Düsseldorf Spind aufgebrochen und Auto gestohlen

Düsseldorf · Um Geld für seinen nächsten Drogenkauf zu beschaffen, hat ein 36-jähriger Süchtiger im Schwimmbad des Sportparks Niederheid den Spind eines Badbesuchers geknackt – und ist im März mit dem Autoschlüssel sowie dem Pkw des Opfers davongefahren.

 Innerhalb von Sekunden hebeln Täter Spinde in Schwimmbädern auf. Erst vor wenigen Wochen war das Hallenbad Benrath betroffen.

Innerhalb von Sekunden hebeln Täter Spinde in Schwimmbädern auf. Erst vor wenigen Wochen war das Hallenbad Benrath betroffen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Um Geld für seinen nächsten Drogenkauf zu beschaffen, hat ein 36-jähriger Süchtiger im Schwimmbad des Sportparks Niederheid den Spind eines Badbesuchers geknackt — und ist im März mit dem Autoschlüssel sowie dem Pkw des Opfers davongefahren.

Das gestand der Serientäter gestern zu Prozessbeginn beim Landgericht. Unter Drogenentzug habe er nämlich befürchtet, eine damals direkt anstehende Gerichtsverhandlung "nicht durchzustehen". Das erbeutete Auto habe er aber auch gut brauchen können: "Ich hatte noch Arztbesuche zu erledigen."

Zur üblichen Besuchszeit war der Angeklagte damals mit einem Schraubenzieher im Schwimmbad herumgeschlichen. Den Eintrittspreis hatte er dadurch finanziert, dass er leere Flaschen aufsammelte und abgab. Drinnen habe er dann gezielt nach den Besucher-Spinden gesucht und beim ersten Aufbruch mit dem Schraubenzieher gleich Erfolg gehabt: Ein hochwertiges Handy, die Geldbörse eines Besuchers samt Dokumenten sowie der Schlüssel für einen VW Touran fielen ihm in die Hände.

Das Mobiltelefon habe er "auf der Straße verkauft", mit dem Autoschlüssel sei er über den Schwimmbad-Parkplatz geirrt, habe immer wieder den Knopf der Funkfernbedienung gedrückt - und dadurch das dazu passende Auto gefunden. Den fahrbaren Untersatz, mit dem er zunächst nach Hause fuhr, habe er für diverse Fahrten zu Arztterminen genutzt. Dass er nicht mal einen Führerschein hat, störte den vielfach wegen Drogendelikte vorbestraften Angeklagten nicht.

Was aus der übrigen Beute geworden ist — Ausweisdokumente und diverse Karten seines Diebstahlsopfers — wisse er schon nicht mehr. Das Landgericht hat für den Prozess zwei Verhandlungstage inklusive der Vernehmung eines psychiatrischen Gutachters zur Schuldfähigkeit des 36-Jährigen angesetzt. Das Urteil steht noch aus.

Die Masche, gewaltsam Spinde in Schwimmbädern aufzubrechen, um so insbesondere an Autoschlüssel von Badegästen zu gelangen, hat in NRW zugenommen. Erst jetzt konnten die Ermittler zwei Verdächtige festnehmen, die für mehrere Taten im Rhein-Kreis und im Ruhrgebiet in Betracht kommen. Auch im Raum Düsseldorf gab es in der Vergangenheit Spindaufbrüche. Im Hallenbad Benrath hat Ende Oktober im Umkleidebereich ein Unbekannter aus einem Spind einen Autoschlüssel entwendet und war mit dem dazugehörigen Auto davon gefahren.

Daher appelliert Roland Kettler, Leiter der Bädergesellschaft Düsseldorf, an die Badegäste, möglichst keine Wertgegenstände zum Schwimmen mitzunehmen. Einige Bäder haben neben den normalen Spinden auch spezielle Wertschutzfächer im Eingangsbereich.

Umstritten ist auch der Einsatz von Kameras in Schwimmbädern. Laut der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen werden Kameras unter anderem zum Schutz von Badegästen und zur Aufklärung von Straftaten eingesetzt. "Verstöße gegen die Haus- und Badeordnung und Straftaten können nur in den seltensten Fällen unmittelbar durch das Personal beobachtet werden", heißt es vonseiten der Gesellschaft zum Einsatz von Kameras. Diese Daten werden 72 Stunden lang aufgehoben. Doch der Landesdatenschutz fordert den Schutz der Privatsphäre.

(RP)
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