Düsseldorf So signalisieren Frauen: Nicht mit mir

Düsseldorf · Marion Heyers, im Kriminalkommissariat Vorbeugung mit den Themen Gewalt gegen Frauen und Kinder befasst, hört es oft: Seit den Silvesterübergriffen vor drei Jahren sind Frauen ängstlicher geworden. In einem Seminar entwickelt sie mit den Teilnehmerinnen Strategien zum Selbstschutz. "Wer sich gedanklich öfter mit dem Thema auseinandersetzt, kann im Ernstfall das richtige Verhalten abrufen", sagt sie. Die Gesprächsrunden nur für Frauen unter der Überschrift "Nicht mit mir" will die Kriminaloberkommissarin künftig regelmäßig anbieten.

1 Körpersprache Achten Sie auf Ihre Ausstrahlung. Hängende Schultern und gesenktes Kinn machen auch im Wortsinn klein. Wer mit erhobenem Kopf durchs Leben geht, zeigt nicht nur anderen Selbstbewusstsein und Entschlossenheit. Gerade Haltung stärkt auch das eigene Selbstvertrauen.

2 Waffen Schlechte Idee, sagt die Kriminalkommissarin. "Bevor Sie sich entscheiden, eine Waffe einzusetzen, hat sie der Täter schon in der Hand", ist ihre Warnung an Ungeübte. Dazu kommt: Pfefferspray setzt im geschlossenen Raum (oder bei ungünstigem Wind) oft auch den Benutzer außer Gefecht. Mal ganz davon abgesehen, dass ohnehin nicht erlaubt ist, Messer oder Pfefferspray dabeizuhaben. Ein Geheimtipp, den Heyers von Schülerinnen gehört hat und den sie gerne weitergibt: Japanisches Heilöl in einem kleinen Zerstäuber kann ähnlich wirken wie Pfefferspray. Man sollte es bloß nicht in der Handtasche versenken, sondern griffbereit haben.

3 Handy-Notruf Ihr Smartphone kann Sie aus brenzligen Situationen auch dann retten, wenn Sie nicht reden können: Je nach System (i-Phone oder Android) können Sie mit bestimmten Tastenkombinationen einen Notruf auslösen, der direkt bei der Polizeileitstelle aufläuft. Dann sollte man möglichst viel reden. "Geben Sie meinen Kollegen Hinweise, wo genau und in welcher Situation Sie sind", sagt Heyers. "Die reagieren dann sehr schnell - und sind auch nicht sauer, wenn sich die Situation in der Zwischenzeit klärt und ihr Eingreifen nicht mehr nötig ist." Gerade deshalb aber zögerten viele Frauen, in bedrohlichen Situationen einen Notruf abzusetzen. "Das müssen Sie nicht."

4 Helfen Wenn Sie eine Frau in Bedrängnis sehen, bringen Sie sich nicht in Gefahr. Eine gute Möglichkeit zum Eingreifen ist es, die Frau - niemals den Aggressor selbst - anzusprechen. "Tun Sie, als kennen Sie sich, oder fragen Sie nach der Uhrzeit - alles was überraschend ist, gibt ihr die Chance, der Situation zu entkommen." Wenn das nicht ausreicht, und Sie glauben handeln zu müssen, bevor die von Ihnen alarmierte Hilfe eintrifft: Bei der sogenannten Nothilfe gelten die gleichen Regeln wie für Notwehr. Sie dürfen Gewalt anwenden, um sich aus einer bedrohlichen Lage zu befreien. Aber die Methode Ihrer Wahl muss im Verhältnis zum Angriff stehen, sonst setzen Sie sich selbst ins Unrecht.

5 Öffentlichkeit Apropos Helfen: Wenn Sie selbst Hilfe brauchen, rufen Sie nicht einfach laut Hilfe. Sondern sprechen Sie möglichst gezielt Passanten oder Fahrgäste an. "Wer direkt angesprochen wird, hat keine andere Chance als zu helfen", sagt Marion Heyers. Und auch wenn die Medien häufig über unterlassene Hilfeleistung berichten: "Die Mehrheit der Menschen will helfen und tut es auch", sagt Heyers. "Davon hört man deshalb seltener, weil für die meisten Leute Hilfe selbstverständlich ist." Stefani Geilhausen

(RP)
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