Heinrich-Heine-Uni Spitzenkoch testet Mensa-Essen

Rund 3000 Essen gehen in der Mensa der Heinrich-Heine-Universität täglich raus. Aber gibt's bei dieser Quantität überhaupt noch Qualität? Christian Penzhorn, Koch im "Monkey's West", hat mit einer Studienanfängerin den Test gemacht.

 Rund 3000 Essen gehen in der Mensa der Heine-Uni täglich raus.

Rund 3000 Essen gehen in der Mensa der Heine-Uni täglich raus.

Foto: rpo/Julia Kranz

Zumindest das Fleisch konnte punkten. Sie ist schon den ganzen Morgen auf den Beinen, hat im Labor Gaumenplatten hergestellt, Kronen gegossen und Drähte gebogen. "Jetzt habe ich richtig Hunger", bemerkt Zahnmedizin-Studentin Anna Glawe und betrachtet die Speisekarte der Uni-Mensa.

Die 20-Jährige ist drei Mal in der Woche mit ihren Kommilitonen hier zu Gast. "Es geht schnell, ist gesellig und macht satt — das ist für mich wichtig", erklärt sie und ergänzt lächelnd: "Außerdem kann ich selbst nicht kochen." Bei Christian Penzhorn liegt der Fall etwas anders — er kann kochen, sehr gut sogar.

Der Gourmetkoch des "Monkey‘s West" verbringt heute seine Mittagspause mit Studentin Anna in der Düsseldorfer Uni-Mensa und testet das Studentenfutter. Auf dem Speiseplan heute: Rindfleischpfanne "Cajun" mit Reis für 4,05 Euro und Hüftsteak mit Sauce Bernaise für 4,90 Euro. Beide können zusehen, wie ihr Essen frisch zubereitet wird. Während Anna Glawes Gemüse im Wok geschwenkt wird, steht Christian Penzhorn in einer Schlange vor dem Grill, wo 30 Hüftsteaks vor sich hin brutzeln.

Ungeduldig tritt der Spitzenkoch von einem Bein aufs andere: "Es gibt inzwischen Gar-Techniken, bei denen so eine lange Wartezeit nicht mehr sein muss und das Steak trotzdem rosa ist. Die Studenten haben doch auch mittags nicht so viel Zeit." Und dann endlich, nach zehn Minuten, die erlösende Frage von der Dame am Grill: "Kann‘s bluten?"

Mit blutigem Steak, Rindfleischpfanne, Salat und Vanillepudding auf dem Tablett machen sich die beiden Hungrigen auf den Weg zum Tisch. Und dann kommt der erste Bissen. Christian Penzhorn hält inne und lächelt. "Erstaunlich gut. Blutet noch, die Garstufe ist genau richtig", bemerkt er anerkennend und fragt Anna: "Und dein Essen? Ist das was Besonderes?" Die Zahnmedizin-Studentin zuckt mit den Schultern und bemerkt zwischen zwei Bissen knapp: "Wie immer, ist okay, macht satt."

Penzhorn widmet sich wieder seinem Hüftsteak. Doch im nächsten Moment verzieht der Spitzenkoch schon die Mundwinkel. Er ist bei der Sauce Bernaise angelangt. Lustlos rührt er mit der Gabelspitze in der gelben Cremé und erklärt kritisch: "Da wurde eine Tüte aufgeschnitten. Die Geschmacksverstärker werde ich noch lange auf der Zunge haben." Nach der Hälfte seiner Portion gibt er auf und erklärt: "Das ist hier erstaunlich schwere Kost mit der dicken Cremésauce. Danach könnte ich mich als Student nicht mehr konzentrieren. Es müssten eigentlich vitalere Gerichte angeboten werden."

Auch Anna Glawe streikt nach der Hälfte und beginnt schon zu gähnen. "Und jetzt gleich noch technisch Propädeutischer Kurs — ich würde lieber ein Nickerchen machen", gesteht das Erstsemester. Auch Christian Penzhorn muss weiter — er hat gleich noch Personalessen mit der Belegschaft im "Monkey‘s West", wo ihn gebratener Zander mit Mischgemüse und Kartoffelpüree erwartet.

Sein Resümee: "Der Ansatz mit den Kochstationen und dem Wok ist gut, aber das Essen ist noch zu schwer." Einen Verbesserungsvorschlag liefert der Spitzenkoch gleich mit: "Man könnte weniger Gerichte anbieten und stattdessen etwas mehr Frische rein bekommen."

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