Düsseldorf Schulen bereiten sich auf Inklusion vor

Düsseldorf · Die Stadt hat die bisherigen Erfahrungen mit gemeinsamem Unterricht von behinderten und nicht-behinderten Kindern für Lehrer und Eltern ins Internet gestellt. Vorreiter in Düsseldorf ist die Hulda-Pankok-Gesamtschule.

Düsseldorf: Schulen bereiten sich auf Inklusion vor
Foto: Hans-Juergen Bauer

Während andere noch über das Pro und Kontra von Inklusion streiten, ist der gemeinsame Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen an der Hulda-Pankok-Gesamtschule (HPG) seit gut 20 Jahren Realität. "Es geht", ist sich Schulleiterin Alexandra Haußmann deshalb sicher. Dieser Erfahrungsschatz der Gesamtschule kommt nicht nur den eigenen Schülern, Eltern und Lehrern zugute. Denn die gesammelten Erkenntnisse der HPG sind auch gefragt, wenn andere Schulen nun nachziehen und Kinder mit Förderbedarf bei sich aufnehmen.

Schließlich hat kürzlich das Schulministerium NRW Fakten geschaffen und für August 2014 den Eltern das Recht zugesprochen, selbst zu entscheiden, ob ihre Kinder mit Förderbedarf eine Förderschule oder eine Regelschule besuchen sollen. Schuldezernent Burkhard Hintzsche rechnet deswegen mit steigenden Anmeldezahlen von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Regelschulen. Die Stadt sieht es als problematisch an, dass die Landesregierung das Gesetz erlassen hat, ohne Finanzmittel bereit zu stellen und Qualitätskriterien zu formulieren. Düsseldorf hält sich deswegen den Weg zur Klage offen. Gleichzeitig wird aber an einer besseren Integration von behinderten Kindern in Regelschulen gearbeitet.

"Das Hauptproblem ist nicht die Barrierefreiheit, sondern die pädagogische Umsetzung", sagt Hintzsche. Zwar sei dies eigentlich die Aufgabe der Landesregierung. Aber die Stadt hat ein Interesse, dass die Neuerung ans Laufen kommt. In Düsseldorf wurde deshalb ein Qualitätszirkel eingerichtet, der an der Weiterentwicklung der Inklusion arbeitet. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind für jedermann im Internet nachzulesen (s. Info). Dort finden sich Informationen für Eltern wie Lehrer sowie eine Bestandsaufnahme, in der die bisherigen Erfahrungen in verschiedenen Bereichen gesammelt wurden. Dabei wird deutlich, was bereits gut funktioniert und wo noch Handlungsbedarf ist. Im Qualitätszirkel angestoßen wurde beispielsweise, wie künftig der Einsatz von Integrationshelfern, die behinderte Kinder in den Unterricht begleiten, organisiert werden soll. Bislang werden die Helfer einzelnen Kindern zugewiesen. Sind mehrere Kinder in einer Klasse auf Hilfe angewiesen, würde das schnell den Klassenrahmen sprengen. Deshalb soll es künftig einen Pool von Integrationshelfern geben, auf den die Schulen zugreifen können. Die Helfer werden dann klassenweise eingesetzt und sind für mehrere Schüler zuständig. Unerlässlich zur Inklusion ist die Fortbildung der Lehrer. Denn beim Umgang mit behinderten Kindern ist Fachkompetenz gefragt. "Fast noch wichtiger als Räume und PC sind die Personen", ist auch das Fazit von HPG-Schulleiterin Haußmann. Unter den 110 Lehrern an der Schule sind zehn Sonderpädagogen verschiedener Fachrichtungen. Sie unterstützen die Kollegen, bilden sie fort und sind erster Ansprechpartner für die Eltern der betroffenen Schüler. Auch auf Klassenfahrten sind sie dabei — wenn eine Schülerin im Rollstuhl mit auf den Eiffelturm kommt, packt man gemeinsam an.

Kurzfristig lässt sich dieses Modell aber nicht auf andere Regelschulen übertragen. Schließlich sind die meisten Sonderpädagogen in Förderschulen im Einsatz. Zwar sinken die Schülerzahlen dort mit steigender Inklusion, doch über Schließungen will Hintzsche nicht reden. Durch einen Verbund der Förderschulen sollen die Förderlehrer gehalten werden. Mittelfristig soll der Anteil an Sonderpädagogen an Regelschulen erhöht werden. Parallel sollen auch Lehrer an Regelschulen eine Zusatzqualität erwerben. Hintzsche: "Jede Schule wird auf Dauer die Integration leisten müssen, und deshalb müssen sich alle Schulen weiterentwickeln."

(RP)
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