Düsseldorf Schüsse am Bahnhof: Waffen werden geprüft

Düsseldorf · Die Waffen des 48-jährigen Bochumers, der am Dienstagmittag am Düsseldorfer Hauptbahnhof auf zwei Bundespolizisten geschossen hat, bevor er eine Frau als Geisel nahm und sie durch einen Kopfschuss schwer verletzte, werden zurzeit von Ballistikern im Landeskriminalamt untersucht.

Der Schütze vom Hauptbahnhof trug sechs Waffen bei sich
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Der Schütze vom Hauptbahnhof trug sechs Waffen bei sich

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Dabei geht es vor allem um die Frage, ob die Repliken historischer Vorderlader umgebaut wurden. M., der bis zu der Tat am Dienstag nie polizeilich aufgefallen ist und auf richterlichen Beschluss inzwischen in einer geschlossenen Psychiatrie untergebracht wurde, hatte keine Waffenerlaubnis. Die ist für Nachbauten, die in erster Linie zu Dekorationszwecken hergestellt werden, nicht nötig, wohl aber für schussfähige Umbauten.

Waffenkenner gehen davon aus, dass M. die Pistolen manipuliert hat — sonst hätte er sie wohl gar nicht erst abfeuern können. Sechs knapp 15 Zentimeter lange Waffen hatte er in den Taschen seiner Kleidung und in einem Stoffbeutel dabei, als er am Dienstagmittag mit dem Zug nach Düsseldorf fuhr. Acht weitere Vorderlader unterschiedlicher Größe und zwei Signalpistolen fand die Polizei in seiner Wohnung — unter einer schmuddeligen Bettdecke mit Backstreet-Boys-Bezug. Warum er die sechs Pistolen und ein Messer mitgenommen hatte, und was er überhaupt am Dienstag in Düsseldorf wollte, darüber schweigt der erwerbsunfähige Sozialhilfeempfänger auf Anraten seines Anwalts, den er kurz nach seiner Festnahme verlangt hatte.

Dem Opfer geht es besser

Der 22-jährigen Ratingerin, die er in seine Gewalt gebracht hatte, um sich der Verfolgung durch die Polizei zu entziehen, geht es nach Polizeiangaben wieder besser. Sie hatte auf einer Bank im Wartehäuschen der Straßenbahn über Kopfhörer Musik gehört und deshalb weder mitbekommen, dass auf dem Bahnhofsvorplatz ein Schuss gefallen war, noch, dass zehn Polizisten mit gezogenen Dienstwaffen Frank M. zum Stehenbleiben aufforderten. Dann hatte M. sie mitgeschleift und ihr schließlich in den Hinterkopf geschossen.

Die Bleikugel aus dem einschüssigen Vorderlader war an ihrem Schädelknochen abgeprallt. Das deutet für Experten darauf hin, dass die Pistolen mit einem schwachen Treibmittel abgefeuert wurden, so dass die Projektile nicht die Energie wie in einer scharfen Waffe entwickelten. Waffenrechtliche Verstöße würden sich auf das Strafmaß für Frank M. aber kaum auswirken. Immerhin wirft ihm die Staatsanwaltschaft zwei versuchte Tötungsdelikte vor.

(RP/jco)
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