Schule in Düsseldorf Psychologen helfen Schülern in Krisen

Düsseldorf · Ob Liebeskummer, Depressionen oder Suchtprobleme: Die Jugendberater des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer helfen den Betroffenen. Sie gehen auch in die Schulen.

 Seit 21 Jahren berät Lidón Schleich junge Menschen in Krisensituationen, darunter viele Schüler. 

Seit 21 Jahren berät Lidón Schleich junge Menschen in Krisensituationen, darunter viele Schüler. 

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)/Bauer, Hans-Jürgen (hjba)

Wenn Jugendliche Probleme in der Schule, der Ausbildung oder im sozialen Umfeld haben, sind Eltern oft die Letzten, die davon erfahren. Die Sorge, dass zu den eigenen Problemen auch noch Ängste oder Repressalien der Eltern hinzukommen, ist ein Grund dafür. Für solche Fälle gibt es Angebote wie die Jugendberatung des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer (SKFM), die auch in Düsseldorfer Schulen Präsenz zeigt. Sich im Gespräch einem völlig fremden Menschen zu offenbaren, kostet jedoch viel Überwindung, weiß Lidón Schleich. „Morgens auf der Matte stehen bei uns dann meistens die Jugendlichen, bei denen sich eine Situation so zugespitzt hat, dass man direkt handeln muss“, sagt die Diplom-Psychologin.

Seit 21 Jahren arbeitet sie als Jugendberaterin in Düsseldorf und hat während dieser Zeit alle möglichen Krisensituationen bei Schülern erlebt. Ob Liebeskummer, Depressionen oder Suchtprobleme – die Hintergründe können tiefgründiger sein, als es die Jugendlichen selber wissen. „Das können Trauma-Erfahrungen aus der frühesten Kindheit, wie die Scheidung der Eltern, sein“, sagt Schleich.

Angebot auch für junge Erwachsene

Wenn die Problemursache gefunden wurde, geht es an die Auflösung. „Die Betroffenen beginnen, mit der Vergangenheit umzugehen. Damit einen das Schreckliche nicht ständig überflutet“, sagt Friedel Beckmann, der Leiter der Jugendberatung. Da für viele der Gang zur Beratungsstelle an der Ulmenstraße 75 in Derendorf eine Hürde darstellt, wirkt das fünfköpfige Team auch vor Ort an den Schulen. Schleich bietet beispielsweise alle zwei Wochen eine Sprechstunde an der Realschule Friedrichstadt an, wo die Schüler mit Bescheinigungen der Lehrer auch während der Unterrichtszeit eine anonyme Beratung in Anspruch nehmen können. Lehrer können dort ebenfalls Rat suchen, wenn sie im Umgang mit bestimmten Schülern unsicher sind. Für Eltern gilt das Gleiche. „Wir machen alles, was ambulant machbar ist. Ansonsten kooperieren wir mit der Drogenberatungsstelle des SKFM, den Schulsozialarbeitern und Ärzten“, sagt Beckmann. Das Beratungsangebot bleibt kostenlos und anonym – außer bei wirklich akuten Fällen. „Bei Suizidgedanken oder möglicher Fremdgefährdung müssen wir das natürlich weiterleiten. Dann sind wir von der Schweigepflicht entbunden“, sagt Beckmann. Neben Schülern können auch junge Erwachsene das Angebot wahrnehmen. „Zwischen 13 und 27 Jahren versuchen wir jedem zu helfen“, sagt Schleich. Und die Zahl der Hilfesuchenden ist nicht gering. 437 junge Menschen haben Beckmann, Schleich und ihre Kollegen im vergangenen Jahr beraten. Inzwischen gibt es eine Online-Beratung, bei der Schüler per Chat Kontakt aufnehmen können.

Manche der Jugendlichen benötigen nur eine einzige Beratung, andere werden jahrelang betreut. Nicht in allen Fällen ist es leicht, Nähe und gleichzeitig Distanz zu wahren, meint Schleich. „Eine junge Frau, die vor vier Jahren erstmals zu uns kam, meldet sich immer noch regelmäßig, obwohl sie keine Beratung mehr braucht. Damals waren mehrere Familienmitglieder gestorben, zusätzlich hatte ihr damaliger Freund die Beziehung beendet. Jetzt zu sehen, was für eine tapfere und selbstbewusste Frau sie geworden ist – das erfüllt einen mit Freude“, sagt Schleich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort