Düsseldorf Schüler lernen gesunde Ernährung

Düsseldorf · Viele Kinder leiden bereits in der Grundschule unter Übergewicht. Immer mehr Projekte versuchen, ihnen gesunde Ernährung näher zu bringen. Bei "SMS. Sei schlau. Mach mit. Sei fit" machen Schüler den "Ernährungsführerschein".

 Um den "Ernährungsführerschein" zu bestehen, mussten Adelisa, Jaden, Wayne und Antonio (v.r.) verschiedene Brotsorten bewerten.

Um den "Ernährungsführerschein" zu bestehen, mussten Adelisa, Jaden, Wayne und Antonio (v.r.) verschiedene Brotsorten bewerten.

Foto: h.j.-Bauer

Zaghaft hält sich Adelisa eine Scheibe Graubrot vor die Nase. "Das riecht gut", sagt sie und steckt sich ein Stück in den Mund, während sie auf einem Zettel ein Kreuzchen macht. Adelisa ist acht Jahre alt und besucht die dritte Klasse an der Gemeinschaftsgrundschule Flurstraße in Flingern. "Heute lernen wir, uns gesund zu ernähren", erklärt sie.

Denn für die Grundschüler steht heute nicht wie üblich Mathe oder Deutsch auf dem Stundenplan, sondern Ernährung. Zu Gast sind dazu Experten des Fachbereichs "Diätassistenz" des Bildungszentrums für Gesundheitsfachberufe der Kaiserswerther Diakonie sowie Vertreter des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ). Im Rahmen der Initiative "SMS. Sei schlau. Mach mit. Sei fit", die das Bewusstsein bei Kindern für gesunde Ernährung und Bewegung wecken will, helfen die Experten den Grundschülern dabei, einen "Ernährungsführerschein" zu machen.

"Seit dem vergangenen Schuljahr besuchen wir Schulen, an denen wir das Projekt durchführen", sagt Karsten Müssig, Projektleiter des DDZ. Dreimal besuchen die Experten dabei die Schüler und bringen ihnen spielerisch den richtigen Umgang mit Lebensmitteln bei. "Jedes Mal bereiten die Kinder am Ende der Lehreinheit auch eine Mahlzeit zu", erklärt Müssig. Dabei ist es kein Zufall, dass sich die "SMS"-Initiative vor allem um Grundschüler kümmert: "Es gibt Studien, die belegen, dass Kinder vor allem in der Grundschule zunehmen. Vorher im Kindergarten haben sie sich ja noch viel bewegt. In der Schule müssen sie viel sitzen, und wenn sie sich dann nicht richtig ernähren, werden sie schnell übergewichtig", so Müssig.

Adelisa und ihre Mitschüler haben heute etwas über die Ernährungspyramide gelernt: Alles, was im roten Bereich der Pyramide angesiedelt ist, wie zum Beispiel Schokolade, ist nicht gesund. Alles, was im grünen Bereich liegt, ist gesund — so einfach ist das. "Gesund sind deshalb zum Beispiel Mandarinen, Bananen und Äpfel", sagt der achtjährige Jaden. "Und dunkles Brot ist gesünder als helles. Wegen der Körner", weiß Adelisa. Und es schmeckt auch gut, findet sie. Das weiß Adelisa so genau, weil sie ja schon ganz viel Brot heute probiert hat, das sie anschließend nach Form, Geruch und Geschmack bewertet hat.

Wer so viel lernt, hat dann aber auch eine Belohnung verdient: Zum Abschluss des Unterrichts dürfen alle Kinder Brotgesichter mit Gemüseschnitzen machen. Bis zum nächsten Mal, wenn es weitergeht mit dem Führerschein.

Dieser ist aber nicht das einzige Projekt von "SMS". Ein Partner der Initiative ist zum Beispiel Fortuna Düsseldorf, die Kinder zum Fußballtraining einlädt. Und auch andere Vereine kümmern sich um die Ernährung der Schüler: Bekannt ist zum Beispiel das Projekt "gesund & munter" der Düsseldorfer Bürgerstiftung, die gesundes Frühstück vor allem an Schulen in sozialschwachen Vierteln in der Landeshauptstadt organisiert. Neu gegründet hat sich derweil der Verein "Düsseldorfer Kids mit Pfiff — Prävention und Frühe Intervention mit Freude und Freunden", dessen Vorsitzender ebenfalls Karsten Müssig ist und der künftig die "SMS"-Initiative unterstützen will.

Dass all diese Initiativen erfolgreich sind, belegen die Zahlen: Denn auch die Stadt und das Sport- und Gesundheitsamt beschäftigen sich mit dem Thema Ernährung und Bewegungsförderung und haben dazu vor elf Jahren das Düsseldorfer Modell der Bewegungs-, Sport-, und Talentförderung ins Leben gerufen. Dabei werden sowohl bei Zweit- als auch bei Fünftklässlern einmal im Jahr die sportmotorischen Fähigkeiten getestet. Anschließend erhalten die Kinder Empfehlungen, zum Beispiel, welche Sportart sich für sie eignen würde. Gleichzeitig bietet die Stadt eine Ernährungsberatung an.

In diesem Jahr beteiligten sich insgesamt 4194 Kinder aus der zweiten Klasse am Bewegungstest. Mit einem erstaunlichen Ergebnis: Waren 2003 noch 18,3 Prozent der Kinder übergewichtig, so sind es jetzt nur noch 12,6 Prozent.

(lai)
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