Interview: Serie Kunst Am Bau Sgraffito-Bilder des Wiederaufbaus
Düsseldorf · An zwei Häuserwänden in Eller befinden sich Bilder aus den 1950er Jahren.
Eller (anma) Die Fassaden vieler Häuser sind mit Kunstwerken geschmückt. Aber sie werden im Vorbeigehen oft übersehen. Oft fallen sie erst auf den zweiten Blick auf, die Rheinische Post stellt in einer Serie besonders gestaltete Fassaden vor.
Wie zwei Wächter flankieren die beiden Figuren die Stelle, an der die Frankensteiner Straße in die Schlesische Straße mündet. Auf der linken Hauswand ist ein Mann abgebildet, der in der sengenden Sonne eine Mauer baut. Seine Züge sind hart, sein Körper ist muskulös. Im Hintergrund des Bildes erkennt man einen Kran, ein Zeichen für Technik und Industrialisierung. Auf der anderen Seite der Straße steht eine Frau unter einem jungen Baum, ein Symbol für Wachstum. Sie blickt sanft lächelnd auf das Kind in ihrem Arm, ihre linke Hand liegt auf der Schulter des vor ihr stehenden Jungen. Die beiden Bilder an der Schlesischen Straße in Eller wurden in den 1950er Jahren, der Zeit des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders, von einem unbekannten Künstler geschaffen. Die Figuren verkörpern die klassische Rollenverteilung: Der arbeitende Mann, der die Familie ernährt, und dagegen die Frau, die sich um die Kinder kümmert. Die etwa acht Meter hohen Bilder sind in der Sgraffito-Technik oder auch Kratzputz-Technik gearbeitet - das ist eine historische Art der Flächenbearbeitung.
Vielen Passanten fallen die Wandbilder in der ruhigen Wohnstraße kaum auf. Auch Franziska Müller (25) hat sie nicht direkt bemerkt. Sie wohnt eigentlich in Pempelfort und ist nur zu einer Druckerei in die Schlesische Straße gekommen. "Es gibt ja in ganz Düsseldorf Wandbilder an den Häusern, die sind für mich ein wichtiger Teil des Stadtbildes", sagt die Studentin. Dass die Bilder in der Schlesischen Straße eine sehr klassische Verteilung der Rollen von Mann und Frau zeigen, stört sie nicht. Schräg gegenüber von den künstlerisch bearbeiteten Fassaden wohnt Joanna Markowicz. Sie guckt sich die Figuren häufig an und mag sie gerne. "Ich habe selbst drei Kinder und mein Mann arbeitet auf dem Bau, deshalb zeigen sie auch ein bisschen meine eigene Lebenssituation", erzählt die 40-jährige Anwohnerin.