Umstrittene Organisation Scientology will neues Zentrum in Düsseldorf bauen

Düsseldorf · Die vom Verfassungsschutz beobachtete Organisation will den Mitgliederschwund mit einer Großinvestition in Düsseldorf stoppen. Geplant ist offenbar eine neue Zentrale für den Westen.

 Scientology ist bereits in Düsseldorf aktiv (Archivbild).

Scientology ist bereits in Düsseldorf aktiv (Archivbild).

Foto: rpo, Falk Janning

Scientology will mit dem Bau eines neuen Zentrums in Düsseldorf gegen den bundesweiten Mitgliederschwund ankämpfen. „Die Scientology Kirche in Düsseldorf plant in nächster Zeit eine neue sogenannte ,Ideale Org’“, bestätigte die Organisation auf Anfrage.

Als„Ideale Org“ bezeichnet die Organisation große Repräsentanzen von überregionaler Bedeutung. In Deutschland gibt es davon bislang drei: in Berlin, Hamburg und seit September in Stuttgart, wo die Organisation ein mehrere 1000 Quadratmeter großes Gebäude ausgebaut hat. Das Investitionsvolumen allein für das Stuttgarter Projekt schätzen Insider auf acht Millionen Euro.

Der Verfassungsschutz beobachtet Scientology seit 1997 und vermutet, dass die 1953 im amerikanischen Lafayette von Ron Hubbard gegründete Organisation „eine Weltherrschaft anstrebt“. Die Organisation versteht sich als Kirche. Außenstehende Experten und ehemalige Mitglieder beschreiben sie als Sekte, die in die psychische und finanzielle Abhängigkeit führt.

Scientology selbst berichtet auf Anfrage von kontinuierlich steigenden Mitgliederzahlen. Nach internen Zahlen des NRW-Verfassungsschutzes, die unserer Redaktion vorliegen, stimmt das nicht. Laut Verfassungsschutz hatte die Organisation  2012 bundesweit  4500 Mitglieder, 600 davon in NRW. Im vergangenen Jahr waren es bundesweit 3500, und davon nur noch 420 in NRW. Zur Entwicklung der Mitgliederzahlen im laufenden Jahr heißt es beim Verfassungsschutz: „Ein Anstieg zeichnet sich derzeit nicht ab.“

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) ordnet die Zahlen so ein: „Der Rückgang der Anhänger ist erfreulich. Trotzdem ist es für eine Entwarnung zu früh.“ Es sei zu befürchten, „dass die finanzkräftige Scientology Organisation versuchen wird, dem Mitgliederschwund mit verstärkten Werbemaßnahmen entgegenzutreten.“

Offenbar ist das geplante Projekt in Düsseldorf genau so gemeint. „Um eine Idee über die Größenordnung zu bekommen, könnte man sich an der Idealen Org Berlin orientieren“, erklärte eine Scientology-Sprecherin. Im Bezirk Charlottenburg eröffnete Scientology 2007 ein repräsentatives Gebäude mit ausladender Glasfront, sechs Stockwerken und 4000 Quadratmetern Fläche. Zur Eröffnung kamen nach damaligen Polizeiberichten 1500 Scientology-Unterstützer aus ganz Europa, den USA und Israel.

Auf ihrer Internetseite schreiben die Scientologen: „Eine ideale Org bietet genügend Platz für die verschiedenen Ausbildungs- und Auditingstufen (...). Es gibt eine angemessene Kapelle (...) Seminarräume, die kircheneigene Akademie und natürlich Räumlichkeiten für das sogenannte Reinigungsprogramm. Dazu braucht es eine kircheninterne Sauna, Laufbänder und einiges mehr.“

Wo genau und mit welchem Investitionsvolumen die Scientology-Repräsentanz in Düsseldorf errichtet werden soll, sagt die Organisation nicht. Auch die Stadt Düsseldorf beantwortete eine entsprechende Anfragen gestern nicht. Zum Eröffnungstermin sagte eine Scientology-Sprecherin: „Das wird in sehr greifbarer Zukunft sein.“

Der NRW-Verfassungsschutz warnte noch im Juli, Scientology versuche, die Wirtschaft zu unterwandern. Dazu habe die Organisation eine eigene Organisation gegründet. Dort würden Strategien zur „Infiltration der Wirtschaft“ entwickelt.

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