Vater halbtot geschlagen Sohn muss nach Angriff auf Eltern in Klinik

Düsseldorf · Unbedingt habe er sich von seinen Eltern lösen wollen - und deswegen hat er vor acht Monaten seinen 65-jährigen Vater halbtot geschlagen, seine Mutter erheblich verletzt. Vor dem Landgericht ging es für den 25-jährigen Sohn gestern aber nicht um eine Haftstrafe, sondern um die Unterbringung in einer Psychiatrie-Klinik. Er gilt wegen einer paranoiden Schizophrenie als nicht schuldfähig.

 Gewissenskonflikte entbinden gläubige Menschen nicht unbedingt von beruflichen Aufgaben, entschied das Freiburger Arbeitsgericht.

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Foto: ddp, ddp

Jahrelang hatten seine Eltern und seine Schwester ohnmächtig zusehen müssen, wie der jüngste Spross der Handwerkerfamilie zum unberechenbaren Aggressor wurde. "Mein Sohn", sagte die Mutter leise weinend im Zeugenstand, "ist ein wunderbarer Mensch. Wenn er nicht dieses Zeug geraucht hat!" Doch seit mit dem 15.Lebensjahr hatte der Sohn Marihuana für sich entdeckt und "exzessiv geraucht", nickte sein Vater. Dazu kam, dass "der Junge" Alkohol trank. Dann sei er aggressiv geworden, blindwütig, eine Gefahr für seine Lieben. Einmal hatte er dem Vater nachts ohne Vorwarnung auf den Kopf geschlagen. Doch das war nur eine Andeutung dessen, was im Juli 2007 folgte.

Da hat der junge Mann seine Eltern in Kaiserwerth besucht. "Er war ruhig und höflich", so sein Vater. "Wissen Sie, er kann ein netter, sehr charmanter Junge sein!" Doch als die Eltern vorschlugen, er solle wegen seiner psychischen Probleme in eine Klinik, habe der Sohn mit einer Madonnen-Statue urplötzlich von hinten auf den Kopf des Vaters eingeschlagen, habe ihm mit einem Messer in den Hals stechen wollen. Als die Mutter einschritt ("Wir sind doch deine Eltern!") hat er ihr das Handgelenk gebrochen, den Arm angebrochen und auch sie mit dem Messer verletzt. "Es war wie eine Raserei. Ich kapier' das nicht", sagte der Vater plötzlich, sank schluchzend mit zuckenden Schultern nach vorn. Mehrfach habe sich die Familie beim psychiatrischen Dienst um Hilfe bemüht, doch geschehen sei nichts. "So lang der Sohn nix tut, können wir auch nix machen", sei die lapidare Antwort gewesen.

Als die Polizei damals nach der Tat ins Haus kam, erklärte der 25-Jährige: "Mein Vater ist Geheim-Agent, der mächtigste Mann der Welt - und ich bin geklont, um als sein Nachfolger eingesetzt zu werden." Indirekt bat er die Beamten gar, den Angriff auf den schon schwer verletzten Vater fortsetzen zu dürfen: "Wenn ihr mich jetzt festnehmt, passiert doch noch Schlimmeres!" Im Prozess sagte der junge Mann: "Es sieht so aus, dass ich der Täter bin. Aber es ging mir um Leib und Leben, ich hatte Todesangst, war erleichtert, als die Polizei kam."

Eine Gutachterin bestätigte, dass der junge Mann ohne intensive Behandlung eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt. Das Landgericht wies ihn gestern in eine geschlossene Klinik ein. Und zwar dauerhaft.

(RP)
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