Drachen, Boards und Sprünge Spektakulärer Sport auf den Rheinwiesen

Düsseldorf · Was gibt es auf den Rheinwiesen zu sehen, wenn gerade keine Kirmes ist? Auf jeden Fall mehr als Schafe, denn hier trainieren circa ein Dutzend Kitelandboarder, unter ihnen der deutsche Meister im Freestyle. Seit sechs Jahren fegt Yannick Schwickert auf dem "Skateboard mit überdimensionalen Rollen" übers Gras und lässt sich dabei von bis zu 19 Quadratmeter großen Drachen ziehen.

Kitelandboarding am Rhein
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Das noch recht junge Kitelandboarden ist eine Schwestersportart des Kitesurfens auf dem Wasser, oder des Drachensports mit einem Snowboard unter den Füßen. Das ist für Yannick auch ein besonders schöner Aspekt daran: "Man kann alle Elemente miteinander verbinden."

Oft schlagen sich der 24-Jährige und seine Freunde allerdings mit einer Schwierigkeit herum, die der Sport mit Drachen ab und zu unweigerlich mit sich bringt: Es gibt nur wenig Wind. "Heute geht ja gar nichts", ärgern sie sich nach den ersten Versuchen, ihre Kites in die Luft zu bringen.

Dabei sieht das, was sie unter diesen Umständen zuwege bringen, für Außenstehende trotzdem schon beeindruckend genug aus: Die Drachen werden an einem Gürtel befestigt und mit einer Stange gelenkt, und wenn sie an Höhe gewinnen, stellen sich die Kiter auf ihre Boards und ab geht es: Die Wiese hinunter, Schwung holen, und dann verschiedene Drehungen und Sprünge zeigen. Das zieht natürlich die Blicke der Spaziergänger auf sich. "An guten Tagen steht manchmal der ganze Deich voll", erzählt der Düsseldorfer.

Von daher wundert es ihn, dass noch so wenig Leute etwas mit dem Begriff Kitelandboarding anfangen können. Immerhin spielt sich das Training mitten in der Stadt ab — "und das in der Sportstadt Düsseldorf…"

Solche Trainingsmöglichkeiten wie auf den Rheinwiesen sind in Hinblick auf Wettkämpfe natürlich wichtig. Die beiden Hauptdisziplinen dabei nennen sich Race — wobei ein Rennen über eine bestimmte Strecke absolviert wird — und Freestyle — hier stellen je eine Handvoll Kiter in einem vierminütigen Technikwettstreit ihr Können unter Beweis, und der beste unter ihnen zieht weiter in die nächste Runde. In diesem Bereich holte sich Yannick bereits zweimal, 2007 und 2010, den deutschen Meistertitel. Doch auch in der Renndisziplin und der Variante mit einem Kitebuggy auf Sand war der Düsseldorfer schon erfolgreich.

Dennoch: Das Kiten bleibt ein Hobby. Sponsoren sind sehr wichtig, damit er den Sport in dieser Form ausüben kann — denn schon allein für ein Board müsse man mit bis zu 600€ kalkulieren. Und mit dem Drachensport lässt sich kein Geld verdienen. "Das ist aber vielleicht auch besser so", gibt er zu bedenken, "sonst riskiert man dabei irgendwann zu viel."

Schließlich muss die Sicherheit auch bei so genannten Funsportarten groß geschrieben werden. Obwohl es da auch Feinheiten zu beachten gäbe: Yannick trainiert heute mit einem Kite in grün-weiß-schwarz. Dass das ja die Farben des Fußballvereins Borussia Mönchengladbach sind — und damit für einen Düsseldorfer eigentlich ein Faux-Pas — sie ihm noch gar nicht aufgefallen. "Ich hab aber auch einen roten", weiß er sich zu verteidigen, "das ist dann wieder Fortuna."

Da das dann ja geklärt wäre: Wie kommt man eigentlich auf so etwas Ungewöhnliches wie das Kitelandboarding? Bei dem 24-Jährigen fing die Faszination in frühster Kindheit an, als auf den Düsseldorfer Rheinwiesen noch Drachenfeste veranstaltet wurden. Durch seinen Vater kam er zu den Lenkdrachen und probierte sich in den verschiedenen Sportarten, die darauf aufbauen, bis er schließlich beim Kitelandboarden landete.

"Es ist schade, dass es diese Drachenfeste nicht mehr gibt", bedauert der Kiter. "Die Wiese wird fast nicht genutzt. Nur einmal im Jahr die Kirmes und Zirkus — sonst nichts." Er deutet von ihrem Trainingsgelände auf der Südseite der Kniebrücke bis hinauf zur Oberkassler Brücke. "Man könnte die ganze Breite nutzen, Unterschiedliches vorführen, dann noch ein paar Essbuden…" Ob so ein Drachenfest irgendwann mal wieder organisiert wird, liegt allerdings in den Händen der Stadt und nicht in seinen.

Doch während der Kiter sich diese Idee ausgemalt hat, ist endlich etwas mehr Wind aufgekommen. "Ich probier' noch mal ein Ründchen", beschließt er und schwingt sich wieder auf sein Board. Wer sich das ganze jetzt auch einmal selbst ansehen möchte, kann auf www.yannickschwickert.de oder auf Youtube vorbeischauen.

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