Nach Tod beim Rosenmontagszug Sicherheitsmängel am Rheinufer

Düsseldorf · Die Todesursache des verunglückten Krefelders am Rosenmontag ist geklärt. Laut Polizei lehnte sich der 66-Jährige gegen ein offenes Tor und fiel rückwärts in die Tiefe. Zudem stürzte wenig später fast an gleicher Stelle ein 24-jähriger Mann in den Rhein. Die Stadt äußerte sich bisher nicht.

 Mit diesem Rettungshubschrauber wurde der 66 Jahre alte Krefelder in die Uniklinik gebracht. Auch eine Notoperation half nicht mehr.

Mit diesem Rettungshubschrauber wurde der 66 Jahre alte Krefelder in die Uniklinik gebracht. Auch eine Notoperation half nicht mehr.

Foto: Gerhard Berger

Nach dem tödlichen Sturz eines Krefelders am Rosenmontag steht fest: Ein offenes Tor wurde dem 66-Jährigen offensichtlich zum Verhängnis. Das ergab das eingeleitete Ermittlungsverfahren nach einer Rekonstruktion am Tatort und nach Angaben von Zeugen. Demnach hatte sich der Mann gegen 16.05 Uhr mit dem Rücken gegen ein Geländer der Kaimauer am Unteren Rheinwerft gelehnt. Dabei hatte sich ein im Geländer eingelassenes Tor geöffnet, und der Mann stürzte rückwärts die fünf Meter hohe Kaimauer hinunter. Dabei zog sich der Mann so schwere Verletzungen zu, dass er nach einer Notoperation in der Uniklinik verstarb.

"Wir hätten am Rosenmontag beinahe noch einen Toten mehr gehabt"

Wie die Polizei weiter mitteilt, hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf zur eindeutigen Klärung der Todesursache eine Obduktion des Verstorbenen angeordnet. Gleichzeitig wurde ein Sachverständiger mit der Erstellung eines Gutachtens zum Unfallhergang beauftragt. Solange diese Ermittlungen nicht gänzlich abgeschlossen sind, wolle sich die Stadt zu dem Vorfall nicht äußern, erklärte gestern ein Stadtsprecher. Doch gehandelt wurde umgehend. Alle Zugänge zum Unteren Rheinwerft sind vorerst gesichert. Die kleinen Tore entlang der Kaimauer, die über Treppen zum Rhein führen, sind mit dicken weißen Kabelbindern festgezurrt.

"Damit kann es aber nicht getan sein", betonte gestern Karl-Andreas Weyl, der am Rosenmontag einem weiteren Mann am Unteren Rheinwerft zu Hilfe eilte und ihm wahrscheinlich das Leben rettete. Denn nur knapp zwei Stunden nach dem Unfall des Krefelders stürzte ein 24-Jähriger fast an gleicher Stelle in den Rhein. Nach Angaben der Polizei war der junge Mann wohl aus Übermut ins Wasser gesprungen.

Da die Kaimauer jedoch so hoch ist, gelang es einigen Polizisten, die gegen 17.50 Uhr an der Rheinuferpromenade patrouillierten, nicht, den Mann aus dem Fluss zu ziehen. Karl-Andreas Weyl, der die Rettungsaktion beobachtete, hatte dann die Idee: "Ich habe ein Absperrgitter nach unten gereicht, an dem sich der Junge mit letzter Kraft aus dem Wasser ziehen konnte. Weyls Kritik: "Es gibt dort weder Rettungsringe noch sonstige Hilfsmittel, die im Notfall Leben retten helfen." So ist er sich sicher: "Ohne das Absperrgitter wäre er abgetrieben worden, und wir hätten am Rosenmontag noch einen Toten mehr verbuchen müssen."

Auch wenn der junge Düsseldorfer seinen Übermut-Sprung nahezu unverletzt überstand, ruft die Sicherheit am Unteren Rheinwerft nun auch die Politiker auf den Plan. So betont Martin Volkenrath, Vorsitzender des Ordnungsausschusses (SPD), zwar, dass es bislang an der Rheinuferpromenade keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben habe, aber nun über zusätzliche Hilfsmaßnahmen dringend nachgedacht werden müsse. "Rettungsringe hätten sicher eine generalpräventive Wirkung", sagt er. "Doch wenn der Vorsatz da ist, ins Wasser zu springen, wie bei dem jungen Mann, bleibt es schwierig." Ähnlich sieht es auch Manfred Neuenhaus (FDP), ebenfalls Mitglied im Ordnungsausschuss. "Wir können dort jetzt keine Mauer bauen, müssen uns aber ernsthaft über zusätzliche Hilfsmittel verständigen."

Seit Mitte der 1990er Jahre ist das Untere Rheinwerft durch zwei dicke Drahtseile begrenzt. Laut Betreiber der Kasematten war dieser Schutz bislang ausreichend. Doch einigen von ihnen seien die offenen Tore bereits länger ein Dorn im Auge gewesen. Auch der Betreiber der Weißen Flotte, Michael Küffner, moniert: "Wenn wir über die Sicherheit am Rhein sprechen, müssen wir vor allem den Abschnitt zwischen Oberkasseler Brücke und Yachthafen in den Fokus rücken." Dort gebe es zum Rhein hin nämlich gar keine Absperrung. "Dass dort noch nie was passiert ist, etwa mit Rad fahrenden Kindern, grenzt für mich an ein Wunder."

(RP)
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