Kolumne Die Woche In Den Stadtteilen Schwierige Kompromisssuche in Hamm

Meinung | Düsseldorf · Die Stadt will einen der wenigen noch verbliebenen Orte mit großen Freiflächen erschließen und bebauen. Die Hammer wollen die dörfliche Idylle erhalten.

Hamm ist ein Kleinod. Darin sind sich die Stadt und die Bewohner des Stadtteils einig. Doch wie es mit dem Juwel Düsseldorfs weiter gehen soll - darüber könnte die Meinung nicht unterschiedlicher sein.

Die Stadt sieht in dem dörflichen Ort die gar einmalige Chance für eine Erschließung und Bebauung - der Wohnungsmarkt ist schließlich schon seit Längerem zugespitzt. Hamm liegt gefühlt weit weg von der Großstadt Düsseldorf, geografisch aber nur wenige Autominuten von der City entfernt und würde damit eine gute Wohnadresse abgeben.

Die Hammer wollen wiederum die Ruhe, den dörflichen und auch familiären Charakter und die landwirtschaftliche Nutzung ihres Orts (viele Gärtnereien sind vor Ort) erhalten. Solche Stadtteile gibt es in der Stadt schließlich kaum noch. "Ein Dorf mit Herz" - so nennen viele Hammer ihre Heimat am Rhein.

Beide Seiten haben gute Argumente für ihre Pläne und Wünsche. Ein sogenanntes Dialogverfahren, also eine Öffentlichkeitsbeteiligung, soll beide Interessengruppen zusammenbringen, um einen Kompromiss zu finden. Wie groß das Interesse der Hammer an einer Mitwirkung ist, hat die Auftaktveranstaltung am Dienstagabend gezeigt: In der Aula des Geschwister-Scholl-Gymnasiums waren fast alle Plätze besetzt. 250 Menschen aus dem Stadtteil nutzten die Chance, sich über den Ablauf der Öffentlichkeitsbeteiligung und die aktuellen Pläne der Stadt zu informieren.

Doch eine für beide Seiten annehmbare Lösung für das betroffene, rund 22 Hektar große Areal zwischen Aderkirchweg, Fährstraße, Auf den Steinen und Hinter der Böck zu finden, wird ein Parforceritt. Schon die 2013 durch die Stadt erlassene Veränderungssperre, die sicherstellen sollte, dass sich vor Ort bis zur Aufstellung des Bebauungsplans keine städtische Entwicklung vollzieht, die einer Erschließung und Bebauung des Areals im Wege stehen könnte, hatte den Widerstand einiger Anwohner und Landschaftsgärtner hervorgerufen.

Bis Mitte Januar 2016 - so die aktuellen Planungen der Stadt - sollen die Stadtplaner mit den Betroffenen Entwürfe und Konzepte für eine mögliche Erschließung und Bebauung erarbeitet haben und ein Siegerentwurf ermittelt werden, der dann den politischen Gremien vorgelegt werden soll. Der Zeitplan ist ambitioniert. Ob man so schnell einen Kompromiss finden wird, ist fraglich.

Heute ab 15.30 Uhr werden die Planungsteams mit Bewohnern einen Rundgang durch den Ort absolvieren, dabei sich auch über die Sorgen und Wünsche der Hammer informieren. Bereits in der Auftaktveranstaltung hatten einige Stadtteil-Bewohner die Sorge geäußert, dass die Pläne der Stadt mit der dörflichen Idylle schwer zu vereinbaren sein.

Einen Dialog zu suchen, ist richtig. Und für den sollte man sich viel Zeit nehmen.

(semi)
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