Düsseldorf Sein, wie man ist

Düsseldorf · Das Zentrum "Puls" bietet schwul-lesbische Jugendarbeit.

Medhi (Name geändert) sitzt im Rollstuhl, seine Familie kommt aus Marokko - und er ist schwul. Das sind gleich drei Faktoren, die ihn immer wieder Diskriminierungen haben erfahren lassen. Aber Medhi zeigt sich dennoch als fröhlicher Junge, als er sich im "Puls" aufhält, dem schwul-lesbischen Jugendzentrum an der Corneliusstraße. Dort hat er Freunde gefunden, hat Spaß und Freude, geht mit ihnen gar tanzen. "Hier kann ich sein wie ich bin", sagt der Junge. Ein Satz, der offenlegt, dass Medhi nicht überall so sein kann, wie er ist.

Bürgermeister Günter Karen-Jungen (Grüne) stattet dem "Puls" einen Besuch ab. Von Leiterin Jana Hansjürgen lässt er sich die Räume zeigen, schaut sich alles an. Karen-Jungen hört aufmerksam zu, stellt Nachfragen. Sein Kampf gegen Diskriminierung hat früh begonnen: Als studierter Sozialarbeiter hat der 70-Jährige schon etliche Einrichtungen kreiert. Nun wollte er das "Puls" kennen lernen. Im letzten Raum, den Hansjürgen dem Bürgermeister zeigt, sagt sie: "Wir sind total glücklich hier." Der Politiker entgegnet: "Ich höre das." Denn tatsächlich zeigt die Leiterin das Jugendzentrum mit solchem Herzblut, dass dieser Satz gar keiner Erwähnung bedurfte. Die Küche, in der die jugendlichen Besucher zwischen etwa 14 und 26 sich Essen machen, sei chaotisch, sagt sie. Dabei liegen nur ein paar Deckel herum. Es gibt eine "Abhäng- und Chillecke", einen Beratungsraum, eine Bibliothek, eine Bar, einen Kicker, Tische - alles liebevoll und warm von den Jugendlichen selbst eingerichtet.

An einem gewöhnlichen Donnerstag kommen etwa 40 bis 60 Jugendliche ins Puls. Sie sind schwul, lesbisch, bisexuell oder transsexuell. Willkommen sind aber auch Freunde. "Wir diskriminieren ja nicht", sagt Hansjürgen. Die Mädchen und Jungen diskutieren dann miteinander, sprechen über ihre Probleme, aber machen auch Spiele, basteln, kickern. Außerdem sind sie politisch aktiv. Auf einem der größeren Tische liegen gerade ein paar Fahnen, die noch bemalt werden. Sie sind für die nächste Anti-"Dügida"-Demo.

Günter Karen-Jungen sitzt nach dem Rundgang durch das "Puls" auf dem Sofa. Die Jugendlichen haben sich Fragen überlegt und sie sorgfältig ausgedruckt. Unbeeindruckt vom vorgesehenen Protokoll sucht der Bürgermeister aber auch das diskrete Gespräch mit seinen Nachbarn. Er ist interessiert, will wissen, wie das so ist, in Düsseldorf als Jugendlicher homosexuell zu sein. Ein Junge, der erst vor kurzem aus Baden-Württemberg in die Landeshauptstadt kam, sagt: "Das ist hier schon offener." Andere erzählen von Beleidigungen, Ausgrenzungen, die auch an der Tagesordnung seien.

Auf viele Dinge muss Karen-Jungen antworten. Wie er das Verbot einer echten gleichgestellten Ehe zwischen Homosexuellen finde, will einer wissen. Eine andere, was er denn von "Dügida" halte. In vielem sind sich die Jugendlichen und der Bürgermeister einig.

(her)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort