Serie „So wohnt Düsseldorf“ Das Haus der Freunde in Flingern

Düsseldorf · Eine Dachwohnung in Flingern punktet mit kobaltblauem Mosaik an Wänden und auf dem Fußboden - und sie gehört zu einem Gesamtkonzept. Denn im Haus wohnen mehrere Freunde und zwei Mütter.

Serie "So wohnt Düsseldorf" - eine Dachwohnung in Flingern
7 Bilder

So wohnt Düsseldorf - eine Dachwohnung in Flingern

7 Bilder
Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Zufall? Der wohnt hier nicht. In dieser Wohnung ist jedes Detail geplant, jedes Einzelstück mit Sorgfalt gewählt, jeder Blickwinkel komponiert. „Nichts ist hier zufällig“, sagt Tim Prell. Sein Zuhause im fünften Stock (mit Aufzug) eines Fünfziger-Jahre-Hauses in Flingern, in Höhe der Baumwipfel und Dächer, ist das Domizil eines Ästheten. Und eines Menschenfreundes.

Vor dem Bett hängt ein Kimono - ausgebreitet wie ein Kunstwerk, aufgehängt an unsichtbaren Schnüren. Blickfang und Sichtschutz in einem. Als Kind hat Tim Prell in einer Art Wandnische geschlafen, später mochte er Himmelbetten, der Kimono, der das Schlafzimmer teilt, wirkt wie ein Relikt aus dieser Zeit. Passend dazu setzt ein Holzbänkchen einen zweiten asiatischen Akzent in diesem Zimmer, darunter kauert ein ausgestopfter Fuchs.

Ein lichter Raum mit Balkon zur Ostseite: Frühstück mit Morgensonne. Doch dieses Zimmer hat auch Platz für weitere Lieblingsstücke, für eine Fünfzigerjahre-Ecke mit kleinem Nierentisch und Tütenlampe. Und für eine schwarze Konsole, davor ein filigraner, weißer Stuhl - Fundstück vom Sperrmüll. So viel zum Schlafzimmer. Von dem man auch noch die Skulpturen erwähnen könnte und einen auf der Seite liegenden Metallkopf. Kommentar von Tim Prell: „Ich mag es offenbar, angeschaut zu werden.“

Serie „So wohnt Düsseldorf“: Otto-Hahn-Siedlung in Wersten - wohnen an der Gracht
7 Bilder

Wohnen an der Gracht

7 Bilder
Foto: Bretz, Andreas (abr)

Als er vor knapp zehn Jahren diese Wohnung zum ersten Mal sah, war es ein anderes Detail, das ihn sofort begeisterte: das kobaltblaue Mosaik an Wänden und auf dem Fußboden der zum Wohnraum hin offenen Küche. „Das hat mich an Almodóvar erinnert“, an die Filme des spanischen Kult-Regisseurs.

Auch durch die blauen Schränke ist übliche Küchenoptik auf ein Minimum reduziert. Ein getrockneter Baumstumpf - nach einem Hochwasser am Rheinufer gefunden, mit einem Freund nach Hause geschleppt, getrocknet, mehrfach gelagert und nun von den üppigen Blättern einer Philodendron umrankt - verdeckt elektrische Geräte wie die Kaffeemaschine.

Das Bad bildet mit der Küche einen Kubus, der die Wohnung teilt, dort bekommt das blaue Mosaik grüne Gesellschaft. „Das Bad ist mich ein ganz wichtiger Raum, das muss richtig eingerichtet sein und schönes Licht haben“, meint Tim Prell. Deshalb teilt er diesen Raum mit asiatischen Masken, Büchern, Bildern. An einem Holzobjekt hängen seine Uhren, wie an den ausgestreckten Fingern einer Hand.

Wohnen im Ökodorf Unterbach in Düsseldorf
5 Bilder

So wohnt man im Ökodorf Unterbach in Düsseldorf

5 Bilder
Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Da diese Mosaikfliesen so präsent sind, sollte der übrige Fußboden der Wohnung durch Zurückhaltung glänzen, also ließ Tim Prell rohen Beton gießen - „wegen der ruhigen Wirkung“. Die Wände im Wohnzimmer dürfen wiederum Farbe bekennen, etwa alle zwei Jahre werden sie neu gestrichen, mal taubenblau, mal limettengrün, zurzeit ist Karamell an der Reihe, reizvoller Kontrast zum blauen Sofa. „Meist habe ich die neue Farb-Idee mitten in der Nacht und lege am nächsten Tag gleich los.“ Als willkommener Ausgleich zu seiner professionellen Kopfarbeit: Geheinsam mit einer Partnerin hilft er in seinem „Ideenlabor“ Menschen dabei, neue berufliche Perspektiven zu finden.

Für sein Privatleben gilt: Er schätzt die Gesellschaft anderer nicht nur - und lebt sie auch. Schon als er 2009 in seine knapp 70 Quadratmeter große Wohnung einzog, wohnte bereits ein Freund im Haus. Und immer, wenn später eine Wohnung frei wurde, wurde die - da der Hausbesitzer die Idee unterstützte - wieder an Freunde vergeben.

„Viele sagen uns, das sei ja ein schönes Konzept fürs Alter.“ Aber das müsse man rechtzeitig planen, „auf ein Leben unter einem Dach muss man sich einlassen, das muss man üben.“ Zwei Mütter gehören mittlerweile auch zur Hausgemeinschaft, auch die von Tim Prell, die 84 Jahre alt ist und vorher in einer Wohnung im der vierten Etage ohne Lift lebte.

So lebt es sich im „Living Circle“ in Düsseldorf - Fotos
6 Bilder

So lebt es sich im „Living Circle“ in Düsseldorf

6 Bilder
Foto: Bretz, Andreas (abr)

Das Miteinander scheint gut zu funktionieren. Denn die Freunde teilen nicht nur Alltag miteinander („wir unterstützen uns gegenseitig“), sie besitzen auch zwei Feriendomizile in Holland und in Spanien, wo sie gemeinsame Urlaubstage verbringen.

Und im Sommer ist die Dachterrasse vor dem Wohnzimmer von Tim Prell beliebter Treffpunkt. Urlaubsfeeling zaubern dann zwei Olivenbäume, Blauregen, Flieder und rankender Wein. Am Horizont ist zwar nicht das Meer zu sehen, aber immerhin der Rheinturm. Sundowner inklusive.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort