So wohnt Düsseldorf Ein Domizil für die "Mondfrau"

Düsseldorf · Ein Ehepaar wollte, dass vor allem die Kunst in der neuen Wohnung zur Geltung kommt. Eine Innenarchitektin richtete die Wohnung in Düsseldorf-Oberkassel her, nun hat auch die Lieblings-Skulptur der Bewohner den angemessenen Platz.

So wohnt Düsseldorf: Im Reich der "Mondfrau"
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So wohnt Düsseldorf: Im Reich der "Mondfrau"

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Foto: Hans-Jürgen Bauer

Jeder Mensch hat eine Vorstellung davon, wie seine Wohnung beschaffen sein soll. Wie viele Räume man braucht, ob die Küche offen sein soll, welche Höhe die Miete nicht überschreiten darf, ob lieber Alt- oder Neubau. Eher selten dürften diese Überlegungen sein: Findet die "Mondfrau", die Lieblings-Skulptur der Bewohner, einen Ort, an dem sie optimal zur Geltung kommt? Ein Ehepaar fand diese Wohnung vor einigen Monaten, setzte sich über ein paar Äußerlichkeiten hinweg, plante und veränderte nach den Anregungen einer Innenarchitektin. Nun hat die "Mondfrau" ihren Platz gefunden — und alle sind glücklich.

Nein, von außen wird dieses Haus keinen Schönheitswettbewerb gewinnen im schönen Oberkassel, wo sich die Jugendstil-Fassaden zu übertreffen scheinen und die Architekten zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Fest der Individualität feierten. Dieser Komplex, man könnte auch Klotz sagen, wirkt kantig, zur Straßenseite mit einförmigen, eher kleinen Fenstern ausgestattet, dazu eine Fassade aus Waschbeton, ein Material, das man in den 1960-er Jahren wohl praktisch fand. Ein starker Kontrast zu all den himmelblauen, zartgrauen, schneeweißen Jugendstilfassaden ist dieses Material allemal.

Sobald man aber das Domizil der "Mondfrau" und ihrer Besitzer betritt, wird klar, der Architekturklotz hat ein interessantes Innenleben: Denn diese Mietwohnung mit ihren 150 Quadratmetern und einer großen Dachterrasse wirkt hell, luftig, großzügig. Das war nicht immer so. "Als wir sie zum ersten Mal besichtigten, waren die Räume total verwohnt. Wir brauchten schon Fantasie", meint die Bewohnerin. Trotzdem haben sie und ihr Mann, ein Ehepaar im Rentenalter, sich innerhalb von zehn Minuten entschieden. Dass aus einem "guten Gefühl" konkrete Pläne reiften, verdanken sie ihrer Innenarchitektin Catrin Haacke, die als Spezialistin für solche Veränderungen gilt.

Die steckt hier vor allem im Detail. Und sollte die klar formulierten Wünschen der Hausherrin erfüllen, die es (im mehrfachen Sinne) aufgeräumt mag: "Nur dann kann ich zur Ruhe kommen." Also entwarf Catrin Haacke ein einheitliches Einbauschranksystem für fast alle Räume der Wohnung, die Türen weiß lackiert, mit filigranen, chromglänzenden Griffen. Dahinter verschwindet, was nicht sichtbar sein soll oder die Harmonie der Räume stören könnte: Im Schlafzimmer auch Körbe mit Schmutzwäsche und Sportutensilien, im Wohnzimmer der große Fernseher - für den hat sich die Innenarchitektin Schiebetüren einfallen lassen, die sich nach oben und unten (statt quer) öffnen lassen.

Dazu ein Lichtkonzept, teils in die Einbauschränke integriert, das die Kunstsammlung des Paares - ob eine 2000 Jahre alte Amphore der Phönizier oder eine zeitgenössische Materialkollage des Düsseldorfer Künstlers Herbert Götzinger - illuminiert und von den Schrankwänden reflektiert wird. Catrin Haacke: "Dadurch wirkt das Weiß warm und nie kalkig."

Dieses "warme Weiß" prägt vor allem das Schlafzimmer, ein Raum, der Ruhe ausstrahlt - und vor dessen Fenster eine üppige, weiße Orchidee blüht. Farbtupfer sind hier unerwünscht, deshalb hat die Innenarchitektin die Schrankwand durch eine schmale Leiste verlängert. Ein Trick, denn dahinter hängen nun die Halsketten der Bewohnerin, Entwürfe von der Schmuckdesignerin Ursa Jordan. Sie hat auch bestimmt, wie ihre Colliers optimal aufbewahrt werden sollten, ein Schreiner hat danach halbrunde Aufhängungen gefertigt. So entstand eine schmucke Wand im Verborgenen.

In den beiden Arbeitszimmern offenbart sich die unterschiedliche Definition des Paares von Ästhetik. Ihr Arbeitszimmer (gleichzeitig Gästezimmer) dominiert ein weißer Schreibtisch und eine Liege mit strengen schwarz-weißen Streifen, alles von kühler, klarer Optik.

Sein Zimmer wird von warmen Holztönen und einem gemusterten Sofa geprägt. Und seinen Vorlieben: An der Wand hängt eine Sammlung alter Taschenuhren, in der Regalwand, die er 1970 von seinen Eltern geschenkt bekam, stehen chinesische Miniaturen neben einem ägyptischen Grabwächter. Der Hausherr, der gern durch Antiquariate streift, zieht aus dem Regal ein Geschichtsbuch von 1671 hervor, "hab' ich schon als Gymnasiast gekauft."

Gemeinsam aber ist beiden die Bewunderung ihrer "Mondfrau", der Skulptur von Felicitas Lensing-Hebben, die perfekt ausgeleuchtet den zentralen Punkt der Wohnung beherrscht, nahe der Eingangstür. Ihr Pendant aus gebranntem Ton überwacht die Terrasse: "Der Seher". Auch darin ist sich das Paar einig: "Der beschützt uns."

Serie In der Reihe "So wohnt Düsseldorf" stellt die Rheinische Post immer zum Wochenbeginn Wohnungen und Wohnhäuser in Düsseldorf vor.

Vielfalt Wir zeigen die ganze Bandbreite: vom umgebauten Bauernhof über den Neubau bis zur Studentenwohnung. Die Abwechslung macht's und ist interessant.

Kontakt Haben Sie Vorschläge für die Serie? Dann schicken Sie uns eine E-Mail an duesseldorf@rheinische-post.de mit dem Betreff "Wohnserie". Oder rufen Sie uns gerne an unter Telefon 0211 5052361.

(RP)
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