Düsseldorf Spendenexperten raten zu Vorsicht

Düsseldorf · Thomas Beckmann erklärt die hohen Kosten seines Vereins mit sozialer Arbeit, Bürgermeister Friedrich Conzen erhebt hingegen Vorwürfe. In einer Spenden-Datenbank erhält der Verein jetzt einen Eintrag: "Einschätzung nicht möglich."

 Thomas Beckmann bei einem Konzert: Er tritt fast ausschließlich für seinen Obdachlosen-Verein "Gemeinsam gegen Kälte" auf.

Thomas Beckmann bei einem Konzert: Er tritt fast ausschließlich für seinen Obdachlosen-Verein "Gemeinsam gegen Kälte" auf.

Foto: Hertgen

Wie lautet die Kritik?

Der Cellist Thomas Beckmann bricht für den Verein "Gemeinsam gegen Kälte" immer wieder zu Deutschland-Tourneen auf. Dabei sammelt er mit lokalen Hilfsprojekten Geld für die Obdachlosenarbeit. Zur Organisation hat der gemeinnützige Verein allein in den vergangenen fünf Jahren einen Landeszuschuss in Höhe von 307.200 Euro erhalten. Zusätzlich fließen hohe Spenden, im vergangenen Jahr rund 170.000 Euro. Bei Hilfsprojekten kommt aber wenig an: In guten Jahren mit Tournee schüttete der Verein zuletzt rund 100.000 Euro aus, in schlechten deutlich weniger. 2015 wurde mit 24.000 Euro ein Tiefpunkt erreicht. Das führt vereinsintern zu Kritik. Die Kommunalpolitik ist wegen solcher Zahlen schon länger auf Distanz gegangen. Im Stadtrat kritisierten - bereits Ende 2014 - sowohl CDU als auch Linkspartei, es komme zu wenig Geld bei Bedürftigen an. Vom NRW-Sozialministerium heißt es, die Anträge des Vereins auf weitere Förderung würden "aufgrund der inhaltlichen Neuausrichtung des Aktionsprogramms gegen Wohnungslosigkeit" noch geprüft.

Was sind die Ursachen für die geringen Ausschüttungen?

Fest steht: Der Verein hat im Vergleich sehr hohe Verwaltungs- und Personalkosten. Aus Sicht von Beckmann liegt das in der Natur der Sache: Das Organisieren von Konzerten sei teuer. Man müsse aber einbeziehen, dass der Verein auch in anderer Hinsicht soziale Dienste leiste, die sich nicht in den Zahlen widerspiegelten. Er verweist darauf, dass seine Konzerte der Meinungsbildung dienten, zudem seien unter den Mitarbeitern Menschen mit Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Kritiker beurteilen die Sache anders. CDU-Bürgermeister Friedrich Conzen erneuerte auf Anfrage unserer Redaktion die schweren Vorwürfe, die er im Rat erhoben hatte: "Ich kann nur sagen, es kann nicht sein, dass irgendeiner davon lebt, dass er erzählt, er würde alles den Armen geben und im Endeffekt daran verdient." Beckmann bestreitet das. Er beziehe lediglich ein Honorar in Höhe von 4000 Euro monatlich für die Geschäftsführung.

Wie transparent ist der Verein?

Ein ausführlicher Geschäftsbericht war bislang nicht zu bekommen, eine Übersicht für 2014 hat der Verein von seiner Internetseite entfernt. Man müsse die Darstellung überarbeiten, so Beckmann. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), ein Dachverband für Transparenz bei Spendenempfängern, kritisiert mangelnde Auskünfte. Das DZI erstellt eine Datenbank für Spender, für die Vereine ist ein Eintrag kostenlos. "Gemeinsam gegen Kälte" wird dort bald erstmals gelistet - in der Rubrik "Einschätzung nicht möglich". "Eine Nennung in dieser Rubrik veranlasst nach unserer Einschätzung viele Spender zur erhöhten Aufmerksamkeit oder Vorsicht", so Geschäftsführer Burkhard Wilke.

Wie geht es weiter?

Beckmann und Stellvertreter Werner Just kündigen an, man werde sich die Ausgaben anschauen. Dabei habe auch der UPS-Generalbevollmächtigte Frank Sportolari, ebenfalls Vereinsmitglied, seine Mithilfe angeboten.

(arl)
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