Interview mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann „Schlussspurt ist entscheidend“

Düsseldorf · Interview mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Chefin der FDP-Fraktion, zum späten Einstieg in den Wahlkampf, zur notwendigen Eigenständigkeit von Parteien – und weshalb der Posten des Ersten Bürgermeisters so reizvoll ist.

 „Die Wahlbeteiligung wird über 50 Prozent liegen“, prognostiziert Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) für den 31. August.

„Die Wahlbeteiligung wird über 50 Prozent liegen“, prognostiziert Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) für den 31. August.

Foto: RP/Andreas Bretz

Interview mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Chefin der FDP-Fraktion, zum späten Einstieg in den Wahlkampf, zur notwendigen Eigenständigkeit von Parteien — und weshalb der Posten des Ersten Bürgermeisters so reizvoll ist.

Frau Strack-Zimmermann, wie finden Sie den OB-Wahlkampf ?

Strack-Zimmermann Nur mäßig spannend. Ich hatte angenommen, dass der Wahlkampf aggressiver geführt wird. Aber man muss sich auch nicht gegenseitig umbringen, um Ziele zu erreichen. Wichtig ist, dass FDP und CDU mobilisieren, wirklich zur Wahl zu gehen.

Die FDP steigt erst jetzt in den Wahlkampf ein. Warum?

Strack-Zimmermann Das ist wie bei einem guten Pferderennen, entscheidend ist der Schlussspurt. Die erste Hälfte des Wahlkampfs war die Stadt wegen der Ferien leer, außerdem verlieren die Plakate in ihrer Wirkung, wenn sie zu lange hängen.

Sie beteiligen sich mit einem eigenen Plakat in liberalem Blau-Gelb und unterstützen darauf den CDU-Kandidaten Dirk Elbers. Wie kommt's an?

Strack-Zimmermann Es ist Partei und Fraktion wichtig, klar Flagge zu zeigen. Es geht darum, Wählern, die sonst ausschließlich FDP wählen, klar zu machen, dass sie bei dieser Oberbürgermeister-Wahl Elbers wählen sollen.

Die Grünen haben wie Sie auf eine eigene Kandidatin verzichtet, sich mit der SPD auf Karin Kortmann als gemeinsame Kandidatin geeinigt. Warum war das kein Modell für Sie?

Strack-Zimmermann Gott sei Dank haben wir uns nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten geeinigt. Wir unterstützen Dirk Elbers, nicht die CDU. CDU und FDP sind zwei unterschiedliche Parteien mit eigenen Wählern. Wir haben in neun Monaten Kommunalwahl, bei der wir als eigenständige Parteien antreten. Das müssen die Grünen erst mal erklären, wie sie nach der OB-Wahl wieder ihre Eigenständigkeit deutlich machen wollen.

Sie verzichteten auf Ihre Kandidatur und haben sich das "vergolden" lassen: Wird Elbers OB, werden Sie Erste Bürgermeisterin. War das alles?

Strack-Zimmermann Das ist wahnsinnig viel. Dass die FDP den Ersten Bürgermeister stellt, hat es in Düsseldorf noch nie gegeben. Die CDU ist auf uns zugekommen und hat mir dieses Angebot gemacht, weil sie nicht wollte, dass wir uns gegenseitig das Wasser abgraben.

Manche sagen, Sie wollten den Posten, um für die Kommunalwahl nur Werbung in eigener Sache zu machen.

Strack-Zimmermann Es geht mir darum, präsent zu sein in dieser Stadt. Erste Bürgermeisterin in Düsseldorf ist eine große Ehre und ich wäre natürlich für alle Bürger da. Natürlich ist es auch eine Frage des Einflusses.

Finden Sie es gerecht, dass die zweitkleinste von fünf Fraktionen den Ersten Bürgermeister stellt?

Strack-Zimmermann Es geht nicht um Quantität, sondern um Qualität. Und es geht auch darum, den Anteil der FDP am hart erarbeiteten Erfolg unserer Stadt sichtbar zu machen.

Es gibt das Gerücht, die FDP wolle einen Vierten Bürgermeister für die Grünen, um sich den Posten des Ersten so mit mehr Verständnis zu sichern.

Strack-Zimmermann Nein, das kommt nicht von uns. Früher hatte jede Fraktion in Düsseldorf einen Bürgermeister. Die Idee ist, dass man alle demokratischen Parteien an den politischen und repräsentativen Abläufen beteiligt. Ich finde, das ist eine Überlegung wert.

Womit geht die FDP in den Kommunalwahlkampf 2009?

Strack-Zimmermann Wir haben in den vergangenen neun Jahren gemeinsam mit der CDU viel erreicht. Das soll fortgeführt werden.

Das klingt nach dem "Weiter so!" von Elbers. Wofür steht aber die FDP?

Strack-Zimmermann Für eine gesunde Wirtschaftspolitik — die Schuldenfreiheit, die sich der verstorbene OB gerne an die Fahne geheftet hat, hätte es ohne die FDP nicht gegeben. Wir stehen für Senkung der Steuern. Und für liberale Grundwerte. Wir wollen keine überwachte, sondern eine weltoffene Stadt.

Es war nie ein Geheimnis, dass Elbers auch gut mit den Grünen kann. Macht Ihnen das Sorgen?

Strack-Zimmermann Dass Herr Elbers nett ist zu anderen ist, spricht für ihn. Bei Schwarz-Gelb ist die Schnittmenge viel größer als bei Schwarz-Grün. Bei wichtigen Themen wie Kö-Bogen oder Wohnen im Hafen ist Elbers so weit weg von den Grünen wie ich von der Milchstraße. Ich kann mich aber nicht täglich mit der emotionalen Lage von Herrn Elbers beschäftigen.

Was wäre, wenn nach der Kommunalwahl im Juni 2009 die Mehrheiten für Zweierbündnisse nicht reichen?

Strack-Zimmermann Ich bin zuversichtlich, dass die Bürger die Mehrheit aus CDU und FDP bestätigen.

Wagen Sie eine Prognose für die OB-Wahl am 31. August?

Strack-Zimmermann Die Wahlbeteiligung wird über 50 Prozent liegen — ich bin optimistisch, dass viele junge Leute wählen gehen. Außerdem gehe ich von einem deutlichen Sieg für das Doppelpack Elbers/ Strack-Zimmermann aus. Wir müssen dennoch bis zur letzten Minute kämpfen und motivieren.

(RP)
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