Bewegende Trauerfeier in Berlin Schröder würdigt Immendorff

Mit einer Gedenkstunde haben Freunde und Weggefährten am Donnerstag in der Alten Nationalgalerie in Berlin Abschied von dem verstorbenen Maler Jörg Immendorff genommen. Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder würdigte seinen Freund Immendorff als "einen der ganz großen deutschen Maler der Nachkriegszeit".

Trauerfeier für Immendorff
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Foto: ddp

In einer bewegenden Trauerfeier in der Alten Nationalgalerie in Berlin sagte Schröder am Donnerstag, Immendorff sei ein gesellschaftskritischer Kopf gewesen, der die Bruchstellen deutscher Geschichte aufgezeigt habe. Immendorff war am 28. Mai nach langem Kampf gegen die Nervenkrankheit ALS im Alter von 61 Jahren in Düsseldorf gestorben.

Zu den rund 150 geladenen Trauergästen zählten zudem Immendorffs Witwe Oda Jaune, Kulturstaatsminister Bernd Neumann und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. Neben Schröder und Neumann hielten der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Peter-Klaus Schuster, der ehemalige Direktor des Pariser Centre Pompidou, Werner Spies, sowie der Rektor der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, Markus Lüpertz, Reden.

Schröder sagte, der Tod seines Freunds habe ihn tief erschüttert. Immendorff sei ein Künstler gewesen, der gegen die Ungerechtigkeiten der Welt revoltiert habe. "Die Bilder und Skulpturen von Jörg Immendorff sind so zu Diagnosen unserer Zeit geworden." Sie seien von bleibenden Wert. Schröder sagte sichtlich bewegt, er sei tief beeindruckt vom unbeugsamen Willen des Künstlers gewesen. Er habe unendlich viel hinterlassen, in dem er weiterleben werde. "Ich jedenfalls werde ihn nicht vergessen."

Immendorff, der am Tag der Trauerfeier seinen 62. Geburtstag gefeiert hätte, erkrankte 1998 und wurde seit Ende 2005 künstlich mit Hilfe eines Luftröhrenschnittes beatmet. Wegen der fortgeschrittenen Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) konnte der Künstler in den vergangenen Monaten seine Arme und Beine nicht mehr bewegen. Noch im März hatte er Schröder ein goldenes Porträt übergeben, das demnächst im Kanzleramt ausgestellt werden soll. Schröder nahm den Künstler gerne als kulturpolitisches Aushängeschild mit auf Auslandsreisen.

Einer der erfolgreichsten Künstler

Immendorff lehrte an der Düsseldorfer Kunstakademie und galt als einer der erfolgreichsten Künstler der Welt überhaupt. 1996 wurde der Joseph-Beuys-Schüler mit dem mexikanischen Marco-Polo-Preis ausgezeichnet, der mit 250.000 Dollar höchstdotierten Kunstauszeichnung.

Der 1945 bei Lüneburg geborene Künstler, der mit seiner früheren Meisterschülerin Oda Jaune verheiratet war, hatte viele Gastprofessuren, baute Bühnenbilder für die Salzburger Festspiele und entwarf auch mal eine Modekollektion. Bundesweit Schlagzeilen machte der Maler, als er im Jahr 2003 in einem Düsseldorfer Hotel bei einer Party mit Prosituierten mit 6,5 Gramm Kokain aufgegriffen wurde. Im August 2004 wurde er zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten wegen illegalen Drogenbesitzes verurteilt.

Zur Erforschung der seltenen Krankheit engagierte sich der Künstler gemeinsam mit seinem Arzt Thomas Meyer in einer Initiative, mit der bislang 100.000 Euro für Studien gesammelt wurden. Meyer arbeitet im ALS-Zentrum der Berliner Charité.

(afp)
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