Düsseldorf Die kleinen Könige und ihre Lichtgewehre

Düsseldorf · Beim Pagenschießen treten Kinder an, denen das deutsche Waffengesetz Luftgewehre verbietet. Deshalb schießen sie mit Laserwaffen auf den Vogel.

 Schütze Klaus Reimann (li.) trägt den neuen Pagenkönig Lennart Staedel (10 Jahre) mit Andreas Becker auf den Schultern.

Schütze Klaus Reimann (li.) trägt den neuen Pagenkönig Lennart Staedel (10 Jahre) mit Andreas Becker auf den Schultern.

Foto: Anne Orthen

Simon erhebt sich langsam von seinem Platz, zieht noch einmal seine Schützenuniform zurecht und schreitet zum Gewehr. Ein letzter Blick zum Holzvogel, ehe Simon abdrückt und den linken Flügel trifft - das erste Pfand des Tages ist geschossen. Simon Alexander Dohmen ist neun Jahre alt, und seit er sechs ist, ist er Mitglied im St. Sebastianus Schützenverein Düsseldorf 1316, in dem auch sein Opa und sein Vater Mitglied sind. Der Neunjährige hatte sich bereits beim Pagenschießen im vergangenen Jahr seinen ersten Titel geholt.

Da er als amtierender König nicht erneut gewinnen durfte, konnte er sich am Samstag beim mittlerweile sechsten Pagenschießen am Nagelshof in Düsseldorf-Lohausen zurücklehnen und seine Kameraden beim Umgang mit dem Lasergewehr begutachten. "Das deutsche Waffengesetz schreibt vor, dass man erst mit zwölf Jahren ein Luftgewehr führen darf. Da unsere Pagen im Alter von sechs bis 13 mitmachen, haben wir uns die Technik mit dem Laser angeschafft", sagt Hans Weber, Vorsitzender der Jugendkommission. Das Gewehr ist mit einem Laser ausgestattet, der auslöst, sobald der Abzug betätigt wird.

 Das Lasergewehr ist aus Holz. Lisa Ulrich Gebauer (8 Jahre) zielt genau. Auch Mädchen sind hier willkommen.

Das Lasergewehr ist aus Holz. Lisa Ulrich Gebauer (8 Jahre) zielt genau. Auch Mädchen sind hier willkommen.

Foto: Anne Orthen

Der Vogel hat an jedem Pfand (Platte, Rumpf, Kopf, rechter Flügel, linker Flügel, Schwanz) fünf Löcher, hinter denen eine Maschine den Laserschuss registriert. Ist der Schuss erfolgreich, geht eine Lampe an, leuchten alle fünf, ist das Pfand geschossen. Haben die Nachwuchsschützen früher mit Armbrust und Saugnäpfen ihren König ermittelt, kann mit dieser Technologie das eigentliche Vogelschießen viel realistischer simuliert werden. "Wir sind in der vorteilhaften Situation, dass wir als Verein genug Geld für die Jugend in die Hand nehmen können, um so eine Technik bereitzustellen", sagt Weber.

20 Pagen nahmen am Samstag teil und ermittelten ihren neuen König. Wie beim Wettbewerb der großen Schützen, ist auch der Druck beim Pagenschießen auf die kleinen Teilnehmer hoch: "Es ist aufregend, wenn so viele Leute zugucken. Da rast das Herz richtig", beschreibt Simon Dohmen seine Gefühlslage während des Schießens. "Wenn du den Vogel treffen willst, dann brauchst du Können, aber auch Glück." Die richtige Mischung daraus hatte am Samstag der zehnjährige Lennart Staedel, der um kurz vor vier zum neuen Pagenkönig gekrönt wurde. Lennart hat mit seiner Schwester und Pagenkönigin Vanessa ein anstrengendes Jahr vor sich.

Davon kann auch Hans Christian Dohmen berichten. Der Vater von Vorjahressieger Simon hat seinen Sohn immer und überall begleitet: "Ich war auch mit zehn Pagenkönig - das ist eine super Erfahrung." In fünf Jahren wird Simon Jungschütze und der Neunjährige hat schon weitreichende Pläne: "Mein Ziel ist es auch hier König zu werden - und später bei den Großen."

(RP)
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