Düsseldorf Schützen und Jecke wollen Zuschüsse von der Stadt

Düsseldorf · Sowohl der Karneval als auch die Schützen locken Millionen Menschen und damit viel Geld in die Stadt. Davon wollen sie nun ihren Anteil. Beide Gruppen fordern finanzielle Zuwendungen der Stadt.

 Die drei werden sich bald wohl wieder treffen – und dann über Geld sprechen (v.l.): Schützen-Chef Lothar Inden, OB Dirk Elbers und Jobsi Driessen (Prinzen-Club, Gerresheimer Bürgerwehr).

Die drei werden sich bald wohl wieder treffen – und dann über Geld sprechen (v.l.): Schützen-Chef Lothar Inden, OB Dirk Elbers und Jobsi Driessen (Prinzen-Club, Gerresheimer Bürgerwehr).

Foto: Bernd Schaller

Das Düsseldorfer Brauchtum steht finanziell mit dem Rücken an der Wand und will nun Unterstützung der Stadt. Schützen-Chef Lothar Inden (sein Verein managt die Große Kirmes) und Jobsi Driessen (u.a. Präsident des Prinzen-Clubs) haben jetzt gemeinsam diese Forderung formuliert. In der Talk-Show "Alt ohne Filter" (center.tv, Erstausstrahlung am Freitag, 20 Uhr) sagten beide, die Stadt müsse einsehen, dass diese Forderung berechtigt sei. Man locke viele Menschen in die Stadt, Gastronomie, Einzelhandel, Hotels und Taxigewerbe profitierten enorm davon — aber Winter- und Sommerbrauchtum nicht, jedenfalls nicht ausreichend.

Neue Sponsoren zu finden sei sehr schwer, die Karnevalisten werden daher beim Rosenmontagszug künftig von Fußgruppen eine Teilnahmegebühr von 25 Euro pro Kopf verlangen. Einen ausgeglichenen Haushalt könne er jetzt noch vorlegen, meinte CC-Geschäftsführer Christoph Joußen (CC = Carnevals Comitee) , aber das werde bald wohl nicht mehr möglich sein. Man erkenne die Sachleistungen der Stadt an, aber das reiche nicht aus.

Tatsächlich überlässt man den Karnevalisten die Kö zur Vermarktung, aber angesichts weiter steigender Kosten — vor allem bei der Sicherheit — sieht man sich am Ende der Fahnenstange und will, wie vor rund 20 Jahren, einen regelmäßigen Zuschuss.

Damals, in den 1990er Jahren, hatte die Stadt eine jährliche Unterstützung von 300 000 D-Mark bezahlt, diese aber gestrichen, als sie in die roten Zahlen rutschte. Darüber waren die obersten Pappnasen so erbost, dass sie einmal sogar mit dem Wegfall des Rosenmontagszuges drohten. Unter dem damaligen Geschäftsführer Jürgen Rieck (der vor wenigen Tagen verstarb) gelang es dann im Gegenteil, über TV-Rechte für den Zoch und die TV-Sitzung hohe Summen einzunehmen und den Haushalt zu sanieren.

Aber die derzeitige Lage ist inzwischen so angespannt, dass man nicht glaubt, ohne die Stadt klarzukommen. Wie die Schützen argumentieren auch die Jecken mit den volkswirtschaftlichen Vorteilen ihrer Veranstaltungen. Karnevalsbesucher lassen Millionen in der Stadt, ähnlich sehen es die Schützen, deren Große Kirmes am Rhein ein bundesweit bekanntes Spektakel mit einem Umsatz von rund 100 Millionen Euro ist.

Wie man auf anderen Wegen sparen kann, zeigt derzeit das Festkomitee der Kölner Karnevalisten. Die haben jetzt in einem Interview des Kölner Stadt-Anzeigers bekanntgegeben, dass der nächste Zoch im Schatten des Domes mit deutlich weniger Musikkapellen wird auskommen müssen. Damit werde er kürzer, vor allem aber preiswerter, denn die Kapellen müssen (wie in Düsseldorf) von den Gesellschaften bezahlt werden, oder vom Dachverband. Man will sich mit Musik aus der Konserve helfen und denkt über ein eigenes Radioprogramm nach, das gezielt eingespielt werden könnte. Sponsorenwagen wie in Düsseldorf lehnen die Kölner ab. Kölns Zugleiter Christoph Kuckelkorn: "Die Identität des Kölner Rosenmontagszuges ginge verloren, wir wären beliebig. Dann würden, wie in Düsseldorf, ein LTU- oder ein Mercedes-Wagen mitfahren. Da kann man sich einkaufen — das geht hier eben nicht. Dadurch erhalten wir uns die Narrenfreiheit, auch unbequeme Persiflagen zeigen zu können."

Zumindest mit diesem Statement wird Kuckelkorn in Düsseldorf große Heiterkeit auslösen.

(RP)
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