Teure Sanierung in Düsseldorf SPD gegen Abriss des Schauspielhauses

Düsseldorf · Die Überlegung von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD), das sanierungsbedürftige Denkmal neu zu bauen, stößt auf breiten Protest.

 Das Schauspielhaus ist derzeit für eine Sanierung geschlossen, die noch teurer werden könnte. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) schließt einen Abriss nicht aus.

Das Schauspielhaus ist derzeit für eine Sanierung geschlossen, die noch teurer werden könnte. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) schließt einen Abriss nicht aus.

Foto: Andreas Endermann

Ein Ziel hat Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) mit seinem Vorstoß zur Zukunft des Düsseldorfer Schauspielhauses auf jeden Fall erreicht: Über kaum ein Thema wird aktuell so viel diskutiert wie über dieses. Ob ihm die Stoßrichtung der Diskussion aber gefällt, ist eine andere Sache. Denn er erntet vor allem Kritik - und das auch aus den Reihen seiner Parteifreunde.

Auslöser der Debatte sind die hohen Sanierungskosten bei dem denkmalgeschützten Theaterhaus, das Ende der 1960er nach einem Entwurf des Architekten Bernhard Pfau am Gustaf-Gründgens-Platz gebaut worden war. Für Sanierungsmaßnahmen sind in den vergangenen Jahren immer wieder Millionenbeträge geflossen (siehe Info-Kasten), aktuell ist das Schauspielhaus geschlossen, weil Teile der Haustechnik erneuert werden. Die Kosten dafür haben sich von zehn auf fast 21 Millionen Euro verdoppelt. Bald könnte eine Sanierung der Fassade hinzukommen. Dabei handelt es sich um eine Hänge-Konstruktion, was eine Sanierung aufwendig macht. Der Architekt Christoph Ingenhoven, nach dessen Entwurf beim Projekt Kö-Bogen II der Gründgens-Platz bebaut wird, hat auch dafür ein Konzept entwickelt. Kosten: 20 bis 25 Millionen Euro. Geisel fürchtet, dass die Kosten weitaus höher ausfallen könnten - und denkt offen darüber nach, das Denkmal abzureißen und nach den alten Plänen neu zu bauen.

"Abriss ist keine Lösung", sagt SPD-Fraktionschef Markus Raub. Das Schauspielhaus sei eine Architektur-Ikone, die könne man nicht einfach abreißen, nur weil es teuer wird. Sehr wohl müsse man "ohne Scheuklappen" die Diskussion führen, welche Sanierungsmaßnahme in welchem Ausmaß nötig sei.

Bruno Braun, in Düsseldorf Vorsitzender des Bunds Deutscher Architekten (BDA), bezeichnet es als "absurd", einen Abriss überhaupt in Erwägung zu ziehen. "Das lässt ein Denkmal nicht zu." Bei einem Neubau würden keine Kosten gespart, sie würden deutlich höher liegen als bei der Sanierung. "Denn bei einem Denkmal müssen alle Materialien genauso wiederverwendet werden wie zuvor." Das Schauspielhaus sei ein städtebaulich signifikantes Gebäude und sei im Zusammenspiel mit dem benachbarten Dreischeibenhaus "ein ganz klares Zeichen der Stadt". Beide Bauten seien eine Fortsetzung der Moderne und dürften nicht verändert werden, allenfalls ergänzt. Nicht jede Garderobe der Schauspieler müsse aber so hergerichtet werden wie von Pfau konzipiert. Auch der Aufgang von der Tiefgarage ins Kassenhäuschen sei nicht optimal. Für SPD-Ratsherr und Schauspielhaus-Aufsichtsratsmitglied Phillip Tacer steht es außer Frage, dass das Schauspielhaus bleibt, wo es ist. "Als eines der intellektuellen Zentren der Stadt gehört das Theater ins Stadtzentrum." Allerdings will er mehr über den Zustand der Fassade wissen, bevor die Entscheidung fällt. "Man muss klären, ob die Arbeiten jetzt wirklich nötig sind." Alexander Fils (CDU) sieht Spielraum. Die Frage sei, ob ein Anstrich der Fassade reiche. Bei einer Erneuerung könnte sich die Investition über Energieeinsparung rechnen.

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Aus Sicht von Kulturdezernent Hans-Georg Lohe ist klar, dass die Fassade in einigen Jahren erneuert werden muss. Als Übergangslösung war bislang vorgesehen, die geschwungenen Bleche durch Stahlseile vor Sturm zu sichern und dadurch Zeit zu gewinnen. Das hatten Experten des städtischen Bauamts nach Orkan Ela vorgeschlagen. Architekt Ingenhoven, der sich im Auftrag des Schauspielhaus-Aufsichtsrates das Gebäude kürzlich angeschaut hat, sieht hingegen dringenden Handlungsbedarf. Eine Erneuerung würde sich zudem anbieten, da das Gebäude ohnehin noch einige Jahre geschlossen bleibt. Zu hören ist auch, dass Intendant Wilfried Schulz gerne hätte, dass sich das Gebäude durch eine gläserne Fassade zur Stadt öffnet.

(RP)
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