Düsseldorf "Sieben Prozent mehr Besucher bei der Boot"

Düsseldorf · Verbands-Geschäftsführer Jürgen Tracht spricht im Interview mit unserer Redaktion über Luxusjachten, die führerscheinfreien 15-PS-Boote und das letzte Messewochenende der "Boot" 2014 in Düsseldorf.

 Jürgen Tracht, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft, an einem 15-PS-Motorboot der Firma Hellwig.

Jürgen Tracht, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft, an einem 15-PS-Motorboot der Firma Hellwig.

Foto: Endermann, Andreas

Herr Tracht, Jachten gelten als Hobby der Reichen und Superreichen. Ist Bootssport für Normalverdiener unerschwinglich geworden?

Tracht Das ist ein Trugschluss. Millionenjachten sind ein Traum, aber die Mehrheit der Boote liegt im kleinen Segment. 60 Prozent der Schiffe in Deutschland sind kürzer als sieben Meter. Gerade das Geschäft mit kleinen läuft so gut wie nie zuvor. Die Befreiung von Booten bis 15 PS von der Führerscheinpflicht hat dem Segment einen enormen Schub gegeben. Die Zahl der verkauften kleinen Außenbordmotoren hat sich im Jahr 2013 verzweieinhalbfacht.

Wie viel Geld muss man ausgeben, um in dieser Bootsklasse mitzuspielen?

Tracht Die führerscheinfreien Motorboote bewegen sich in einer Preisspanne zwischen 2000 und 15 000 Euro, also nicht mehr als ein neues Motorrad. Das sind Preise, die auch einen relativ spontanen Kauf auf der Messe ermöglichen. Die Aussteller berichten jeweils von guten Verkäufen.

Gerade das Geschäft mit kleineren Booten auch über 15 PS war ins Stocken geraten und kriselte. . .

Tracht Es gibt aber viele Gründe, die für diese Boote sprechen. Daher sind sie weiterhin beliebt. Erstens passen diese Schiffe auf einen Trailer. Das bietet den Vorteil, dass die Besitzer sie hier auf Binnengewässern genauso einsetzen können wie am Urlaubsort. Die Boote werden einfach mit dem Auto gezogen und sind in guten zehn Stunden am Lago Maggiore, und wenig später auch am Mittelmeer. Zweitens bieten die Boote mit Außenborder einen großen Preisvorteil, weil sie billiger sind als Innenborder und weniger Sprit verbrauchen.

Viele schreckt der Unterhalt ab . . .

Tracht Wir haben errechnet, wie hoch die Kosten für solche Boote tatsächlich sind. Mit einem Budget von etwa 280 Euro im Monat inklusive Wertverlust muss ein Eigner rechnen. Das ist für viele Menschen erschwinglich. Die trailerbaren Boote haben den Vorteil, dass sie keinen Liegeplatz benötigen, das spart auch noch mal 1000 Euro und mehr.

In Halle 6 stehen 40 Jachten, die eine oder mehrere Millionen kosten, allen voran die fast sieben Millionen Euro teure Motorjacht Princess 98'. Ist das nur eine Attraktion, um Besucher zu ködern, oder werden die Schiffe wirklich hier verkauft?

Tracht Das Luxussegment ist für die Messe Boot nicht nur ein Anker, die werden in Düsseldorf wirklich verkauft. Wir beobachten viele ausländische Kunden, dieses Jahr vor allem aus Russland. Das sind natürlich Kunden, für die drei oder sechs Millionen Euro überschaubare Beträge sind.

Die Boot des Vorjahres hatte rückläufige Besucherzahlen. Wie sieht es im laufenden Jahr aus?

Tracht Wir sind bei den Besucherzahlen deutlich im Plus. Zur Halbzeit der Boot hatten wir 129 000 Besucher, das sind 9000 mehr als am Vergleichstag des Vorjahres. Allerdings waren die Bedingungen im Vorjahr auch nicht ideal. Erst war es extrem kalt, was die Leute von einem Besuch abhielt. Dann gab es Streiks im Flugverkehr.

Welche Erwartungen haben Sie an das letzte Messewochenende?

Tracht Wir haben hohe Erwartungen. Wenn das Wetter mitspielt, dürfen wir Samstag und Sonntag mit bis zu 70 000 Besuchern rechnen.

Anders als die meisten Konkurrenzmessen liegt der Standort Düsseldorf nicht am Meer. Ist das ein Problem?

Tracht Nein, große Jachten können über den Rhein zum Messegelände kommen — teilweise aus eigener Kraft, teilweise auf Pontons. Dadurch können wir hier das ganze Spektrum zeigen.

Was halten Sie am Messestandort für verbesserungswürdig?

Tracht Ehrlich gesagt, nichts. Die Lage des Messegeländes ist perfekt. Mit der Bahn kann man direkt zur Boot kommen. Ich selbst bin jeden Morgen von Wuppertal hierher gefahren und stand kein einziges Mal im Stau. Die Verkehrsanbindung ist hervorragend. Und der internationale Flughafen liegt ganz nah am Messegelände. Dadurch ist die Düsseldorfer Messe für ausländische Besucher wesentlich besser erreichbar als etwa Hamburg oder gar Friedrichshafen am Bodensee. Außerdem kenne ich keine Messe weltweit, die über eine so gut ausgebaute Infrastruktur verfügt. Hinzu kommt, dass Düsseldorf unglaublich gut zur Boot passt.

Wo sehen Sie die Trends der Boot in 20 Jahren?

Tracht Der Zukunftstrend sind alternative Antriebe. Sowohl reine Elektromotoren als auch diesel-elektrische Antriebe werden in 20 Jahren weit verbreitet sein.

(RP)
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