Düsseldorf Sie blickt durch die Kamera in Spaniens Seele

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Fotografin Anya Bartels-Suermondt stellt ab dem 19. Mai in der Tonhalle aus. Sie zeigt Bilder des Flamenco-Stars El Cigala.

 Anya Bartels-Suermondt wird im grünen Gewölbe der Tonhalle ausstellen. Ihre Werke wurden von König Juan Carlos mit Dankesbriefen bedacht.

Anya Bartels-Suermondt wird im grünen Gewölbe der Tonhalle ausstellen. Ihre Werke wurden von König Juan Carlos mit Dankesbriefen bedacht.

Foto: aBR

Natürlich spricht sie inzwischen fließend Spanisch, kennt Madrid und den Rest Spaniens womöglich besser als ihre Geburtsstadt Düsseldorf. Das hätte sie sich damals, vor etwas mehr als 20 Jahren, nicht träumen lassen: Anya Bartels-Suermondt (gerade verheiratet), folgte seinerzeit ihrem damaligen Mann, einem Mediziner, nach Madrid. Vermutlich wäre sie mit ihm auch in jedes andere Land gegangen. Wie das halt so ist, wenn die Liebe jung und die Ehe frisch geschlossen ist. Aber es war Madrid.

Dort ging er seinem Job nach, und sie suchte nach einer Beschäftigung. Dabei half der Gatte. Er hatte gesehen, wie gut ihre Fotos waren, die sie immer wieder machte. Und schenkte ihr eine Profi-Kamera, eine Nikon. Was beide nicht ahnten: Es war der Beginn einer ungewöhnlichen Karriere.

 Der spanische Flamenco-Star Diego El Cigala vor der Linse von Anya Bartels-Suermondt. Sie ist die persönliche Fotografin des Künstlers.

Der spanische Flamenco-Star Diego El Cigala vor der Linse von Anya Bartels-Suermondt. Sie ist die persönliche Fotografin des Künstlers.

Foto: Anya Bartels-Suermondt

Denn Anya (die das deutsche j in der Mitte ihres Vornamens in ein spanisches y verändert hatte) fotografierte - Müllmänner bei der Arbeit, Menschen, Straßenszenen, Häuser, Künstler - kurz: Alles, was sie sah und für interessant hielt. Im Laufe der Zeit kamen da Tausende Fotos zusammen, zumal sie schon in diesen Jahren sehr viel reiste und als Journalistin für verschiedene Zeitungen zu arbeiten begann.

Mit diesem Beruf hatte sie bereits in Deutschland angefangen. Nach einigen Jahren der Mitarbeit bei der Rheinischen Post arbeitete sie in den Redaktionen verschiedener TV-Sender. Sie landete schließlich im Team der Talk-Show "Zeil um zehn", die u.a. von Wolfgang Korruhn und Beate Wedekind moderiert wurde. Als dort eines Tages der legendäre Fotograf Helmut Newton zu Gast war, traute sie sich, ihm ihre Fotos zu zeigen. Der Profi sah sofort ihr Talent und machte ihr Mut, weiterzumachen - ohne eine eigentliche Ausbildung zur Foto-Technik, mit der sie damals liebäugelte. Die habe er auch nie gemacht.

Mit diesem Rückenwind schließlich ging sie in Madrid an die Arbeit, machte die Leidenschaft zum Beruf. Bald landete sie in Spaniens Stierkampfszene, war von der grausamen Ästhetik der Corrida gepackt, fotografierte die Stierkämpfer, die Szenen in der Arena, das Publikum, die Menschen und Tiere in den Kulissen. Bald wurden die Toreros, aber auch deren Entourage, auf diese blonde Deutsche aufmerksam, die einen so ganz anderen Blick auf ihr Tun hatte.

Ein Bildband wurde gemacht, dann noch einer - und Spaniens Medien wurden aufmerksam auf die Fotografin aus Düsseldorf. Sozusagen die Krönung waren schließlich insgesamt fünf Briefe, die ihr der damalige spanische König Juan Carlos schrieb, weil ihn die Bilder faszinierten, die er da von den Menschen seines Landes sah. Längst war sie nicht mehr nur beim Stierkampf dabei, sondern geriet in das Umfeld des Flamencos. Sie lernte Musiker kennen, einige begleitete sie auf Tourneen bis nach Südamerika, Mexico, New York, Tokio.

Sie kam den Künstlern näher, sie vertrauten ihr - und es entstanden Fotos, auf denen man sieht, wie frei sich die Fotografin in diesem Metier bewegte und Augenblicke festhielt, bevor sie für immer entschwanden. Schließlich traf sie Diego El Cigala, in Spanien ein Star des Flamencos, mit dem sie nun in Düsseldorf eine Ausstellung ihrer Fotos eröffnet, bevor er am Folgetag (19. Mai) in der Tonhalle ein Konzert gibt.

Aber was ist der Grund für den Erfolg in Spanien? Wieso gelingt es ausgerechnet einer Deutschen, mit ihren Bildern einen solchen Erfolg in dem Land zu haben? Anya glaubt, es sei ihre enge Beziehung zu dem Land, von dem sie sich regelrecht umarmt fühlt. "Manche sagen, an meinen Fotos würden sie erkennen, dass ich Spaniens Seele erkannt habe."

(RP)
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