Düsseldorf SPD-Jubiläum: Müntefering feiert in Düsseldorf

Düsseldorf · Was Dortmund für das Revier, ist Gerresheim-Süd für Düsseldorf: Herzkammer der Sozialdemokratie. Glashütte, Arbeiter, SPD: Das gehörte viele Jahrzehnte zusammen. Ein Ort, wie gemacht für die Genossen, um beim Jahresempfang des Ortsvereins "Stadtbezirk 7" im Gemeindesaal der Gustav-Adolf-Kirche den 150. Geburtstag der Gesamtpartei zu feiern.

 Fordert Lohngrenzen "nach oben und nach unten": der frühere SPD-Parteichef Franz Müntefering.

Fordert Lohngrenzen "nach oben und nach unten": der frühere SPD-Parteichef Franz Müntefering.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Mit einem Gast, der selbst sozialdemokratisches Urgestein ist: Franz Müntefering. Ein Sauerländer, der das j eher wie ein g spricht, ein Roter mit katholischen Wurzeln, einer der für seine damals schwer erkrankte Frau die große Manege der bundesweiten Profi-Politik kurzerhand verließ. Eben einer, der an diesem Nachmittag in Gerresheim ankommt. Auch weil er den klaren, bisweilen spröden Gedanken fettnäpfchen-trächtigen Bonmots vorzieht.

Den Wahlkampf, den verstolperten Start des Kanzlerkandidaten, die bislang enttäuschenden Umfragewerte für seine Partei streift "Münte", wie ihn auch Parteifreunde gerne nennen, an diesem Nachmittag nicht. Auch wenn die Weggefährten ein paar motivierende Worte gut gebrauchen könnten. Doch Müntefering steht nicht mehr in der ersten Reihe, scheidet im Herbst aus dem Bundestag aus. Und so umschifft das Urgestein konsequent die wirklich spannenden Themen.

Trotzdem berührt der Ex-Parteichef die sozialdemokratische Seele. Unter Anspielung auf den vormaligen Deutsche Bank Chef sagt er: "Es gibt Manager, die haben 14 Millionen Euro zwar nicht verdient, aber bekommen. Das ist 600 Mal so viel wie eine Krankenschwester. Aber niemand kann 600 Mal so gut sein wie ein anderer." Seine Crux: Lohngrenzen muss es sowohl nach untern wie nach oben geben. Nächstenliebe und soziale Gerechtigkeit sieht Müntefering ("meine Mutter war eine gute Katholikin") als zwei Seiten einer Medaille. Sorgen bereitet ihm die Zeitkrankheit "Einsamkeit" und die zunehmende Dominanz digitaler Kommunikation. "Es lässt sich nicht alles technisch machen, das wichtigste bleibt das Gespräch von Mensch zu Mensch."

(RP/ila)
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