Präimplantationsdiagnostik So stimmten die Abgeordneten

Düsseldorf · Als einzige der vier Bundestagsabgeordneten aus der Landeshauptstadt votierte Beatrix Philipp (CDU) für ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID). Thomas Jarzombek (CDU), Gisela Piltz (FDP) und Sahra Wagenknecht (Linke) stimmten wie die Mehrheit des Plenums für begrenzte Zulassung.

 Gisela Piltz (FDP) stimmte für die begrenzte Zulassung von PID.

Gisela Piltz (FDP) stimmte für die begrenzte Zulassung von PID.

Foto: Thomas Busskamp

Es kommt nicht allzu oft vor, dass Beatrix Philipp, CDU-Bundestagsabgeordnete aus Düsseldorf, mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) einer Meinung ist. Gestern bestand zwischen den beiden Politikerinnen Einigkeit. Im Plenum stand ein umstrittenes Thema zur Entscheidung: Ob Präimplantationsdiagnostik (PID), also die genetische Untersuchung durch künstliche Befruchtung erzeugter Embryonen, zugelassen werden soll und unter welchen Bedingungen. Es war eine Gewissensfrage, bei der quer durch die Fraktionen die Meinungen auseinander gingen.

 Sahra Wagenknecht (Linke) stimmte für die begrenzte Zulassung von PID.

Sahra Wagenknecht (Linke) stimmte für die begrenzte Zulassung von PID.

Foto: APN

Philipp stimmte wie Merkel für ein Verbot und war damit in der Minderheit. Nicht nur im Bundestag, sondern auch im Kreis der vier Bundestagsabgeordneten aus Düsseldorf. Thomas Jarzombek (CDU), Gisela Piltz (FDP) und Sahra Wagenknecht (Linke) waren sich einig und stimmten für den liberalsten Entwurf. Danach soll eine PID nicht gegen das geltende Recht verstoßen, wenn die Kinder "eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine schwerwiegende Erbkrankheit" haben oder eine Fehl- bzw. Totgeburt zu erwarten ist. Neben einem Verbot der PID lag noch ein Kompromissvorschlag auf dem Tisch, der engere Grenzen setzte als der nun beschlossene.

 Beatrix Philipp (CDU) stimmte für ein Verbot von PID.

Beatrix Philipp (CDU) stimmte für ein Verbot von PID.

Foto: CDU

"Ich habe mich damit lange schwergetan. Denn es gibt für beide Positionen Argumente", so Jarzombek auf RP-Anfrage. Zu keinem anderen Thema habe er so viele Zuschriften von Bürgern bekommen, darunter etliche sehr persönliche Schilderungen. "Aus all dem habe ich für mich das Leitmotiv abgeleitet, das das meiste Leben ermöglicht." Das ist nach Jarzombeks Ansicht die eingeschränkte Zulassung. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass Embryonen, bei denen in einem späteren Stadium eine Behinderung festgestellt wird, abgetrieben würden. Da stelle sich auch die Frage nach der Menschenwürde der betroffenen Mutter. "Mir ist lieber, es wird in der Petrischale entschieden als in einem fortgeschritteneren Stadium", sagt der Christdemokrat und weiß viele Fraktionskollegen an seiner Seite.

 Thomas Jarzombek (CDU) stimmte für die begrenzte Zulassung von PID.

Thomas Jarzombek (CDU) stimmte für die begrenzte Zulassung von PID.

Foto: rpo, Urs Lamm

Nicht jedoch Beatrix Philipp. Sie lehnt PID aus vollster Überzeugung ab: "Es geht um die Frage, wie wir mit Leben umgehen - am Anfang und am Ende." Die Würde des Menschen sei nicht teilbar, jede Form des Selektierens lehne sie ab: "Man bestellt ein Kind, aber bitteschön ohne Behinderung?" Die Tür, die mit der PID geöffnet werde, "kriegen wir nicht mehr zu". Philipp ist sicher, dass auf Sicht Embryos in der Petrischale nicht nur genetisch untersucht werden, wenn die Gefahr von Erbkrankheiten oder Fehlgeburten bestehe, sondern mit dem Ziel, auch nach anderen Kriterien zu selektieren. Für Philipp leitet die gestrige Entscheidung im Bundestag "einen Paradigmenwechsel in der CDU, aber auch in der Gesellschaft" ein.

"Ich will keine Babys à la carte", sagt die FDP-Abgeordnete Gisela Piltz. Es sei jedoch ein Wertungswiderspruch, dass abgetrieben werden dürfe, aber PID verboten sein solle. "Ich könnte nicht damit leben, wenn PID generell freigegeben würde", so Piltz. "Aber in diesem eng begrenzten Rahmen sollte es möglich sein."

Ähnlich argumentiert Sahra Wagenknecht, Bundestagsabgeordnete der Linkspartei mit Wahlkreis in Düsseldorf. "Wenn klar ist, dass ein Baby schwerstbehindert ist, kann Frauen nicht die Entscheidung einer späteren Abtreibung zugemutet werden", sagt sie. "Das hat mit Designer-Babys nichts zu tun." Zudem sei es längst so, dass PID in anderen Ländern zugelassen sei. "Diejenigen, die das Geld haben, nutzen diese Möglichkeit ohnehin schon." Die jetzt beschlossene Regelung ermögliche das auch Menschen mit geringem Einkommen.

(RP)
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