Düsseldorf So trifft das Russland-Embargo die Firmen

Düsseldorf · Düsseldorfs Unternehmen leiden unterschiedlich stark unter den wirtschaftlichen Sanktionen der EU gegen Russland infolge der Ukraine-Krise. In der NRW-Landeshauptstadt gibt es überdurchschnittlich viele exportorientierte Firmen.

 Die Bundesregierung hat kürzlich wegen der Krise in der Ukraine ein Rüstungsgeschäft von Rheinmetall mit Russland über 100 Millionen Euro gestoppt.

Die Bundesregierung hat kürzlich wegen der Krise in der Ukraine ein Rüstungsgeschäft von Rheinmetall mit Russland über 100 Millionen Euro gestoppt.

Foto: dpa

Düsseldorf ist seit jeher der Schreibtisch des Ruhrgebiets. Konkret heißt das: Dort gibt es überdurchschnittlich viele Zentralen von großen Industrieunternehmen. Entsprechend ist das wirtschaftliche Wohl und Wehe der NRW-Landeshauptstadt mehr als in vielen anderen Städten der Rheinschiene vom Export abhängig.

Kürzlich hat die EU im Zuge der Ukraine-Krise die Sanktionen gegen Russland verschärft. Düsseldorfs Firmen haben traditionell eine enge Bindung zu Russland, früher an die Sowjetunion. Moskau ist Düsseldorfs Partnerstadt. Die Dreiecksgeschäfte mit Mannesmannröhren, die gegen Öl in den siebziger Jahren an die Sowjets geliefert wurden, sind noch Vielen im Gedächtnis.

Besonders betroffen ist der Maschinen- und Anlagenbau, insbesondere wenn eine Nähe zu Rüstungsgütern direkt oder indirekt besteht. Denn das Embargo hemmt erheblich die Ausfuhr derart sensibler Güter.

Das musste zuletzt der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall erfahren. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte die Lieferung eines 100 Millionen Euro teuren Gefechtsübungszentrums nach Russland vorvergangene Woche untersagt. Teile des Trainingszentrums im Wert von etwa 60 Millionen Euro soll Rheinmetall bereits nach Russland geliefert haben.

In einer glücklicheren Lage ist der Düsseldorfer Anlagenbauer SMS Group. Das Unternehmen hatte im April einen Großauftrag aus Russland erhalten. Der Traditionskonzern wird für die russische Firma Tulachermet-Steel für rund 180 Millionen Euro ein komplettes Stahlwerk mit angeschlossener so genannter Knüppelstranggießanlage und zwei Feinstahlwalzwerken liefern. Die Anlage, 200 Kilometer südlich von Moskau, dient zur Herstellung von Stahlteilen, die später etwa zu Eisenbahnschienen weiterverarbeitet werden können. Nach Angaben eines SMS-Sprechers ist dieser Kaufvertrag durch das neue, verschärfte EU-Embargo nicht bedroht, das Stahlwerk werde wie vereinbart geliefert. Doch hatte SMS-Chef Burkhard Dahmen kürzlich bei einer Pressekonferenz gesagt: "Zusätzlich belasten die politischen Unsicherheiten in den für uns wichtigen Absatzmärkten Russland, Ukraine und Venezuela das Geschäft".

Im Sprinterwerk hat man keine Sorgen vor einbrechenden Exporten durch die Sanktionen, sagte ein Sprecher. Das liegt wohl auch daran, dass Daimler in Russland ein eigenes Sprinterwerk unterhält und nicht aus Düsseldorf exportiert. Der Rohrhersteller Vallourec macht etwa zwei bis drei Prozent seines Umsatzes in Russland, wollte aber keine Angaben zu den Folgen der Sanktionen machen. Der Anlagenbauer Gea mit Sitz in der Airportcity macht schätzungsweise drei Prozent seines Umsatzes in Russland und der Ukraine. Die Metro-Gruppe betreibt in Russland derzeit 73 Metro Cash & Carry-Großmärkte. "Nachdem die russische Regierung festgelegt hat, welche Produkte unter die angekündigten Importbeschränkungen fallen, haben wir umgehend begonnen, an alternativen Beschaffungsstrategien für die entsprechenden Produkte zu arbeiten", sagte eine Sprecherin. Die meisten Waren würden aber innerhalb Russlands bezogen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort