Einkaufen auf der Kö in Düsseldorf Seid umschlungen, Millionäre!

Düsseldorf · Kinderkleider für 15.000, ein Leuchter für 70.000 - auf der Kö darf es ja gerne ein bisschen mehr sein. Wir sichten das Angebot, das große Billige und das kleine Teure. Dabei stand unser Reporter unter besonderer Beobachtung.

 Dieter Blome präsentiert die teuerste und die billigste Uhr, die er an der Königsallee verkauft. Rund 60.000 Euro kostet die eine, 898 die andere. Achso: Die Teure ist auf dem Bild links.

Dieter Blome präsentiert die teuerste und die billigste Uhr, die er an der Königsallee verkauft. Rund 60.000 Euro kostet die eine, 898 die andere. Achso: Die Teure ist auf dem Bild links.

Foto: Bretz, Andreas

Wer eine Bestandsaufnahme der Königsallee vor Weihnachten machen will, der kommt schon ins Grübeln. Da steht man dann also vor diesem handgefertigten Stück Meissner Porzellan und denkt, das ist doch nur eine Dose, eine Dose, in die man nicht einmal etwas hineintun kann. Doch das würde ja auch niemand machen: Die Meissner Prunkterrine, von der nur fünf Stück im Jahr angefertigt werden, kostet 22.800 Euro bei Franzen.

"Liebhaber und Sammler kaufen solche Sachen", sagt Peter Franzen vom gleichnamigen Geschäft auf der Königsallee. Kurz zuvor hat er das tatsächlich teuerste Stück im Laden gezeigt, einen 36-flammigen Kristallkronleuchter von Baccarat für 74 800 Euro. Man ist versucht zu fragen, was denn diese 800 Euro am Ende dieser Summen sollen, doch irgendwie passt das gerade nicht. Franzen ist beschäftigt, sagt, wie schön die Sachen doch sind, und das er den Erfinder des Slogans "Geiz ist geil", gerne mal im Dunklen treffen wolle.

Zum Glück gebe es ja noch Menschen, die diese Handarbeit zu schätzen wüssten. Das Billigste in seinem Laden hat einen wunderbar deutschen Namen, ist ein sternförmiger Filzserviettenring und kostet 3,40 Euro. Halt, hier ist noch ein Kerzenplättchen für 2 Euro - ein Wachsding, auf das man die eigentliche Kerze stellt also. (Wenn man denn einen adäquaten Kerzenständer hat).

Ein paar Häuser weiter gibt man sich bei Burberry sehr sophisticated. Puh, also das Teuerste, äh, die Pythontasche - äh nee - der Lammfellmantel ist es dann wohl: 2900 Euro, was sich nun nicht sooo superteuer ist. "Aber im Internet, da gibts noch was, das kostet 70 000 Euro", sagt der Verkäufer im Laden. Das billigste ist hier ein Seidenschlauch, ein Tüchlein also, dass der Besitzer der Pythontasche über die Griffe schieben kann, wenn das Schlangenleder dann doch nicht weich genug ist. Preis für den Hauch Stoff: 115 Euro.

Ganz leicht ist es nicht, die Auskünfte zum Billigsten und zum Teuersten zu bekommen. Gerade die Ketten geben sich verschlossen bis hochgeschlossen - warum auch eine gewisse Schwellenangst besteht bei Prada oder Gucci ist schon klar. Nicht jeder ist so entspannt wie Juwelier Dieter Blome, der gern eine Jaeger LeCoultre zeigt, sein teuerstes Stück für 59 500 Euro, eine "Tourbillon-Uhr". Sie hat einen Mechanismus, der früher auf Schiffen eingesetzt wurde, um die Schwankungen auszugleichen. Wird von Kennern gekauft, und von Chinesen, die teuerste Stücke als Statussymbol mit nach Hause nehmen. Die billigste Uhr hingegen ist eine Meistersinger und hat nur einen Zeiger. Das muss aber so, sagt eine Verkäuferin.

Der Slogan zu dem Stück: "Messen Sie Momente nicht in Minuten - sondern in Bedeutung." Die Bedeutung zeigt die Uhr aber auch nicht an, kostet aber 898 Euro. "Wenn Sie die Große kaufen, bekommen Sie die andere dazu", sagt Blome lachend. Bei "Barbara Freres für Kinder" gibt es viele Geschenke für bessere Töchter. Araberinnen und Russinen etwa lieben den Schick von "Dior Couture" ein weißes Kleid für eine Achtjährige etwa, das ein wenig an Frankfurter Kranz ohne Krokant erinnert, kostet 14 989 Euro.

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Gerne werden Kaschmirmäntel für 1900 Euro mitgebracht. Ist ja Winter. Das Billigste? Hm, mal überlegen, ach ja, die Schühchen von La Perla: Neugeborenen-Schuhe für 39 Euro. Man muss ein bisschen aufpassen, wenn man auf der Kö nach Preisen fragt und dann nichts kauft. So wurde etwa der Reporter nach Verlassen eines Geschäftes gestern ein wenig ruppig von der Polizei angegangen. Auch ein Platzverweis wollte man aussprechen, doch zum Glück klärte sich das Ganze, er musste nicht - wie angedroht - in "eine Zelle". Und nachdem die Gemüter sich beruhigt hatte, fragte er sich natürlich, warum man denn aufmerksam auf ihn geworden sei. Er habe sich "ungewöhnlich verhalten" war die Antwort.

(RP)
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