Düsseldorf Spitzenposten bei Stadt-Töchtern

Düsseldorf · Nach der Kommunalwahl gab's bei den Ratsfraktionen viel Gezerre um Sitze in Kontrollgremien von (teil-)städtischen Unternehmen. Bald kann damit Einfluss ausgeübt werden. Denn bei IDR, Messe, Flughafen, Stadtsparkasse und Rheinbahn werden Posten neu besetzt oder Verträge verlängert.

 Skeptischer Blick nach vorn: Der Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse, Peter Fröhlich, hat derzeit keine Mehrheit im Verwaltungsrat hinter sich. Damit steht seine Vertragsverlängerung im Juli 2012 auf der Kippe.

Skeptischer Blick nach vorn: Der Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse, Peter Fröhlich, hat derzeit keine Mehrheit im Verwaltungsrat hinter sich. Damit steht seine Vertragsverlängerung im Juli 2012 auf der Kippe.

Foto: RP, Andreas Bretz

Die Kommunalwahl 2009 war gerade mal ein paar Tage vorbei, da begannen hinter den Kulissen die Verhandlungen, welche Ratsfraktion wie viele Posten bekommt in Aufsichts- und Verwaltungsräten von Unternehmen, die der Stadt komplett oder zum Teil gehören. Zwischen CDU und SPD kam es darüber zum Streit; bis heute ist das Verhältnis der beiden großen Fraktionen angespannt.

Bei dem Hin und Her um Sitze in den Kontrollgremien ging es nicht um Geld — es gibt relativ wenig Vergütung — sondern um Macht. Und diesen Einfluss können die Politiker in den nächsten Monaten mehrfach geltend machen. Denn an den Spitzen gleich mehrerer städtischer Töchter stehen 2010 oder 2011 Neubesetzungen beziehungsweise Vertragsverlängerungen an.

Messe Düsseldorf: Erst hat Herbert Vogt als Kämmerer im Rathaus die Finanzen in geordnete Bahnen gebracht, 2000 wurde er Finanz-Vorstand der Messe — und machte auch dort einen außerordentlich guten Job. Obwohl Vogt erst 2012 seinen 65. Geburtstag feiert und in Ruhestand gehen muss, wird er auf eigenen Wunsch bereits Ende August 2010 bei der Messe aufhören.

So ganz weg ist er dann ohnehin nicht: Bis 2012 ist er Vorstandsvorsitzender der Messe im tschechischen Brünn, an der die Messe Düsseldorf 61 Prozent hält. Ein Headhunter wurde mit der Suche nach geeigneten Nachfolgern beauftragt. Informierten Kreisen zufolge soll auch Gudrun Hock (SPD), Vize-Chefin des Aufsichtsrats, Interesse bekundet haben. "Ich werde in Abstimmung einen Vorschlag machen", sagt der Vorsitzende des Aufsichtsrats, OB Dirk Elbers (CDU). Es gehe darum, einen Finanzexperten zu finden, "unabhängig vom Parteibuch".

Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR): Als der Bauingenieur Heinrich Pröpper 2000 zum ersten Mal für fünf Jahre zum Alleinvorstand der IDR gewählt wurde, gelang das erst im zweiten Anlauf. Der Aufsichtsrat musste zweimal tagen, bis der damals 50-Jährige gewählt war. Pröpper galt nicht als Favorit des damaligen OB Erwin. Später wurde Pröpper zu dessen verlässlicher Allzweckwaffe — beim Bau der Arena, des ISS Dome oder des Bürgerhauses an der Ratinger Straße.

Nun hat die IDR das Projektmanagement für den Kö-Bogen übernommen. Auf der Feier zu Pröppers 60. sagte Elbers, dass der anstehenden Vertragsverlängerung des IDR-Chefs nichts im Wege stehe. Viele Politiker und Arbeitnehmer im Aufsichtsrat sehen das so. Jedoch gibt es Überlegungen, Pröpper einen zweiten Vorstand zur Seite zu stellen.

Rheinbahn: In den nächsten Monaten muss die Stelle des Rheinbahn-Chefs Peter Ackermann neu besetzt werden. Der 61-Jährige will 2011 Ruhestand gehen. Der zweite Chef, Dirk Biesenbach, muss sich der Wiederwahl stellen. Es deutet einiges darauf hin, dass das klappt. Beim Nachfolger für Ackermann ist davon auszugehen, dass die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat für einen Gewerkschafter plädieren werden. "So lange er qualifiziert ist und nicht Politik ins Unternehmen trägt, ist mir das egal", so Aufsichtsratschef Andreas Hartnigk (CDU).

Stadtsparkasse: Als Peter Fröhlich 2008 neuer Chef der Stadtsparkasse wurde, war das in einer turbulenten Zeit: Wegen Unregelmäßigkeiten bei der Kreditvergabe an Franjo Pooth hatte fast der komplette Vorstand gehen müssen. Fröhlich sollte wieder Ruhe in das Geldhaus bringen. Nächstes Jahr steht seine Vertragsverlängerung an. "Der Vorstand arbeitet gut zusammen", sagt Verwaltungsrats-Chef Elbers. Aus dem Gremium ist aber auch zu hören, dass Fröhlich nicht mehr unumstritten sei. So sei etwa die Zahl externe Berateraufträge unter ihm deutlich gestiegen.

Flughafen: Christoph Blume verließ im Rathaus einen mächtigen Posten, als er 2001 zum Flughafen wechselte: Zuvor war er Planungsdezernent und Stadtdirektor gewesen. 2006 stieg Blume zum Flughafen-Chef auf und präsentiert in dieser Position — neben Thomas Schnalke (Hochtief) — als Geschäftsführer die Stadt als Gesellschafterin. 2011 laufen beider Verträge aus, eine Verlängerung gilt als sehr wahrscheinlich. "Beide sind hervorragende Leute, ich sehe keinen Grund zu Kritik", sagt OB Elbers. Die Vor-Entscheidung fällt in der Gesellschafterversammlung. Das letzte Wort hat der Aufsichtsrat.

(RP)
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