch einen Rekord. 60 Tore hat er für den Klub in der Bundesliga erzielt, so viele wie kein anderer in der Geschichte des VfL. Die viereinhalb Bochumer Jahre waren die schönsten seiner Karriere als Fußballer, an der Castroper Straße war er Publikumsliebling. Auch mit Fortuna Düsseldorf und Schalke 04 spielte der Stürmer in der höchsten Klasse. Makellos war seine Strafstoßbilanz. Er schoss in der Bundesliga 16 Elfmeter, alle verwandelte er. Mit hartem Spannstoß ließ er den Torhütern keine Chance.

 Mit einem 3:0 verteidigte Sandhausen die Tabellenführung.

Mit einem 3:0 verteidigte Sandhausen die Tabellenführung.

Foto: ddp, ddp

Der Rheinländer hat eine zweite Heimat: Liechtenstein, gegen dessen Auswahl die deutsche Nationalmannschaft in die WM-Qualifikation startet, am Samstag in der Hauptstadt Vaduz. Seit 21 Jahren lebt Abel im Fürstentum. Er wohnt in Balzers (4000 Einwohner) und sagt: "Heimweh habe ich nicht mehr." Der Zufall hat ihn an den Oberlauf des Rheins verschlagen. "Ich hatte in den Achtzigerjahren für die Deutsche Krebshilfe gespielt. Bei einem Prominententurnier im Schwarzwald sah mich ein Spielervermittler und fragte mich, ob ich Interesse hätte, in der Schweiz als Spielertrainer zu arbeiten", erinnert sich der gebürtige Düsseldorfer. In der Schweiz landete er nicht, wohl aber im benachbarten Liechtenstein. Dort begann, da eine Hüftgelenksarthrose erfolgreich therapiert worden war, seine zweite Fußballer-Laufbahn.

"Hier habe ich mein Land gefunden, ich bin mit offen Armen empfangen worden", erzählt Abel. "Die Menschen in Liechtenstein sind zurückhaltend. Wenn Fremde kommen, schauen sie sich die Leute erst einmal an und beobachten sie. Macht man den ersten Schritt auf sie zu, dann sind sie sehr warmherzig." Liechtenstein, sagt er, "hat einfach eine sehr schöne Landschaft mit vielen Wanderwegen und vielen Erholungsmöglichkeiten. Und in einer Stunde ist man in der Großstadt, in Zürich".

Als Logistiker arbeitet Jochen Abel im Lager eines Unternehmens, das in der Welt führend für Verbindungsstecker ist. Im "Zweitjob" als Trainer stieg er mit vier Liechtensteiner Klubs auf. Eng war in dieser Zeit die Zusammenarbeit mit den aus Deutschland stammenden Nationaltrainern des Fürstentums, dem ehemaligen Bundesligacoach Dietrich Weise (Kaiserslautern, Frankfurt, Düsseldorf) und dem früheren Bundesligaprofi Ralf Loose (Dortmund, Düsseldorf). "Weise hat hier viel bewegt", erklärt er. "Mit ihm ist in Liechtenstein alles professioneller geworden." Nach einem Herzinfarkt 2003 zog sich Abel vom Fußball zurück. "Ich bin mittlerweile ja auch Großvater geworden", erzählt der 56-Jährige, "und da kümmere ich mich jetzt mehr um mein Enkelkind Noel, spiele ab und zu Tennis und gehe zweimal in der Woche ins Fitnesscenter."

In der Qualifikation für die Europameisterschaft 2008 hat Liechtenstein jeweils ein Spiel gegen Lettland und Island gewonnen, im Heimspiel gegen den späteren Titelgewinner Spanien gab es eine achtbare 0:2-Niederlage. Dass der deutschen Mannschaft gegen den Fußball-Winzling ein ähnliches Debakel widerfahren könnte wie den Österreichern um Kapitän Toni Polster, die 1990 in einem EM-Qualifikationsspiel sensationell den Färöern unterlag, glaubt Abel nicht. "Da haben wir Deutsche doch eine andere Mentalität. Mag sein, dass auch wir mal einen Gegner unterschätzen, aber nicht so wie die Österreicher. Wegen unserer Einstellung sind deutsche Trainer in Liechtenstein auch so begehrt."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort