Doppelmord in Hassels Sohn bestreitet Planung zu Doppelmord

Düsseldorf · Zwei Wochen nach Prozessbeginn hat der angebliche Auftraggeber des Doppelmordes von Hassels am Mittwoch vor dem Landgericht sein Schweigen gebrochen und alle Vorwürfe bestritten.

Doppelmord in Hassels ist aufgeklärt
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In einer Erklärung, die seine Anwälte vortrugen, schilderte der 56-jährige Bordellbetreiber die Erschießung seines Stiefvaters (82) und seiner Halbschwester (39) in deren Wohnung an der Altenbrückstraße im Juni 2010 als tragische Folge eines Missverständnisses. Der als Todesschütze bereits zu lebenslanger Haft verurteilte Komplize (23) hätte die Familie des Bordellbetreibers demnach nur erschrecken sollen, habe dann aber den Plan nicht befolgt und beide Opfer wohl "in Panik" getötet.

Der mutmaßliche Auftraggeber zur Ermordung seiner Angehörigen wegen eines Erbstreits stellt sich jetzt als Opfer des Verbrechens dar. "Ich wollte noch ein paar schöne Jahre mit meinen Eltern verbringen", ließ er vortragen. Seit Jahren habe das Rentnerpaar (beide 82) mit dem Gedanken gespielt, zu ihm in die Nähe von Fulda zu ziehen.

Seine Halbschwester sei "nicht sonderlich begeistert" gewesen. Aber um den "nicht sehr entschlussfreudigen Eltern" einen "deutlichen Anstoß" zu liefern, "wie gefährlich das Leben" in der Großstadt Düsseldorf sei, habe er im Juni 2010 die Idee zu einem "vorgetäuschten Raubüberfall " entwickelt, "bei dem niemand verletzt werden sollte".

Nur, um die "Familie in Angst und Schrecken zu versetzen", habe er den 23-jährigen Komplizen als falschen Paketboten hingeschickt. Doch drinnen habe der Kumpan offenbar die Nerven verloren und dem Angeklagten drucksend gestanden, "er habe einen in den Arm geschossen".

Der Bordellbetreiber weiter: "Da war ich in großer Sorge, bin vor Aufregung auf der Heimfahrt viel zu schnell gefahren und geblitzt worden!" Immerhin habe er große "Angst gehabt, dass der Komplize mir den Großteil seiner Schuld zuschiebt und niemand mir glaubt!"

Reaktion des Richters: "Das ist eine andere Geschichte, als wir sie bisher gehört haben!" Tatsächlich hatte der Todesschütze den 56-Jährigen schwer belastet - und ihn als den Planer und Auftraggeber des Doppelmordes bezeichnet. Das Gericht will die Version des 56-Jährigen daher "sehr sorgfältig" prüfen. Der Prozess wird fortgesetzt.

(RP/anch)
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