Gerichtsentscheidung Sie streiten über das Kreuz

Düsseldorf · Die evangelische und katholische Kirche wollen die Entscheidung der Düsseldorfer Gerichte nicht tolerieren, dass Kreuze nicht mehr in Gerichtssälen hängen sollen. Für Dienstag laden sie zu einer Diskussionsveranstaltung.

 In Düsseldorf mussten sämtliche Kreuze in Gerichten abgehängt werden.

In Düsseldorf mussten sämtliche Kreuze in Gerichten abgehängt werden.

Foto: RP, Andreas Bretz

Lange hat kein Thema mehr in Düsseldorf solche Wellen geschlagen. Das Abhängen der Kreuze in den Sälen des Amts- und Landgerichts an der Mühlenstraße hat zahlreiche RP-Leser bewegt und eine politische Debatte ausgelöst. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sagte, er hätte sich eine andere Entscheidung der Gerichte gewünscht. "Das Kreuz steht für die christlich-abendländischen Werte, auf denen unser Gemeinwesen basiert."

Der rheinische Präses Nikolaus Schneider bedauerte gegenüber der RP die Entscheidung: Das Kreuz im Gerichtssaal sei ein Signal dafür, dass die menschliche Gerechtigkeit zum Segen wird, indem sie in einen großen Rahmen einbezogen ist. Dominik Schwaderlapp, Generalvikar am Erzbistum Köln, verurteilte das Vorgehen in Düsseldorf: Wer Kreuze aus Gerichtssälen entferne, trenne demonstrativ die Rechtsordnung von ihren Wurzeln. "Dazu dürfen wir Christen nicht schweigen", so Schwaderlapp. In dem neuen Gerichtsgebäude an der Kölner Straße werden Kreuze nicht mehr aufgehängt.

OLG-Präsidentin lenkt nicht ein

Weil die beiden großen Kirchen in Düsseldorf das Abhängen der Kreuze nicht hinnehmen wollen, beschreiten sie den Weg in die Öffentlichkeit. Am kommenden Dienstag laden sie gemeinsam zu einer Veranstaltung ins Maxhaus in der Altstadt ein. Stadtdechant Rolf Steinhäuser und Superintendent Ulrich Lilie diskutieren mit der Landtagsabgeordneten Monika Düker (Grüne), Karin Kortmann, Düsseldorfer SPD-Parteichefin und Vizepräsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, und NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU). Sie betrachtet den Schritt der Gerichtspräsidenten kritisch, kann allerdings keinen Einfluss darauf nehmen. Die Gerichte sind unabhängig.

Die Präsidentin des Oberlandesgerichts (OLG) Düsseldorf, Anne-José Paulsen, hat die Entscheidung der Düsseldorfer Gerichte verteidigt, künftig keine Kreuze mehr in Gerichtssälen aufzuhängen. In einer öffentlichen Erklärung wies sie darauf hin, dass sich der Staat und seine Gerichte "weltanschaulich neutral zu verhalten haben". Ohnehin hingen nach Angaben Paulsens nur in 40 bis 60 der 1300 Gerichtssälen in NRW noch Kreuze.

(RP)
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