Schule in Düsseldorf Malerhandwerk im eigenen Klassenzimmer

Bilk · Wegen der Corona-Krise vergeben Handwerksbetriebe derzeit weniger Praktika als sonst. Ein Malermeisterbetrieb kam deshalb an die Freiherr-vom-Stein-Realschule, um das Praktikum vor Ort zu ermöglichen.

 Maler unter sich: Behram (weißes Shirt), Ayman und Sebastian Schmitz (rotes Shirt) streichen das Klassenzimmer Hellblau.

Maler unter sich: Behram (weißes Shirt), Ayman und Sebastian Schmitz (rotes Shirt) streichen das Klassenzimmer Hellblau.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Vorsichtig fährt Timo (15) mit dem Farbroller an der Wand auf und ab. Ayman (14) mischt die hellblaue Farbe, in der die Wand ihres Klassenzimmers in der Freiherr-vom-Stein-Realschule später erstrahlen soll. Neben ihm balanciert Fiona (16) auf einer Leiter und zieht die Deckenkanten mit einem feineren Pinsel nach. Auf ihrer Kleidung sind noch weiße Farbspritzer vom Airless-Sprühverfahren zu sehen, mit denen die Neuntklässler die Wände zuvor geweißt haben.

Nur selten muss Sebastian Schmitz Ratschläge geben oder korrigieren. „Wer solch hochmotivierte Praktikanten zur Seite hat, kann sich wirklich glücklich schätzen“, lautet das zufriedene Urteil des Malermeisters. Nur einen Tag Einarbeitung benötigten die acht Realschüler, um die Neugestaltung ihres Klassenzimmers zu planen und sicher in Umgang mit Pinsel und Material zu werden. Wie viel von Letzterem benötigt werden würde, mussten die Schüler zuvor im Mathe-Unterricht exakt berechnen. Farbe und Ausrüstung wurden zwar gesponsert, doch sollten die Schüler möglichst viele Facetten des Malerberufs praxisnah kennenlernen.

Drei Tage waren Schmitz und seine Mitarbeiter vom Benrather Meisterbetrieb „Malerplusparkett“ an der Schule vor Ort, um die Schüler bei der Umgestaltung ihrer Klassenräume zu unterstützen. Hintergrund dieses Projektes bildete die Initiative „Deine Zukunft ist Bunt“ des Farbenherstellers „Brillux“. Die Initiative schafft Kooperationen zwischen Schulen und Betrieben, damit Schüler verstärkt Praktika absolvieren und die Betriebe Nachwuchs für das Malerhand­werk begeistern können. „Wir möchten den Schülern zeigen, dass der Beruf mehr als nur Streichen bedeutet, und die Betriebe motivieren, wieder mehr auszubilden“, sagt Projektbegleiter Aristidis Diatsos.

Besonders zu den jüngst angesetzten Berufsorientierungstagen fiel es vielen Neuntklässlern schwer, einen Praktikumsplatz zu finden. Viele Handwerksbetriebe würden wegen der Corona-Krise derzeit keine Plätze vergeben wollen, weiß auch Schmitz. Umso bemerkenswerter, dass sein Betrieb dafür nun extra drei Werktage in die Schule gekommen ist. „Hier zu arbeiten, motiviert uns ganz anders, weil es unser Klassenzimmer ist. Wir sehen unsere Arbeit also täglich“, sagt Tom. Für Schulleiterin Sünke Rieken hat das Projekt neben den hohen Erfahrungswerten für die Schüler noch einen netten Nebeneffekt. „Noch zwei, drei solcher Projekte und die Schule ist kostenlos renoviert“, ergänzt sie lachend.

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