Maßnahmen gegen das Insektensterben Seltene Schmetterlinge lassen sich in Düsseldorf nieder

Düsseldorf · Blumenwiesen, Zukunftsbäume und Artenschutzprojekte – mit zahlreichen Maßnahmen arbeitet die Stadt Düsseldorf gegen das Insektensterben. Ergebnis: Die Zahl der Arten steigt wieder.

Diese Schmetterlinge leben in Düsseldorf
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Foto: Tobias Krause

Weniger Lebensraum, Klimawandel, Pestizide – Gründe für das Insektensterben gibt es viele. Was die Stadt dagegen macht und wie es um Düsseldorfs Insektenbestand steht, stellte die Untere Naturschutzbehörde der Politik vor. Der Überblick:

Biomasse und Biodiversität

Insektensterben meint sowohl den Verlust von Arten als auch von Masse. Letztere ist zwischen 1989 und 2016 um bis zu 75 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig ist in Düsseldorf aber die Zahl der Arten bei Heuschrecken und Schmetterlingen leicht gestiegen, sagt Tobias Krause, Experte der Unteren Naturschutzbehörde.

Grund: „In Städten wie Düsseldorf gibt es noch viele Inselbiotope. Das sind Kleinstlebensräume wie etwa an Gewässern, an denen sich viele Arten neu niederlassen.“ Solche Flächen gebe es in der Stadt inzwischen mehr als auf dem Land, sagt auch Michael Süßer von der Naturschutzorganisation BUND: „Die Strukturen im ländlichen Raum haben sich zum Beispiel durch eine intensivere Landwirtschaft verändert. Die Städte gewinnen beim Artenschutz immer mehr an Bedeutung.“

Außerdem, so Tobias Krause, habe sich die Lage in Düsseldorf durch Insektenschutz schon verbessert. „Was die Artenvielfalt angeht, haben wir die Talsohle durchschritten. Bei der Biomasse, also der Zahl der Insekten, ist das noch nicht der Fall.“

Diese Insekten und Spinnen krabbeln im Sommer
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Diese Insekten und Spinnen krabbeln im Sommer

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Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Maßnahmen

Die Liste der Maßnahmen der Stadt gegen das Insektensterben ist lang. Dass es mehr Naturschutzgebiete geben soll und die vorhandenen gut gepflegt werden müssen, ist dabei eine erwartbare Maßnahme. Auch, dass die Renaturierung von Gewässern eine wichtige Rolle spielt, ist leicht herzuleiten.

Gleichzeitig prüft die Stadt aber zum Beispiel auch, wo überall Blumenwiesen entstehen können. Als besonders attraktiv gelten ausgerechnet Verkehrsinseln. Grund: Sie sind wenig frequentiert, im Sommer ist es dort sehr warm. Deshalb siedeln sich auf den Inseln Pflanzen an, die Extrembedingungen mögen und sehr blütenreich sind – und locken wiederum Insekten an. An einer Verkehrsinsel auf der Cranachstraße konnte so der Schmetterling mit dem Namen Kleiner Sonnenröschen-Bläuling 2015 erstmals wieder in Düsseldorf nachgewiesen werden. Seit den 1930er Jahren war er verschollen.

Auch arbeitet die Stadt mit Landwirten zusammen, damit sie etwa Blühstreifen auf ihren Ackerflächen anlegen, um den Insekten bessere Bedingungen zu bieten. Werden Bäume neu gepflanzt, greift das Gartenamt auf so genannte Zukunftsbäume zurück, die einem veränderten Klima standhalten, aber auch insektenfreundlich sind. „Es ist gut, dass die Stadt das Problem des Insektensterbens angeht“, sagt Michael Süßer. Es gebe aber immer Luft nach oben.

Seltene Arten

Stolz ist Tobias Krause, dass sich der Ulmen-Zipfelfalter im Eller Forst und der Pflaumen-Zipfelfalter im Kalkumer Forst wieder angesiedelt haben. Letzterer galt im Niederrheinischen Tiefland als ausgestorben. Entsprechend achtet die Stadt darauf, dass die Lebensgrundlagen der Falter (zum Beispiel Ulmen) an den Standorten gut gedeihen.

Ein neuer Schmetterling ist der Karstweißling – er wurde bislang gar nicht in Düsseldorf nachgewiesen. „Es wird aber Arten geben, die nie zurückkommen wie der Moorfalter, weil es hier keine Moore mehr gibt“, sagt Krause.

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