Günstiger unterwegs mit Bus und Bahn So spart man Geld mit dem neuen VRR-Tarif

Service | Düsseldorf · Bus- und Bahnfahrten lassen sich neuerdings auch nach Strecke abrechnen. Wir haben „Eezy“ ausprobiert – und nachgerechnet. Vor allem für eine bestimmte Art von Strecken ist der Tarif attraktiv.

 Vor dem Einstieg müssen Passagiere in der Handy-App einchecken. Das braucht Daten und frisst Akku. Außerdem sollte man daran denken, sich bei Fahrtende wieder auszuchecken. 

Vor dem Einstieg müssen Passagiere in der Handy-App einchecken. Das braucht Daten und frisst Akku. Außerdem sollte man daran denken, sich bei Fahrtende wieder auszuchecken. 

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Bus- und Bahnpassagiere in Düsseldorf und in ganz NRW können neuerdings ihre Fahrten auch nach Strecke abrechnen. Der neue, nur mit dem Handy nutzbare Tarif „Eezy“ bemisst den Fahrpreis nach der Entfernung zwischen Start und Ziel. Er bildet erstmals eine Alternative zu der seit Jahrzehnten praktizierten Wabenstruktur und soll das Bahnfahren übersichtlicher und die Abrechnung fairer machen. Wir haben ihn ausprobiert.

Wie funktioniert Eezy? Der Tarif ist nur über bestimmte Apps nutzbar. Bislang ist das in erster Linie die kostenlose VRR-App, die neue Rheinbahn-App soll bald um die Funktion erweitert werden. Beim Einstieg muss der Fahrgast einchecken, nach dem Ausstieg auschecken. Dann berechnet die App den Fahrpreis. Im Test lief das reibungslos. Über GPS erkennt die App den Standort und macht einen Vorschlag, an welcher Haltestelle man sich offenbar befindet. Das lässt sich bei Fehlern korrigieren, stimmte aber bei unseren Testfahrten immer. Ein Nachteil ist der Datenhunger: Wer „Eezy“ nutzen will, muss einmalig seine Adress- und Kontodaten hinterlegen, GPS und bei der VRR-App auch Bluetooth einschalten. Auch der Handy-Akku muss bis zum Ziel durchhalten. Bei Kontrollen lässt sich ein QR-Code vorzeigen, genau wie bei herkömmlichen Tickets aus den Nahverkehr-Apps.

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Was kostet „Eezy“? Der Tarif berechnet sich aus einem Grundpreis, der im VRR-Raum 1,50 Euro beträgt. Dazu kommen 25 Cent pro Kilometer Entfernung zwischen Start- und Zielhaltestelle. Ein großer Vorteil: „Eezy“ wird nie teurer als der klassische Tarif. Für Fahrten innerhalb von Düsseldorf fallen also höchstens 3 Euro an, das ist der Preis für ein Ticket der Preisstufe A3inklusive der Erhöhung um 10 Cent, die seit dem Jahreswechsel gilt. Falls ein Kurzstreckenticket ausreicht – also bei einer Fahrt mit höchstens drei Stationen und ohne Umstieg – berechnet „Eezy“ automatisch diesen günstigeren Tarif von 1,70 Euro.

Ein Vorteil ist, dass „Eezy“ im ganzen Bundesland funktioniert. Auch bei Fahrten über die Verbundgrenzen setzt sich der Fahrpreis nach demselben System zusammen, wobei die unterschiedlichen Verkehrsverbünde verschiedene Tarife ansetzen. Innerhalb von 24 Stunden ist der Fahrpreis auf 30 Euro begrenzt. NRW ist mit einem solchen einheitlichen E-Tarif ein Vorreiter.

Fahrgäste müssen sich allerdings ohnehin nicht mehr wie früher in den Tarifdschungel einarbeiten, der gerade bei Fahrten über eine Verbundgrenze schwer zu durchschauen ist. Auch die seit Jahren erhältlichen Apps, über die sich normale Tickets kaufen lassen, berechnen automatisch die richtige Preisstufe. Die Rheinbahn hat gerade eine überarbeitete App veröffentlicht, die auch Fahrplan- und Tarifauskünfte und den Ticketkauf einfacher macht. Sie ist kostenlos erhältlich.

Wann können Düsseldorfer sparen? Innerhalb der Stadt lässt sich bei Einzelfahrten auf kürzeren Strecken teilweise nennenswert sparen. Wer zum Beispiel mit der Wehrhahn-Linie von der Uhlandstraße in Düsseltal zur Heinrich-Heine-Allee fährt, zahlt für die vier Stationen mit „Eezy“ zwei Euro und spart damit einen Euro zum klassischen Tarif. Wer weiter fährt bis S-Bahnhof Bilk (insgesamt sieben Stationen) liegt mit 2,50 Euro immer noch unter dem Normaltarif.

Richtig deutlich wird die Ersparnis dort, wo die Wabenstruktur besonders ungerecht ist: bei Fahrten in naheliegende Nachbarstädte. Das ist für Düsseldorf mit seinem dicht besiedelten Umland interessant. Eine Fahrt vom Düsseldorfer Hauptbahnhof zum Neusser Hauptbahnhof zum Beispiel kostet mit „Eezy“ nur 3,50 Euro, zum S-Bahnhof Hilden sind es 4,25 Euro. In beiden Fällen gilt normalerweise Preisstufe B mit 6,10 Euro. Bei längeren Strecken, etwa zum Wuppertaler Hauptbahnhof, gibt es keine Ersparnis mehr.

Allerdings sind solche Berechnungen nur für Gelegenheitsfahrer interessant. Wer regelmäßig die Rheinbahn oder S-Bahnen nutzt, ist mit Zeitkarten oder Mehrfahrtenkarten trotzdem schnell besser beraten – und muss nicht mehrfach pro Fahrt das Handy zücken. „Eezy“ hat zudem ein Risiko: So lange nicht ausgecheckt wird, läuft die Berechnung weiter. Folgt zum Beispiel nach dem Ausstieg eine lange Autofahrt, droht die App einen hohen Preis zu berechnen. Wie oft das in der Praxis vorkommt, muss sich noch zeigen. Vom VRR heißt es, in solchen Fällen zeige der Kundenservice Kulanz.

Warum wurde der Tarif eingeführt? „Eezy“ ist Teil einer ÖPNV-Offensive der Landesregierung, für die drei Milliarden Euro bis 2031 veranschlagt sind. Sie soll das Angebot deutlich verbessern. 100 Millionen Euro davon sind für den neuen E-Tarif verplant. Davon werden die Mindereinnahmen der Verkehrsunternehmen wie der Rheinbahn ausgeglichen, die durch die günstigeren Fahrten entstehen. Das ist wichtig, weil sich die Unternehmen in erster Linie durch die Tickets finanzieren und angesichts von teilweise maroder Infrastruktur, finanzschwacher Kommunen und dem politischen Wunsch nach einer Verkehrswende ohnehin finanziell unter Druck stehen.

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