Düsseldorf Schokofair-Vorkämpfer kritisieren Politiker

Düsseldorf · Die mehrfach ausgezeichnete Schokofair Initiative der Montessori-Gesamtschule in Flingern ist von der Politik enttäuscht. "Aus dem von uns geforderten Schoko-TÜV, der bei einem Besuch im Bundestag 2014 viel Zuspruch gefunden hatte, ist bis heute nichts geworden", sagt AG-Leiter und Lehrer Bernd Kowol.

Ein solches Gesetz hätte an der Kakaobohnenernte und Schokoladenherstellung beteiligte Unternehmen unter anderem verpflichtet, Lieferketten zu benennen. Deutsche Firmen, die bei ihren Auslandsaktivitäten Kinderrechte missachten, könnten auf Grundlage eines solchen Gesetzes sogar bestraft werden.

"Der Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hatte den Schoko-TÜV damals eine gute Forderung genannt", sagt Kowol. Gemessen daran sei wenig passiert, bemängeln auch seine Schüler. So sei bei einem erneuten Besuch in Berlin im vergangenen Jahr nur noch von einer freiwilligen Selbstverpflichtung der Firmen die Rede gewesen.

Den Düsseldorfer Schülern geht es um faire Arbeitsbedingungen und fairen Lohn für die Kakaobauern und ihre Familien und eine weltweite Strategie gegen die Kinderarbeit in den Ernteregionen. Sie setzen unter anderem auf internationale Siegel für fairen Handel wie UTZ Certified und Rainforst Alliance. Die Schüler, die mehrfach den Kinderrechtepreis des Westdeutschen Rundfunks erhielten und zum Unicef Junior Botschafter Deutschland gewählt wurden, warfen bei einem Auftritt am Weltkindertag vor gut zwei Wochen einen eher pessimistischen Blick in die Zukunft. So sei der Kakaopreis an den Börsen inzwischen auf unter 2000 Dollar pro Tonne gefallen. Ein Kakaobauer in Ghana oder der Elfenbeinküste verdiene deshalb nur noch zwischen 50 und 80 Cent am Tag. Das zwinge viele dieser Bauern, ihre Kinder bei der Ernte schuften zu lassen statt sie in die Schule zu schicken.

Ihren Auftritt nutzten die Gesamtschüler auch, um den CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Jarzombek an seine Zusage zu erinnern, den Schofair-Aktivisten aus Düsseldorf einen Termin bei der CDU-Fraktion in Berlin zu ermöglichen. "Darauf warten wir nun seit Dezember 2016", sagt Kowol.

(jj)
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