Test So fit sind Düsseldorfs Kinder

Düsseldorf · Die Zahl der übergewichtigen Schüler in Düsseldorf sinkt: In den vergangenen sieben Jahren sind die Fünftklässler sportlicher geworden. Das geht aus Daten hervor, die die Stadt erhebt. Sie testet Zweit- und Fünftklässler. Experten sind verwundert, andere Städte übernehmen das Modell.

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Foto: RP, Jenny Möllmann

Die Düsseldorfer Kinder sind in den vergangenen Jahren fitter und durchschnittlich auch schlanker geworden: Im Jahr 2006 galten noch 19,1 Prozent aller Kinder unter 14 Jahren als übergewichtig, im vergangenen Jahr waren es nur noch 16,2 Prozent. Auch sind die Schulkinder beweglicher und sportlicher geworden, die Fünftklässler stehen besser da als die Kinder im deutschlandweiten Vergleich. Das geht aus den Daten hervor, die die Stadt mit dem "Düsseldorfer Modell" erhebt.

Dafür testet das Sportamt die Zweit- und Fünftklässler jedes Jahr auf ihre Fitness und Ausdauer. Ergebnis dieser "Checks": Die Kinder schneiden in der fünften Klasse besser ab als in der zweiten Klasse, kommen insgesamt auf die Schulnote Zwei minus. "Für eine Großstadt ist das ein gutes Ergebnis", sagt Sportwissenschaftler Theodor Stemper, der den Check 2002 entwickelt und inzwischen eine Professur an der Bergischen Universität Wuppertal hat. "Sehr erfreulich ist auch, dass die Zahl der stark übergewichtigen Kinder von 8,7 Prozent auf 5,6 Prozent in zwei Jahren zurückgegangen ist." Jugenddezernent Burkhard Hintzsche: "Die Landesregierung entscheidet jetzt, ob unser Modell auf NRW ausgeweitetet werden soll und kann."

Unterschiede in den Stadtteilen

Mit den Ergebnissen rudert die Landeshauptstadt ganz klar gegen den allgemeinen Trend. Experten sind erstaunt: "Landesweit gibt es immer mehr Kinder mit Übergewicht und motorischen Störungen", sagt Wilfried Jacobs, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland. "Jedes sechste Kind in NRW ist zu dick." Das Düsseldorfer Modell begrüßt Jacob ausdrücklich. "Bewegung von Kindern hat an Bedeutung gewonnen." Denn die Checks stehen nicht für sich — sondern sind eingebettet in ein Programm. "Jedes Kind bekommt eine Empfehlung", erklärt Clemens Bachmann vom Sportamt. "Darin sagen wir, welche Sportart und welcher Verein für es geeignet sein könnte."

Die Förderung beginnt aber schon früher. So gibt es zehn Bewegungskindergärten in der Stadt, Kooperationen zwischen Sportvereinen und Kitas sowie das "Kita-Schwimmen", an dem 27 Einrichtungen teilnehmen. Bewegungsfördergruppen sollen schwache Kinder auffangen, Talentiade und Talentgruppen fördern die zehn Prozent, die stärker sind als ihr Jahrgang. Hilden, Dormagen und Ratingen haben das Modell inklusive Check bereits übernommen, Basel ist interessiert.

Die ausgewerteten Datensätze — mehr als 40 000 inzwischen — lassen weitere Ergebnisse zu. So gibt es einen Zusammenhang zwischen der Zugehörigkeit zu einem Sportverein und der Fitness: Kinder im Verein sind sportlicher als andere. Und: Es gibt Unterschiede in den Stadtgebieten. Die erstellte "Fitnesskarte" zeigt, dass Kinder aus den besser situierten Stadtteilen sportlicher sind als Altersgenossen aus sozial schwachen Bezirken; Migrantenkinder schneiden im Durchschnitt schlechter ab. Stemper: "Interessant ist, dass sich die schulischen Leistungen mit den sportlichen decken, eine Mathekarte sähe so ähnlich aus wie die Fitnesskarte." Das liege an der Förderung der Kinder insgesamt.

Hintzsche: "Immerhin widerlegen die Zahlen schon jetzt, dass unsere Kinder immer dicker und unbeweglicher würden."

(RP)
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