Einzelhandel in Düsseldorf Schwierige Zeiten für Modegeschäfte

Düsseldorf · Das "Modeschlösschen" an der Königsallee hat zum Jahreswechsel nach 60 Jahren aufgegeben – wegen des Wandels der Branche und steigender Mieten. Andere Geschäfte schließen ebenfalls angesichts der schwierigeren Bedingungen.

 In den Schaufenstern des "Modeschlösschens" hingen gestern noch einige Kleider, das Geschäft selbst ist schon weitgehend leer.

In den Schaufenstern des "Modeschlösschens" hingen gestern noch einige Kleider, das Geschäft selbst ist schon weitgehend leer.

Foto: Andreas Bretz

Das "Modeschlösschen" an der Königsallee hat zum Jahreswechsel nach 60 Jahren aufgegeben — wegen des Wandels der Branche und steigender Mieten. Andere Geschäfte schließen ebenfalls angesichts der schwierigeren Bedingungen.

Auch bei den anstrengenden Arbeiten zum Schluss hat er selbst mit angepackt — als die Einrichtung Stück für Stück aus dem Geschäft an der Königsallee 98 getragen wurde. Der Inhaber und Geschäftsführer des traditionsreichen "Modeschlösschens", Mischa Blumhoff, beendet in diesen Tagen eine Ära: Zum Jahreswechsel hat das Modegeschäft nach 60 Jahren seine Türen geschlossen. Derzeit wird es komplett geräumt, die aufwendige Inneneinrichtung entfernt. Gerne macht Blumhoff das Traditionsgeschäft nicht zu: "Ich bin natürlich sehr traurig darüber. Es ist eine Kopfentscheidung."

Die Gründe für das Aus waren vielfältig: Zum einen lief der alte Mietvertrag für die großzügigen 1050 Quadratmeter über zwei Etagen aus — eine Verlängerung hätte höhere Kosten und wieder eine langfristige Bindung bedeutet. Hinzu kommt aber der rasante Wandel in der Textilbranche, etwa der Trend zu so genannten Monolabel-Stores: Die Hersteller eröffnen eigene Läden, in denen sie nur ihre eigenen Marken anbieten. "Da wird es schwer, sich abzugrenzen", sagt Blumhoff. Ein paar Jahre, glaubt er, hätte es wohl noch gutgehen können, gerade im hochwertigen Bereich. Mittelfristig aber sieht die Lage sehr unsicher aus.

Das "Modeschlösschen" ist nicht das einzige Modegeschäft, das in diesen Tagen aufgibt. So musste zum Jahreswechsel nach immerhin acht Jahren auch die Designerin Mahi Degenring ihre "Modevilla" in Kaiserswerth schließen. Ihr Mietvertrag lief aus, und der Hauseigentümer will das Gebäude umbauen und dort mehrere Geschäfte errichten. Ungewöhnlich ist das in diesen Tagen nicht: Die Mieten in der Landeshauptstadt steigen spürbar, und speziell für Ladenlokale in guten Lagen gibt es zahlreiche Interessenten.

Für ein 100-Quadratmeter-Geschäft an der Kö werden inzwischen Spitzenmieten von 260 Euro je Quadratmeter gezahlt, bei größeren Einheiten etwas weniger. Viele Vermieter nutzen daher das Ende eines Mietvertrages, um ihre Immobilie aufzupolieren und bei einer Neuvermietung bessere Renditen zu erzielen. "Für viele große Marken ist ein solcher Standort in einer Metropole eine Frage des Images", sagt auch Experte Axel Augustin vom Bundesverband des Textileinzelhandels. Das gelte selbst dann, wenn sie an dem Standort keinen Gewinn machen könnten — da können kleine Händler nicht mithalten.

Manchmal spielen aber auch andere Faktoren eine Rolle. Mode Kersten etwa saß fast 50 Jahre lang an der Friedrichstraße. Nun muss das Geschäft weichen, weil das Innenministerium in das frühere WestLB-Gebäude einzieht und alle Flächen benötigt — auch die des Ladenlokals im Erdgeschoss. Inhaberin Yazgülü Gül hatte das Geschäft erst 2006 übernommen und sich bereits einen Kreis an Stammkundinnen aufgebaut. Beim Geschäft Edinette an der Nordstraße kommt das Aus nach fast 30 Jahren — der Wandel der dortigen Geschäftsstruktur soll dabei eine Rolle gespielt haben. Für kleinere Modegeschäfte, sagt auch Experte Augustin, sind Standorte abseits des Zentrums angesichts geänderter Einkaufsgewohnheiten kaum noch attraktiv.

(RP)
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