Pfarrer sprechen über Feuer, Wasser, Erde und Luft Predigten zu den vier Elementen

Düsseldorf · Wochenlang durchforsteten die Pfarrer der Neanderkirche zahlreiche Bibelstellen und philosophische Lehrwerke der Antike. Das Ergebnis präsentieren sie ab Sonntag in ihrer sommerlichen Predigtreihe.

 Pfarrer Dirk Holthaus hat sich für den Auftakt der Reihe etwas einfallen lassen. Seine Predigt bebildert er mit einem YouTube-Kaminfeuervideo.

Pfarrer Dirk Holthaus hat sich für den Auftakt der Reihe etwas einfallen lassen. Seine Predigt bebildert er mit einem YouTube-Kaminfeuervideo.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

In der griechischen Philosophie spielt die Lehre der vier Elemente, nach denen alles Sein aus den Grundelementen Feuer, Wasser, Luft und Erde besteht, eine zentrale Rolle. Mehrere Jahrhunderte vor der Geburt Christi befassten sich schon Platon und Aristoteles mit eben jener Theorie, die für viele geisteswissenschaftliche und kulturelle Wissenschaften den Ausgangspunkt bildete. Nicht nur wissenschaftliche, auch literarische und künstlerische Werke gingen daraus hervor. „Letzten Endes ist die Vier-Elemente-Lehre ein Ideenkonstrukt, das in mehr als 2500 Jahren gewachsen ist“, sagt Pfarrer Dirk Holthaus. Grund genug für eine eigene Sommerpredigt-Reihe, die am Sonntag, 5. August, startet. Denn auch in den christlichen Lehren nimmt diese Theorie eine zentrale Bedeutung ein. Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament finden sich zahlreiche Verweise, etwa im Buch der Weisheit oder im zweiten Petrusbrief. „Jedes Element wird dort benannt“, erklärt der Seelsorger.

Der Pfarrer der evangelischen Neanderkirche in der Altstadt muss es wissen. Lange Zeit hat ihn und seine Kollegin Antje Brunotte die Lehre der Vier Elemente beschäftigt. Im Rahmen der Predigtreihe werden die beiden an den kommenden vier Sonntagen nun über jeweils ein Element sprechen.

Los geht die Predigtreihe an diesem Sonntag um 11 Uhr mit dem Feuer. Zum einen wollen die Pfarrer dabei die biblischen Hintergründe der Lehre aufgreifen. Etwa, wie Gott im zweiten Buch Mose mit Feuer auf den Berg Sinai herabfuhr, als er Moses mit dem Auszug seines Volkes aus Ägypten beauftragte. „Nicht nur dort steht das Feuer symbolisch für den unbedingten Entscheidungswillen Gottes. In gewisser Weise beginnt mit einem Feuer auch die Befreiungsgeschichte Israels.“

Darüber hinaus versuchen Holthaus und Brunotte den Bogen zur heutigen Zeit zu schlagen. „Es gibt zum Beispiel apokalyptische Visionen in der Bibel, die extrem feurig sind. Wenn man das mit den heutigen Problemen wie dem Klimawandel vergleicht, kann man vielleicht Parallelen ziehen“, sagt Holthaus. Natürlich habe das Feuer auch viele positive Impulse geben können. So durch seine sozialisierende Funktion, bei der das Lagerfeuer zum gesellschaftlichen Nachrichtenaustausch beitrug. Das wäre heute allerdings anders. „Inzwischen hat ja jeder sein kleines Lagerfeuer in Form des Smartphones in der Hosentasche.“

 Viele Wochen verbrachten Brunotte und Holthaus mit der Recherche für ihre Reihe. Nachdem im letzten Jahr anlässlich des Reformationsjahres berühmte Reformatoren im Fokus standen, wollten die beiden Pfarrer wieder ein zeitgenössisches Thema aufgreifen. Dabei durchforsteten sie zahlreiche Bibelstellen und philosophische Lehrwerke der Antike. Zumindest Holthaus hatte großen Spaß an der Recherche. „Für mich war es ein Genuss. Quasi ein kleines Studium Universale.“ Begleitet werden die Predigten von visuellen Mitteln – jedoch verbleibt das Feuer aufgrund der Brandgefahr lieber auf dem Bildschirm von Holthaus‘ Laptop.

Zur sommerlichen Predigtreihe gehört auch ein Mittagessen, das von der Gemeinde und der Hausbrauerei Zum Schlüssel gestellt wird. „Das ist schon eine lange Zusammenarbeit, weil wir ja schließlich Nachbarn sind und den Innenhof der Kirche nutzen dürfen“, sagt Brauerei-Vertreter Dirk Rouenhoff. Thematisch passende Gerichte wie ein feuriger Eintopf am Sonntag ergänzen dann das gemeinsame Diskutieren und Philosophieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort