Prozess in Düsseldorf Schweren Motorradunfall bewusst verschuldet?

Düsseldorf · Für den tragischen Unfall eines Motorradfahrers (61), der dabei im November 2014 ein Bein verlor, muss sich seit Dienstag ein Autofahrer (33) vor dem Düsseldorfer Amtsgericht verantworten.

 Das Land- und Amtsgericht Düsseldorf.

Das Land- und Amtsgericht Düsseldorf.

Foto: dpa, Jan-Philipp Strobel

Zu Unrecht sieht sich der Besitzer eines weißen VW-Golf auf der Anklagebank. Dessen Anwalt sprach von "schlampigen Ermittlungen" und davon, dass sein Mandant auf jener Straße damals nicht unterwegs gewesen sei. Der verunglückte Motorradfahrer, ein Kfz-Mechaniker, der jetzt im Rollstuhl sitzt, konnte zur Klärung wenig beitragen. Er könne nicht mal sicher sagen, ob der Golf damals von einem Mann oder einer Frau gelenkt worden sei. Er könne sich nur erinnern: Er habe damals mit seiner Honda 500 zwei Autos überholen wollen, sei am ersten glatt vorbeigekommen. Doch als er in Höhe der Fahrertür neben dem Golf war, habe der Fahrer/die Fahrerin höhnisch gegrinst und stark beschleunigt. Alle Versuche des Kradfahrers, den Überholvorgang zu beenden, schlugen fehl. Als er bremste, habe auch der Golf neben ihm gebremst. Dadurch blieb kein Platz für den Motorradfahrer, um einem entgegenkommenden Auto auszuweichen. Dem 61-Jährigen wurde bei der Kollision der linke Fuß abgerissen, der Unterschenkel stark verletzt.

Der Golf sei davongebraust. Von einem Augenzeugen verfolgt, der den weißen Wagen allerdings mal kurz aus dem Blick verlor, wurde dann wenig später das Auto des Angeklagten mit warmer Motorhaube nahe des Unfallorts entdeckt. Die Anklage geht jetzt davon aus, dass der 33-Jährige mit voller Absicht das Überholen des Motorradfahrers verhindert und dessen schwere Verletzungen dadurch bewusst verschuldet habe. Der Mann lag danach ein halbes Jahr in einer Klinik, musste 20 Operationen über sich ergehen lassen, verlor letztlich das komplette linke Bein. Sein Anwalt besteht darauf, dass die beiden Zeugen, die zum Prozess nicht erschienen sind, noch angehört werden sollen. Um das zu ermöglichen, wurde die Verhandlung bis Freitag unterbrochen.

(wuk)
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