Bei Mountain-Bike-Tour im Aaaper Wald gestürzt Gleich zwei Schutzengel

Düsseldorf · Oliver Jansen stürzt mitten im Aaper Wald mit seinem Mountainbike. Der Rettungsdienst bahnt sich den Weg zu dem Schwerverletzten. Jetzt hat sich der Mann bei seinen Rettern bedankt.

 Die beiden Feuerwehrleute Michael Pfister (l.) und Jan-Dirk Lindenau, retteten Oliver Jansen.

Die beiden Feuerwehrleute Michael Pfister (l.) und Jan-Dirk Lindenau, retteten Oliver Jansen.

Foto: M.ZANIN

Es ist ein heiterer Frühlingstag im April, als Oliver Jansen und ein Kollege sich nach der Arbeit zu einer Mountainbike-Tour verabreden. Der Netzwerktechniker wohnt in Neuss, sein Freund in Düsseldorf. Heute soll es auf eine Strecke im Aaper Wald gehen, die Oliver Jansen noch nicht kennt. „Ich fuhr rasch nach Hause, packte Fahrrad, Helm und Protektoren ins Auto“, erzählt er. „Wir sind dann ein paar Trails gefahren, das Adrenalin schnellte sofort hoch.“

Oliver Jansen besitzt sein Mountainbike zwar noch nicht lange, hat es aber bis zu diesem Tag immerhin auf 9000 Kilometer gebracht und auch Fahrtrainings absolviert. Er fühlt sich sicher und hat Spaß. „Beim ersten Mal lief alles problemlos. Von den drei Varianten des Trails nahmen wir den mittleren Part, bei dem man schön springen kann“, berichtet er. „Das wollten wir dann wiederholen. Mein Kollege fuhr vor, ich durch die linke Spur hinterher.“

Doch dann bahnt sich bald nach dem Start das Unglück an. „Mein Vorderrad blieb in einer leicht ausgewaschenen Rinne stecken, das konnte ich nicht mehr ausgleichen“, sagt Oliver Jansen. „Als mein Kopf auf Höhe des Lenkers war, wusste ich, dass ich stürzen würde. Schon im Flug rief ich nach meinem Freund.“ Sekunden später registriert er die Schwere des auf ihm liegenden Mountainbikes. Sieht seinen merkwürdig abgewinkelten rechten Arm, der wie ein Fremdkörper wirkt. Spürt das Blut in seinem Hals und spuckt es aus. Hört, wie der Freund über Handy einen Notruf absetzt. Dann reißt seine Erinnerung ab.

Der Notruf aus dem Aaper Wald geht bei der Feuerwehr-Kreisleitstelle Mettmann ein. Sie ist laut Funkzellentechnik für diesen Bereich zuständig und leitet den Alarm an die Düsseldorfer Kollegen der Feuerwache 3 in der Münsterstraße weiter. Dort haben neben 15 weiteren Kollegen Michael Pfister und Jan-Dirk Lindenau Dienstbereitschaft. Wie alle Feuerwehrleute in Düsseldorf sind sie ausgebildete Notfallsanitäter und Rettungsassistenten. „Wir fuhren mit einem normalen Rettungswagen los“, berichtet Jan-Dirk Lindenau. „Der Freund des Verunglückten gab uns seine Position im Wald durch. Trotzdem war es nicht einfach, die Stelle zu finden.“ Bei der Ortung helfen andere Mountainbiker, die sich in der Nähe aufhalten und sich an den Kreuzungen positionieren. „Absolute Eile ist in jedem Fall geboten“, erklärt Jan-Dirk Lindenau. „Auch dann, wenn der Zustand des Patienten nicht lebensbedrohlich erscheint. Ganz genau weiß man das nie, die Informationen kommen ja meist nicht von medizinisch versierten Augenzeugen.“

Bis auf 200 Meter können die Retter mit ihrem Fahrzeug zu dem Verletzten vordringen, den Rest legen sie zu Fuß zurück. „Nach der Erstversorgung forderten wir einen Notarzt zur Schmerztherapie und für den Transport ein geländegängiges Fahrzeug an“, sagt Michael Pfister. Oliver Jansen wird auf eine Vakuummatratze gelegt, ein Gipsbett mit Kunststoffkugeln, aus denen die Luft abgesaugt wird, so dass es ganz hart ist – eine Vorsichtsmaßnahme, falls die Wirbelsäule verletzt ist. Seine Retter bringen ihn zur Notfall-Chirurgie ins St. Vinzenz-Krankenhaus. Die Diagnose: Der Oberarmschaft ist von der Schulter getrennt und verschoben, die Nase gebrochen. Eine Nacht verbringt Oliver Jansen auf der Intensivstation, wird operiert und drei Tage später entlassen.

In den meisten Fällen endet ein Einsatz, wenn der Patient in guter Obhut ist. Hier aber gab es ein Nachspiel. Michael Pfister besuchte den Verunglückten am nächsten Tag im Krankenhaus, um zu hören, wie es ihm geht. „Das war ein bewegender Moment“, sagt Oliver Jansen. „Nach meinem Sturz hatte ich von den Rettern kaum etwas mitbekommen. Einem von ihnen dann persönlich gegenüber zu stehen, war für mich ein sehr schöner Moment.“ Bei diesem ersten Kontakt blieb es aber nicht. „Ich ließ nichts unversucht, die Jungs auf der Feuerwache zu treffen und mich noch einmal für ihre umsichtige Hilfe zu bedanken“, erzählt Oliver Jansen. „Sie haben mir von den Einzelheiten der Rettungsaktion berichtet. Erst dadurch wurde mir wirklich klar, dass ich an diesem Tag zwei Schutzengel hatte.“

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